Einsam
„Ich gleiche dem Pelikan der Wüste,
Psalm 102:7-8
bin wie die Eule der Einöde.
Ich wache und bin wie ein
einsamer Vogel auf dem Dach.“
Ich liebe das Bibelwort aus Hebräer 4:15 wo es heißt: „Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde“ Warum? Weil es mir zeigt, dass jemand da ist, der Mitleid mit mir hat. Jemand, der auch versucht worden ist, in gleicher Weise wie ich. Jemand, der Lebensumstände kennt, der weiß, wie es sich anfühlt, erschöpft zu sein oder unverstanden, verlassen, verzweifelt. Der existenzielle Bedürfnisse ebenso kennt wie seelische. Der alles durchlebt hat – um mich in meinen Umständen zu verstehen.
Der Herr Jesus hat über dreißig Jahre hier auf der Erde gelebt. Er war Kind, Jugendlicher und Erwachsener. Er hat, wie kein anderer, Schwierigkeiten und Nöte erlebt. Warum hat Er das getan? Zu meiner Errettung war das nicht nötig. Dazu diente allein Sein stellvertretender Tod am Kreuz! Also, warum hat Er das durchlebt? Eine Antwort ist ohne Zweifel die, die wir in dem Bibelvers oben finden. Indem Er hier auf der Erde versucht wurde, kann Er mit mir Mitleid haben. Er versteht mich! Nicht, weil Er Gott ist und alles weiß, sondern weil Er es als Mensch an Seinem eigenen Körper erlebt hat. Nur von der Sünde ist Er nie versucht worden, denn in Ihm war keine Sünde (1. Johannes 3:5).
Nehmen wir die Einsamkeit. Ein Problem, das jeder von uns mehr oder weniger kennt, denn wer von uns war noch nie einsam? Manchmal vielleicht, weil man tatsächlich physisch allein war, ein anderes Mal vielleicht, weil die Menschen, die dich umgaben, dich nicht verstanden haben, du das, was dich bewegte, nicht teilen konntest. Nie allerdings wirst du einsamer sein als der Heiland in Seinem Leben hier auf der Erde. Wenn jemand sich mit Einsamkeit auskennt, dann ist Er es. Er war dieser Pelikan in der Wüste, der einsame Vogel auf dem Dach (Psalm 102).1
Psalm 102
Das Gebet eines Unglücklichen
1 [Gebet eines Unglücklichen, wenn er in Verzweiflung ist und vor dem Herrn seine Sorge ausschüttet.]
2 Herr, höre mein Gebet! / Mein Schreien dringe zu dir.
3 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir! / Wenn ich in Not bin, wende dein Ohr mir zu! / Wenn ich dich anrufe, erhöre mich bald!
4 Meine Tage sind wie Rauch geschwunden, / meine Glieder wie von Feuer verbrannt.
5 Versengt wie Gras und verdorrt ist mein Herz, / sodass ich vergessen habe, mein Brot zu essen.
6 Vor lauter Stöhnen und Schreien / bin ich nur noch Haut und Knochen.
7 Ich bin wie eine Dohle in der Wüste, / wie eine Eule in öden Ruinen.
8 Ich liege wach und ich klage / wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.
9 Den ganzen Tag schmähen mich die Feinde; / die mich verhöhnen, nennen meinen Namen beim Fluchen.
10 Staub muss ich essen wie Brot, / mit Tränen mische ich meinen Trank;
11 denn auf mir lasten dein Zorn und dein Grimm. / Du hast mich hochgerissen und zu Boden geschleudert.
12 Meine Tage schwinden dahin wie Schatten, / ich verdorre wie Gras.
13 Du aber, Herr, du thronst für immer und ewig, / dein Name dauert von Geschlecht zu Geschlecht.
14 Du wirst dich erheben, dich über Zion erbarmen; / denn es ist Zeit, ihm gnädig zu sein, die Stunde ist da.
15 An Zions Steinen hängt das Herz deiner Knechte, / um seine Trümmer tragen sie Leid.
16 Dann fürchten die Völker den Namen des Herrn / und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.
17 Denn der Herr baut Zion wieder auf / und erscheint in all seiner Herrlichkeit.
18 Er wendet sich dem Gebet der Verlassenen zu, / ihre Bitten verschmäht er nicht.
19 Dies sei aufgeschrieben für das kommende Geschlecht, / damit das Volk, das noch erschaffen wird, den Herrn lobpreise.
20 Denn der Herr schaut herab aus heiliger Höhe, / vom Himmel blickt er auf die Erde nieder;
21 er will auf das Seufzen der Gefangenen hören / und alle befreien, die dem Tod geweiht sind,
22 damit sie den Namen des Herrn auf dem Zion verkünden / und sein Lob in Jerusalem,
23 wenn sich dort Königreiche und Völker versammeln, / um den Herrn zu verehren.
