O das wirre Wünschen unseres Herzens!
„nach meiner sehnlichen Erwartung und Hoffnung, dass ich in nichts werde zu Schanden werden, sondern mit aller Freimütigkeit, wie allezeit, so auch jetzt Christus hoch erhoben werden wird an meinem Leibe, sei es durch Leben oder durch Tod.“ Philipper 1:20
Da sind die niedrigen Wünsche! Wir fühlen selbst, wie armselig sie sind! Und doch – wer kann sie verbannen? Und da sind die großen Wünsche für unsere Kinder, für Kirche, Volk und Vaterland, für die Welt und für Gottes Reich. In einem englischen Liederbuch heißt es: „Meiner Seele wildes Wünschen Reinige und läutre du!“
Dazu verhilft uns obiges Wort des Paulus. Er sitzt im Kerker in Rom. Unablässig kreisen seine Gedanken um die Gemeinden. Gigantische Pläne liegen im Geist dieses großen Mannes. Wenn wir fragen wollten: „Paulus, was wünschst du dir?“ – würden wir als Antwort doch selbstverständlich erwarten: „Die Freiheit! Die Erfüllung meiner Pläne.“ Und nun wünscht hier Paulus. Was wünscht er? – Erstaunlich: Kein Wort von Freiheit! Kein Wort von seinen Plänen! Kein Wort von all dem, was man erwarten könnte.
Aber das wünscht er sich, dass er sich als Jünger Jesu erweise; dass er mit seinem Leben Christum verherrliche. So sollten Christen wünschen lernen. Nicht: Ich möchte gern reich sein! Sondern: Ich möchte in meiner Armut Jesu Reichtum offenbar machen. – Nicht: Ich möchte gern mächtig sein! Sondern: Ich möchte gern in meiner Schwachheit die Kraft Christi stark werden lassen. – Nicht: Ich möchte es gut haben! Sondern: Ich möchte mich gern in Trübsalen als fröhliches Kind Gottes erweisen. – Nicht: Ich möchte gern die Erfüllung meiner Pläne! Sondern: Ich möchte, dass Christus hoch gepriesen werde, es sei durch Leben oder durch Tod! Amen.
Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966)