Seid gegründet und gewurzelt in der Liebe.

Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, nachdem ihr eine kleine Zeit gelitten habt, er selbst wird [euch] vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen.“ 1. Petrus 5:10
„Derselbe wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen.“
Ihr habt schon den Regenbogen gesehen, diese himmlische Brücke, die sich über die Ebene hinspannt: herrlich sind seine Farben, und unnachahmlich seine Verschmelzungen. Er ist prachtvoll, aber, ach, er vergeht, und siehe, er ist nicht mehr. Die herrlichen Farben zerfließen, und an ihrer Stelle erscheinen wieder die grauen Wolken, und das gewölbte Firmament erglänzt nicht mehr in den himmlischen Farben.

Sie sind nicht bleibend. Wie wär’s auch möglich? Ein herrlicher Anblick, erzeugt von flüchtigen Strahlen der Sonne und fallenden Regentropfen, wie kann der Dauer haben? Die Gnadenzüge im Wesen des Christen dürfen nicht dem Regenbogen gleichen in seiner vergänglichen Schönheit, sondern sie müssen im Gegenteil vollbereitet, gestärkt, gekräftiget, gegründet sein.
Trachte, gläubiger Bruder, dass alles Gute, was du hast, etwas Bleibendes werde. Möge dein Gemüt nicht sein, wie eine Schrift, auf Sand geschrieben, sondern wie ein Denkmal, in hartes Felsgestein gehauen! Möge dein Glaube nicht einem Luftschloss gleichen, sondern möge es auferbaut sein aus einem Stoff, der das schreckliche Feuer zu überdauern vermag, wodurch das Holz, Heu und Stoppeln des Heuchlers verzehrt wird.
Seid gegründet und gewurzelt in der Liebe. Eure Überzeugungen seien fest, eure Liebe aufrichtig, euer Verlangen wahrhaftig. Möge euer ganzes Leben so gegründet und vollbereitet sein, dass alle Schrecken der Hölle und alle Stürme der Erde nie und nimmer imstande sind, euch zu erschüttern.
Aber achtet darauf, wie diese Gnade, „fest im Glauben“ gegründet zu werden, erlangt wird. Des Apostels Worte weisen uns hin aufs Leiden als das Mittel dazu: „Die ihr eine kleine Zeit leidet.“ Es ist umsonst, dass wir hoffen, wir werden fest genug gegründet sein, wenn keine Stürme über uns kommen. Jene uralten Knorren an den Wurzeln der Eichen und jene mächtigen Risse in der Rinde der Äste zeugen von den vielen Stürmen, die über diese Riesen hinweggegangen sind, sind zugleich aber auch Beweise von der Tiefe, bis zu welcher die Wurzeln sich Bahn gebrochen haben.
So wird der Christ stark und festgewurzelt durch alle Trübsale und Stürme dieses Lebens. Darum erschreckt nicht vor den stürmischen Winden des Leidens, sondern seid getrost und glaubet, dass in ihren rauhen Prüfungen Gott seine Heilsabsichten an euch erfüllt.
Herkunft: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892)