FEUERBESTATTUNG AUF DEM PRÜFSTAND
Wie sollten sich Christen entscheiden?
Die Feuerbestattung ist „in“. Selbst in christlichen Gemeinden wird sie zunehmend selbstverständlich. Aus Kostengründen – oder um eine jahrzehntelange Grabpflege zu umgehen. Dass hinter der »krematorischen Variante« bedenkliche Kräfte und Mächte wirksam sind, ist heutzutage nur noch wenigen Menschen bekannt. Umso wichtiger ist es, den Trend moderner Sterbekultur kritisch zu beleuchten.
Negative Hinweise der Bibel
Natürlich ist die Bibel kein Lexikon. Das Stichwort Kremation oder Feuerbestattung findet man nicht in ihr. Dennoch spielt die Totenverbrennung vereinzelt eine Rolle. Nicht aber im positiven Sinn! Das Alte Testament erwähnt sie als Todesstrafe: So bei Inzest und Prostitution (3. Mo 20:14; 21:9); bei Achan, der sich eines verheimlichten Diebstahls schuldig gemacht hat (Jos 7:15.25). Wo immer aber im heidnischen Umfeld Menschen als Götzenopfer oder als Leichen verbrannt wurden, distanziert sich Israel aufgrund seines Glaubens an Jahwe-Gott eindeutig (vgl. 5. Mo 12:31; 2. Chron 28:3; Jer 7:31; 19,5; Ez 23:37 u.a.).
Die Erdbestattung ist folglich »nicht nur bei den Babyloniern, Assyrern und Ägyptern, sondern auch in Israel unangefochtene Sitte. Für die alte Kirche war es ebenfalls selbstverständlich, ihre Toten zu beerdigen.« Selbst Gott hat seinen Freund Mose begraben, also in der Erde bestattet (5. Mo 34:5-6). Im Neuen Testament lesen wir von einem jungen Märtyrer: »Ein paar fromme Männer begruben Stephanus und hielten eine große Totenklage für ihn (Apg 8:2).
Vor allem sollten wir nicht vergessen, dass der Leichnam Jesu sorgsam einbalsamiert und in einem neuen Grab beigesetzt wurde (Lukas 23:52-54). Seine Angehörigen und Freunde sahen darin einen Liebesdienst. Der Gedanke, die Leiche Jesu hätte auch verbrannt werden können, ist nicht vorstellbar – obwohl die Einäscherung bei den Griechen und Römern jener Zeit üblich ist.
Theologische Gründe für Erdbestattung
Israel als auch die folgenden christlichen Gemeinden hatte drei theologisch fundierte Gründe, die für die Erd-Bestattung sprachen:
► UNSER KÖRPER: BILD GOTTES
Die Würde des Menschen hat in der Ebenbildlichkeit Gottes ihren unverlierbaren Grund (1. Mo 1:27). Sie gilt auch vom verstorbenen Körper. Mit dieser Würde ist unvereinbar, die menschliche Leiche als Kadaver zu behandeln, d.h. zu verbrennen.
► UNSER KÖRPER: ERDE
Aus »Erdpartikeln« [= aphár] geschaffen, soll der menschliche Leib nach Gottes Willen zur aphár-Substanz, zu Erde und Staub, zurückkehren. (1. Mo 3:19). Jedes Begräbnis erinnert Juden und Christen an diese elementare biblische Wahrheit. Bestattung heißt, den irdischen Körper dem natürlichen Auflösungsprozess zu übergeben.
► UNSER KÖRPER: SAATKORN
Die Verwesung ist aber nicht das absolute Ende des Körpers. Denn er ist Saatkorn der Auferstehung (1. Kor 15:37). Wie ein Korn in die Erde gelegt wird, um Frucht zu bringen, so wird der Körper beerdigt, um am Ende der Zeit zu einer neuen Gestalt verwandelt zu werden. Ein Saatkorn wird nicht verbrannt, sondern gesät, um Neues hervorzubringen.
Schöpfung. Verwesung. Auferstehung. Diese theologischen Brennpunkte sollten wir beachten, wenn wir ein rechtes Urteil über die Art und Weise menschlicher Bestattung gewinnen wollen. Danach ist die Erd-Bestattung eine in Gottes Schöpfungsordnung begründete Praxis. Bei den Juden als auch bei den Christen. Das biblisch-hebräische Menschenbild kennt keine Einäscherung im positiven Sinn. Deshalb sollte sie von bibelorientierten Christen auch nicht praktiziert werden. In aller Kürze wollen wir nun über Gründe und Folgen nachdenken, die mit der Einäscherung zu tun haben.
