Zugang im Glauben zu dieser Gnade
“durch welchen wir auch den Zugang haben im Glauben zu dieser Gnade, darin wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben soll.” Römer 5:2
Das Wort “Zugang“, das soviel heißt wie Zutritt zu der Gnade, ist ein Wort voll himmlischen Trostes für arme Sünder. Die Schrift lehrt, dass wir einen beständigen Zugang zu dieser Gnade haben. Paulus spricht an anderer Stelle vom “Zugang zu Gott oder zum Vater durch Jesus Christus”; und Hebräer 10 nennt er es “die Freudigkeit zum Eingang in das Heilige durch das Blut Jesu, welchen Er uns bereitet hat zum neuen und lebendigen Wege durch den Vorhang, das ist durch Sein Fleisch.”
O, welch seliger Trost, dass dieser Zugang zum Gnadenthron, dieser neue und lebendige Weg durch den Vorhang uns beständig offen steht! Dies ist es, was in allen Fällen hilft, was ich auch immer über meinen Zustand entdecke, ja, selbst wenn ich finde, dass ich bisher nicht glaubte, sondern wie Judas oder der Zauberer falsch und betrogen war; auch er, der “voll bitterer Galle und verknüpft mit Ungerechtigkeit war”, hatte Zugang zur Gnade, denn der Apostel sagte: “Tue Buße und bitte Gott, ob dir vergeben werden möchte die Tücke deines Herzens”. Auch “der Laue”, der die harte Anrede erhielt: “Ich werde dich ausspeien aus Meinem Mund”, hatte doch Zugang zur Gnade, weil der Herr hinzufügte: “Ich rate dir, dass du Gold von Mir kaufest.”
Solange es noch heute heißt, kann deshalb allem abgeholfen werden, weil wir immer Zugang zur Gnade haben. Wir können heute anfangen, zu dieser Gnade hinzufliehen. Der Apostel ermahnt aufgrund dieses Zugangs: “Darum lasst uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Gnadenthron, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe not sein wird.” Alles hängt also davon ab, dass wir diesen Zugang “durch Jesus Christus” haben, dass wir einen Hohenpriester haben, der Mitleiden haben kann mit unserer Schwachheit, “einen Hohenpriester in Ewigkeit, der ein unvergängliches Priestertum hat, weshalb Er auch selig machen kann immerdar, die durch Ihn zu Gott kommen, und lebt immerdar und bittet für sie.” Durch diesen beständigen Zugang zur Gnade sowie dadurch, dass wir diese Gnade nur “durch unseren Herrn Jesus Christus” haben, kommt es, dass wir durch den Glauben beständig in der Gnade verbleiben können.
Hierdurch ist die tröstliche Wahrheit gewiss und aus der Schrift bekräftigt, dass keine Mängel und Gebrechen, kein Wechsel von besseren oder schlimmeren Stunden unseren Gnadenstand zunichte machen oder erschüttern können, solange wir im Glauben an Christus verbleiben und nicht ganz von Ihm abfallen.
Alles Sündliche, was jemals während der Wanderung zum Vorschein kommen kann, wird gerade durch den in Christus gegründeten Gnadenbund gutgemacht und aufgewogen; alles wird gutgemacht durch den Ewigkeits-Hohenpriester. Er ist gerade deshalb mit Seinem eigenen Blut in den Himmel eingegangen, auf dass Er unser Fürsprecher bei dem Vater sein soll, wie Johannes sagt: “Meine Kindlein, solches schreibe ich euch, auf dass ihr nicht sündigt. Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.” Dieser Fürsprecher und dieser Gnadenbund sind mächtiger als alles, was möglicherweise in unserem Leben zum Vorschein kommen kann.
Da das Licht des Geistes bei den Gläubigen alles offenbart und bestraft, was sündig ist, so entstehen bei ihnen mancherlei und schwere Prüfungen dieses Glaubens. Der eine ist von schweren Versuchungen zu Boden geworfen, empfindet nun grässliche Drohungen im Gewissen und klagt: “Ich habe einen offenbaren Fall getan, ich bin von der Gnade gewichen.” Der andere klagt unter hartnäckigen Versuchungen: “Mein Herz ist falsch; es liebt die Sünde, ist unbeständig und oberflächlich; ich wache nicht recht.” Ein dritter geht unter langwieriger Dürre inwendig gefühllos und tot wie ein Schlafender, klagt und weiss keinen Rat, um recht wach und gottesfürchtig zu werden. Das ganze Verderben, das wir von Adam ererbten, lässt sich auf vielerlei Art und Weise fühlen, wenn der Geist es beleuchtet und straft. Ist es möglich, dass dieses ganze Elend von der Gnade bedeckt werden kann?
Wenn die Gnade irgendwie von uns abhinge, dann wäre es unmöglich. Hier allerdings wird es sich zeigen, ob du dem Worte glaubst, dass wir nur “durch unseren Herrn Jesus Christus” in der Gnade stehen.
Bezweifelst du, dass das ganze Elend, mit dem du vor dem Gnadenthron liegst, von der Gnade bedeckt werden kann, dann musst du entweder deinen Glauben auf etwas Gutes bei dir gründen, oder aber du musst sagen, dass der Sohn Gottes kein vollkommener Heiland und Fürsprecher bei dem Vater sei.
Es ist deshalb überaus wichtig, die Worte “durch Christus Jesus“ recht festzuhalten und die Wahrheit tief ins Herz zu schreiben, dass unsere Gerechtigkeit vor Gott und unser Friede mit Gott in Ihm allein sind, der vor dem Angesicht Gottes für uns erscheint. Sonst wäre alles verloren, und alles wäre falsch, was die Schrift hiervon zeugt. Käme die Gerechtigkeit auch nur zum Teil durch das Gesetz, “dann ist Christus vergeblich gestorben.”
Wo die vom Gesetz Erben sind, so ist der Glaube nichts und die Verheißung ist abgetan.“So haben wir denn wahrlich eine ewige Gnade bei Gott, so wahr dies”durch unseren Herrn Jesus Christus” geschehen ist.
Wer kann mir weiter schaden? Die Schuld ist abgetan! Ich bin bei Gott in Gnaden, Der Zorn geht mich nicht an; Der Fluch ist auch verschwunden, Verdammung trifft mich nicht; Ich bin in Jesu Wunden, Da werd’ ich nicht gericht’t.
Herkunft: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868)