Der Name Ikabod bedeutet: keine Herrlichkeit.
Ikabod – die Herrlichkeit ist gewichen
Die Bibel, das Wort Gottes, erzählt die ganze Geschichte des Volkes Gottes, damit wir nicht die gleichen Fehler wiederholen. Im Vergleich zum Volk Israel sind wir Christen heute nicht besser, weil wir alle gefallene Menschen sind. Deshalb hat Paulus die Erfahrung des Volkes Israel benutzt, um uns zu warnen (vgl. 1. Korinther 10:6-11). Wenn wir heute im Glauben wachsen wollen, müssen wir daraus lernen. Ein bedeutendes Beispiel ist die Geschichte von „Ikabod“, das hier kurz beschrieben werden soll.
Nachdem Gott sein Volk aus Ägypten führte, wollte er unter ihnen wohnen. Mose baute die Stiftshütte – ein Zelt, von dem Gott sagte: „Ich will meine Wohnung in eure Mitte setzen […]; und ich will in eurer Mitte wandeln und euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein“ (3. Mose 26:11). Als die Stiftshütte fertiggestellt war, zog die Herrlichkeit Gottes ein. Gott wohnte mitten unter seinem Volk.
Der Umzug
Leider dauerte es nicht lang, bis das Volk sich abwendete und ein goldenes Kalb anbetete. Obwohl die Israeliten den Auszug und alle Wunder Gottes erlebt haben, waren sie nicht treu. Wie hat Gott reagiert? Er ist umgezogen. Er konnte es bei seinem Volk nicht mehr aushalten. So befahl er Mose, die Stiftshütte nicht mehr in ihrer Mitte, sondern außerhalb des Lagers aufzuschlagen (vgl. 2. Mose 33:1-11). Weil Gott heilig ist, konnte er nicht tolerieren, was sein Volk tat, sondern er musste sich absondern. Wer von da an in Gottes Anwesenheit kommen wollte, musste Gott folgen und hinaus vor das Lager gehen.
Der erste Auszug
Als das Volk Israel in das verheißene Land Kanaan kam, ließ es sich dort nieder und die Stiftshütte blieb in Silo. Mit der Zeit fiel das Volk wieder von Gott ab, sodass nur wenige nach der Stiftshütte, der Wohnung Gottes, fragten. Zur Zeit des Propheten Samuels war der Priesterdienst ganz verdorben. Gott war sehr zornig darüber. Er konnte es unter seinem Volk nicht mehr aushalten (vgl. 1. Samuel 2:22-36). Als Gott das benachbarte Volk der Philister die Israeliten angreifen ließ, kamen die sie auf die Idee, die Bundeslade mitzunehmen, um den Kampf zu gewinnen (vgl. 1. Samuel 4). Sie dachten, wenn die Bundeslade mit ihnen in den Kampf zieht, wird Gott mit ihnen sein und sie werden sicherlich gewinnen. Doch am Ende wurden sie von den Philistern vernichtend geschlagen und die Priester wurden getötet. Ja, sogar die Bundeslade gelang in die Hände der Philister!
Waren die Philister so stark, dass sie die Bundeslade gefangen nehmen konnten? Oder hat die Verteidigung der Israeliten versagt? Psalm 78 sagt dazu: „Und sie reizten ihn […] zur Eifersucht durch ihre Götzenbilder. Gott hörte es und geriet in Zorn, und er verabscheute Israel sehr. Und er verließ seine Wohnung in Silo, das Zelt, das er unter den Menschen aufgeschlagen hatte; und er gab seine Macht [d.i. die Bundeslade] in Gefangenschaft und seine Herrlichkeit in Feindeshand“ (Psalm 78:58-61). Gott ist also absichtlich mitgegangen. Er hatte die Nase voll von seinem ungehorsamen Volk und ist aus seiner Wohnung ausgezogen.
Ikabod und die Gemeinde im Neuen Bund
Als diese Nachricht bekannt wurde, brachte eine der Priesterwitwen einen Sohn zur Welt. „Und sie nannte den Knaben Ikabod und sprach: Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen!, weil die Lade Gottes weggenommen worden war“ (1. Samuel 4:21). Der Name Ikabod bedeutet: keine Herrlichkeit.