Sieg des Atheismus
Bis zum 18. Jahrhundert war die Erd-Bestattung im christlich geprägten Europa selbstverständlich. »Als die missionierende Kirche bei Germanen, Kelten und Slawen auf die Feuerbestattung stieß, brandmarkte sie diese ihr fremde Sitte als heidnisch: Karl der Große erließ 784 das erste strenge Verbot.«
900 Jahre später, im 17. Jahrhundert, regte sich in Europa zunehmend der Geist des Atheismus. Materialisten, Freimaurer, Marxisten und sonstige »Revolutionäre«, die der Kirche entfremdet waren, verspotteten sie höhnisch wegen der erhofften »Auferstehung des Leibes«. Nichts schien diese Erwartung mehr zu brüskieren, als die Forderung nach der Feuerbestattung. Vorbild ist die griechisch-römische Antike. So lässt sich ohne weiteres behaupten, »dass die Feinde des Christentums die Feuerbestattung als ein Kampfmittel gegen die Kirche angesehen haben«.
Im 19. Jahrhundert, nachdem sich die Aufklärung durchgesetzt hatte, wurde die Feuerbestattung mit Elan vorangetrieben. Die Firma Siemens konstruierte einen modernen Ofen und baute »1876 in Gotha das erste Krematorium«. Bereits 1933 wies Deutschland 109 Krematorien auf; 1939 wurden schon zehn Prozent aller Verstorbenen eingeäschert. Inzwischen ist die Kremation in weitesten Kreisen unserer Gesellschaft als normale Bestattungsform eingeführt – in Großstädten bis weit über 60%.
Wir sollten uns darüber Rechenschaft geben, aus welchem Geist diese »Feuerkultur« stammt. Es sind Mächte, die gegen Kirche und Glaube agierten und besonders im Holocaust des Nazireiches ihren infernalischen Höhepunkt fanden. Was in der Aufklärung als Fortschritt gefeiert wurde, trug im 20. Jahrhundert zum beispiellosen Niedergang menschlicher Zivilisation bei. Dass wir heute völlig kritiklos an diesen Feuer- und Verbrennungskult anknüpfen, hängt entweder mit der Geschichtslosigkeit der Nachkriegsgenerationen oder mit der Oberflächlichkeit einer gedankenlosen Service-Gesellschaft oder mit der »Kultur des Todes« zusammen, die nicht ohne dämonischen Einfluss denkbar ist.
Christen sollten sich bewusst gegen diesen Trend wenden und nicht einfach bedenkenlos mitmachen. Auch an dieser Stelle sollte die Abgrenzung der Gemeinde Gottes von der Welt deutlich greifen: »Macht keine gemeinsame Sache mit den Ungläubigen! Wie passen denn Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit zusammen? Was hat das Licht mit der Finsternis zu tun? Ist Christus in Einklang zu bringen mit dem Teufel? Haben Glaubende etwas mit Ungläubigen gemeinsam?« (2. Kor 6:14-15).
Schnelle »Entsorgung«
Dass die Einäscherung an Beliebtheit zunimmt, hängt auch mit der heutigen Neigung zusammen, alles schnell und gründlich zu regeln. Wir organisieren gleichsam Leben und Tod. Und was uns nicht mehr passt, werfen wir weg. Damit entziehen wir uns einer dauerhaften Verantwortung, die wir normalerweise mit einer Erdbestattung übernehmen. Der frevelhafte Gedanke liegt nahe, seine verstorbenen Angehörigen ebenso schnell zu »entsorgen«, wie man sich von seinem Sperrmüll trennt.
Je lockerer sich die modernen familiären Beziehungen gestalten, umso »pragmatischer« ist man im Todesfall bereit, den Leichnam rasch zu beseitigen. Aber der Leib ist kein Müll. Er ist Teil eines geliebten Menschen. Gott selbst geht der Tod seiner Kinder zu Herzen: »Der Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem HERRN« (Ps 116:16 – LÜ).
Hier ist zumindest bei den gläubigen Christen eine Rückbesinnung auf das biblisch Vertretbare nötig. Damit soll andrerseits nicht dem Totenkult auf unseren Friedhöfen gehuldigt werden. Es geht uns nicht um Prestigegräber, mit denen man unbewusst das schlechte Gewissen gegenüber den Verstorbenen kompensiert. Aber es geht um Respekt und Wertschätzung – und um die Erinnerung an einen geliebten Menschen, der jetzt fort ist, aber dennoch lebt. Und zwar real. Es ist sein Körper, mit dem Christus eines Tages die Metamorphose in den Herrlichkeitsleib vollzieht.
Kultur der Banalität
Paulus erinnert daran, Christen sollten das tun, was aufbaut, was dem Glauben entspricht und Gott näher bringt. Trifft das für die Einäscherung zu? Wer die gesellschaftliche Entwicklung wachsam begleitet, kann beobachten, wie die Feuerbestattung eine »Kultur der Banalität« vorantreibt:
► Es soll nicht viel kosten.
► Man will kein Grab pflegen.
► Erinnerung wird abgebrochen.
► Man sucht bewusst die Anonymität.
► Die Rest-Asche verhindert Trauerbewältigung.
► Wir tragen zum Banausentum bei.
Christen haben allen Grund, echte Alternativen zu entwickeln: Unsere Beerdigungen sind nicht vom Ende, vom Tod und vom Schlusspunkt geprägt, sondern –
► vom Wiedersehen,
► vom ewigen Leben,
► von der Auferstehung des Leibes und
► von der Vollendung der Welt.
Wir dürfen uns trotz Abschiedsschmerz freuen auf die Zukunft. Deshalb sollten wir eine Kultur des Lebens fördern, wo immer wir können. Denn der Tod ist besiegt! Mit solchen Voraussetzungen könnten christliche Beerdigungen würdige, zeugnishafte und auf die Ewigkeit hinweisende Feste der Auferstehung sein. Zugespitzt formuliert: Die Einäscherung »erinnert« eher an die Hölle (Feuer) als an den Himmel. Wir sollten uns aber vom Himmlischen leiten lassen!
Gegenargumente
Sind diese angeführten Argumente für die Erdbestattung und gegen die Einäscherung nun wirklich stichhaltig? Darf man hier auf einem Entweder-Oder-Standpunkt bestehen? Gibt es nicht Hunderttausende von Menschen, die in den Flammen von Scheiterhaufen, Kriegen, brennender Städte, Waldbränden usw. umkamen? Sind nicht auch die Toten des Terroranschlags auf die Türme in New York 2001 ein Gegenargument? Die meisten verbrannten. Ihre Körper wurden durch die Einwirkung von Druck und Hitze in Asche aufgelöst. Nichts blieb von ihnen übrig. Befinden sie sich damit außerhalb der Reichweite Gottes und damit der Auferstehung des Leibes?
Natürlich nicht! Die Verbrennung eines menschlichen Körpers, lebendig oder tot, kann den Leib nicht der Macht unseres Schöpfers entziehen. Wie grausam auch ein Mensch sein Leben beenden musste –, sei es durch Feuer, durch ein Raubtier im Meer oder durch eine Bombenexplosion: Gott verliert nicht den Zugriff auf unsere Körper (vgl. Offb 20:13).
In diesem Sinn kann eine Feuerbestattung objektiv nicht von der Schöpferkraft Gottes ausschließen. Subjektiv dagegen ist es aber möglich, wie die Geschichte lehrt, dass sich mit der Einäscherung antichristliche Beweggründe sowie unwürdige und unmenschliche Haltungen vermischen.
Motive prüfen
Wenn wir uns dennoch für ein Einäscherung entscheiden, sollten wir die selbstkritische Frage zulassen: Warum will ich das? Warum bestehe ich auf Kremation? Bin ich von den genannten Trend-Motiven wirklich frei? Sofern wir gläubige Christen sind, sollte es uns jedenfalls ein Herzensanliegen sein, der Erd-Bestattung als biblischer Normalität zu folgen, statt der ursprünglich antichristlich motivierten Feuer-Bestattung.
Auch die Nützlichkeitserwägungen, die heute gern ins Feld geführt werden (kostensparend, umweltfreundlich usw.) sollten wir sorgfältig prüfen, bevor wir eine gedankenlose und fragwürdige Trendentscheidung treffen.
Die Erdbestattung ist (wie wir sahen) nicht nur aufgrund der Tradition, sondern auch biblisch-theologisch wohlbegründet. Deshalb sollten wir aus Überzeugung dieser Erkenntnis und Praxis den Vorzug geben.
Herkunft: Horst Stricker