Was hat das mit uns zu tun? Im Neuen Bund gibt es kein physisches Zelt mehr, sondern die Gläubigen sollen als Gemeinde zu einer Wohnung Gottes im Geist aufgebaut werden (vgl. Epheser 2:22; 1. Petrus 2:5; 1. Timotheus 3:15). Ist also alles, was sich Gemeinde nennt, die Wohnung Gottes? Erkennt Gott jede christliche Gruppierung als seine Gemeinde an? Die Juden hatten damals den richtigen Gott, das Wort Gottes und die Stiftshütte. Aber Gott hat nicht auf die äußeren Dinge geschaut. Er ist ausgezogen, weil es auf den Zustand der Gemeinde ankommt. Es geht hier nicht um eine allgemeine Anwesenheit Gottes, sondern um seine Herrlichkeit, sein lebendiges Sprechen und die Bestätigung, dass er hier wohnt. Wenn das nicht mehr vorhanden ist, geht es geistlich bergab. Das Prinzip von Ikabod zeigt, dass Gottes Herrlichkeit nicht einfach bleiben wird. Es hängt vom Zustand der Gemeinde ab! Selbst wenn die Gemeinde früher einmal herrlich war, kann man die Herrlichkeit Gottes nicht konservieren. Die Menschen werden vielleicht weiterhin Gottesdienste halten, aber die Herrlichkeit Gottes ist nicht mehr da.
Die Stiftshütte ohne die Bundeslade ist eine leere Hülle. Obwohl das Zelt aus viel Gold und kostbaren Materialien bestand, wurde die Stiftshütte auf einmal wertlos. Das Kostbarste, nämlich Gott selbst, fehlte. Und trotzdem kam das Volk nach Silo, um Gott zu suchen und ihn anzubeten! Obwohl Gott nicht mehr da war, dachten sie, dass dies immer noch die Wohnung Gottes sei. Doch die Herrlichkeit Gottes war schon ausgezogen.
Heute müssen wir daraus lernen. Um was geht es uns Christen? Wir schauen nach einem guten Gottesdienst, einem schönen Gemeindeleben, einer schönen Predigt, Freundschaften, Traditionen, usw. Aber haben wir jemals gefragt, ob Gott noch hier wohnt? Vielleicht hören wir eine gute, biblische Mitteilung – aber ist die Herrlichkeit Gottes noch da? Für Gott ist unser geistlicher Zustand wichtiger als alles andere.
Die Geschichte des Volkes Israels ist für uns aufgeschrieben, damit wir heute daraus lernen. Als der Priesterdienst und der Zustand des Volkes Gottes in 1.Samuel 2 ganz verdorben war, konnte Gott es nicht mehr aushalten und hat sein Haus verlassen; die Herrlichkeit Gottes ist von der Stiftshütte gewichen. Diese Geschichte von „Ikabod“ (bedeutet: keine Herrlichkeit; siehe 1. Samuel 4) zeigt, dass Gott mehr auf den Zustand seiner Gemeinde schaut als auf eine gute Predigt oder ein schönes Gemeindeleben.
Der zweite Auszug
Kurz nach der Zeit Samuels kam Israel unter dem König David zu seiner Blüte. Doch leider hielt dieser Zustand nicht lange an. Bald ging es mit der Nation Israel wieder bergab. Zuerst baute Davids Sohn Salomo den Tempel für Gott. Doch kurz darauf errichtete er auch Anbetungsstätten für heidnische Götzen. Im Lauf der folgenden Generationen wurde der Tempel, das Haus Gottes, nach und nach zu einem Ort des Götzendienstes. Der Prophet Hesekiel beschreibt, wie die Priester, Könige und das ganze Volk Gottes im Tempel ihre Götzen anbeteten (vgl. Hesekiel 8). Gott toleriert niemals, dass in seinem Haus Götzen angebetet werden. So konnte Hesekiel beobachten, wie die Herrlichkeit Gottes den Tempel verlassen hat (vgl. Hesekiel 11:22-25).
Dieses Mal ist Gott nicht nur ausgezogen, sondern hat durch den babylonischen König Nebukadnezar sein Gericht kommen lassen. Gott möchte sein Haus nicht zerstören lassen, aber er hatte keine Wahl. Wenn eine Wohnung mit Mäusen, Ratten und Kakerlaken befallen ist, werden selbst wir nicht mehr darin wohnen wollen! Wieviel mehr will auch Gott nicht in so einem Zustand wohnen. Als die Israeliten in der Wüste wanderten, zog Gott vor das Lager. In Silo verließ er die Stiftshütte. Nun ist sogar die Herrlichkeit Gottes vom Tempel gewichen!
Die Herrlichkeit Gottes in der Gemeinde
So wie die Stiftshütte bzw. der Tempel die Bundeslade enthielt, so soll die Gemeinde heute die Fülle Christi sein. Gott möchte eine Gemeinde, die herrlich ist, heilig und makellos, sodass er unter den Menschen wohnen kann (vgl. Epheser 3:19; Epheser 5:27).
Der Anfang der Gemeinde in der Apostelgeschichte war herrlich, weil Gott unter ihnen wohnte und wirkte. Doch schon in den späteren Briefen wird berichtet, dass sich alle Gemeinden in Kleinasien abgewandt hatten (vgl. 2. Timotheus 1:15). Trotz aller Ermahnungen zur Umkehr ist das Ergebnis in Offenbarung 3:20 : „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Die Gemeinde hielt weiterhin ihre Gottesdienste ab und war aktiv, aber Jesus stand vor der Tür und musste anklopfen. Das heißt, er war draußen. Wieder hat die Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus die Gemeinde verlassen – genau wie „Ikabod“ zur Zeit des Alten Bundes.
Gott geht immer weiter voran, aber sein Volk will nicht mitgehen. Jedes Mal, wenn die Gläubigen geistlich stehen bleiben, verschlechtert sich der geistliche Zustand und es gibt wieder einen „Ikabod“. Durch den Aufbau einer Organisation versucht man Gottes Wirken zu konservieren und an die nächste Generation weiterzugeben. Man fragt nicht, ob es Gott noch gefällt und ob seine Herrlichkeit noch da ist. Gott geht immer weiter, niemand kann ihn festhalten oder einsperren. Obwohl die Herrlichkeit Gottes nicht mehr da ist, machen die Gläubigen trotzdem weiter.
Dem Lamm folgen, wohin es auch geht
Heute müssen wir aus der Geschichte lernen. Was sollen wir tun, wenn wir merken, dass der Herr nicht mehr da ist? – Frage IHN selbst, wo er ist. Wenn er drinnen ist, dann bleibe drinnen. Sage nicht so schnell, dass der Herr drinnen ist! Es ist schnell gesagt, aber ob das wirklich so ist, ist eine andere Frage. Wenn er draußen ist, dann geh zu ihm. Das ist eine einfache Entscheidung ohne viel zu überlegen. Wenn die Herrlichkeit des Herrn das Haus schon verlassen hat, dann folge ihr.
Am Ende der Bibel zeigt Offenbarung 14 eine Gruppe von Menschen, die Jesus Christus treu gefolgt sind: „Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind Jungfrauen. Diese sind es, die dem Lamm nachfolgen, wohin es auch geht. Diese sind Gott und dem Lamm als Erstlinge aus den Menschen erkauft, und in ihrem Mund wurde keine Lüge gefunden; denn sie sind makellos“ (Offenbarung 14:4-5). Gott ruft Erstlinge unter seinem Volk, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht. Wir dürfen nicht an unserem Hintergrund festhalten, sondern müssen schauen, wo das Lamm heute hingeht.
Wir müssen also nur eines fragen: Wo ist die Herrlichkeit des Herrn, wo ist das Lamm? IHM müssen wir folgen. Folgt nicht einer toten Lehre, die ihr irgendwann gelernt habt. Wenn wir ihm folgen wollen, so werden wir mit Christus aus dem Lager herausgehen müssen. Der Hebräerbrief zeigt, dass damit auch Leiden verbunden sind: „So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen“ (Hebräer 13:13). Es ist ein Vorrecht, seine Schmach zu tragen. Wenn wir um seinetwillen verfolgt werden, ist unsere Belohnung groß in den Himmeln (vgl. Matthäus 5:10-12). Wenn wir dem Lamm auf diesem Weg bis zum Ende folgen, werden wir bei seiner Wiederkunft die Belohnung empfangen und mit ihm als Erstlinge auf dem himmlischen Berg Zion stehen (vgl. Offenbarung 14:1-5).
Herkunft: himmlisches-jerusalem.de