24 Er hat meine Kraft auf dem Weg gebrochen, / er hat meine Tage verkürzt.
25 Darum sage ich: Raff mich nicht weg in der Mitte des Lebens, / mein Gott, dessen Jahre Geschlecht um Geschlecht überdauern!
26 Vorzeiten hast du der Erde Grund gelegt, / die Himmel sind das Werk deiner Hände.
27 Sie werden vergehen, du aber bleibst; / sie alle zerfallen wie ein Gewand; du wechselst sie wie ein Kleid / und sie schwinden dahin.
28 Du aber bleibst, der du bist, / und deine Jahre enden nie.
29 Die Kinder deiner Knechte werden (in Sicherheit) wohnen, / ihre Nachkommen vor deinem Antlitz bestehen.
Ohne Zweifel war Er schon in Seiner Familie einsam. In Johannes 7:5 lesen wir, dass auch Seine Brüder nicht an Ihn glaubten. Das war sicher schon so, als Er noch ein Kind war. Sie verstanden Ihn nicht. Unter Seinen Brüdern war Er der Einsame. Auch Seine Eltern verstanden Ihn nicht. „Wusstet ihr nicht“, musste Er sie einmal fragen.
Das bewegt umso mehr, wenn man daran denkt, dass die Menschen des Ortes, in dem Er aufwuchs, Ihm gegenüber sicher feindlich gesinnt waren. Ich lese das aus einer Stelle in Lukas 42
Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 4
Die Versuchung Jesu
1 Erfüllt vom Heiligen Geist, verließ Jesus die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher,
2 und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Die ganze Zeit über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger.
3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.
4 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot.
5 Da führte ihn der Teufel (auf einen Berg) hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde.
6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will.
7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.
8 Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab;
10 denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten;
11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
12 Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab.
Erstes Auftreten in Galiläa
14 Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend.
15 Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen.
Die Ablehnung Jesu in seiner Heimat
16 So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen,
17 reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt:
18 Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze
19 und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
20 Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.
21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.
22 Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs?
23 Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat!
24 Und er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.
25 Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam.
26 Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon.
27 Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman.
28 Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut.
29 Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen.
30 Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.
Jesus in der Synagoge von Kafarnaum
31 Jesus ging hinab nach Kafarnaum, einer Stadt in Galiläa, und lehrte die Menschen am Sabbat.
32 Sie waren sehr betroffen von seiner Lehre, denn er redete mit (göttlicher) Vollmacht.
33 In der Synagoge saß ein Mann, der von einem Dämon, einem unreinen Geist, besessen war. Der begann laut zu schreien:
34 Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!
35 Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der Dämon warf den Mann mitten in der Synagoge zu Boden und verließ ihn, ohne ihn jedoch zu verletzen.
36 Da waren alle erstaunt und erschrocken und einer fragte den andern: Was ist das für ein Wort? Mit Vollmacht und Kraft befiehlt er den unreinen Geistern, und sie fliehen.
37 Und sein Ruf verbreitete sich in der ganzen Gegend.
Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus
38 Jesus stand auf, verließ die Synagoge und ging in das Haus des Simon. Die Schwiegermutter des Simon hatte hohes Fieber und sie baten ihn ihr zu helfen.
39 Er trat zu ihr hin, beugte sich über sie und befahl dem Fieber zu weichen. Da wich es von ihr und sie stand sofort auf und sorgte für sie.
Die Heilung von Besessenen und Kranken
40 Als die Sonne unterging, brachten die Leute ihre Kranken, die alle möglichen Leiden hatten, zu Jesus. Er legte jedem Kranken die Hände auf und heilte alle.
41 Von vielen fuhren auch Dämonen aus und schrien: Du bist der Sohn Gottes! Da fuhr er sie schroff an und ließ sie nicht reden; denn sie wussten, dass er der Messias war.
Aufbruch aus Kafarnaum
42 Bei Tagesanbruch verließ er die Stadt und ging an einen einsamen Ort. Aber die Menschen suchten ihn, und als sie ihn fanden, wollten sie ihn daran hindern wegzugehen.
43 Er sagte zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkünden; denn dazu bin ich gesandt worden.
44 Und er predigte in den Synagogen Judäas.
heraus. Dort liest der Herr in der Synagoge in Nazareth etwas aus dem Propheten Jesaja vor und wendet das auf sich an. Mich erstaunt dann die Reaktion der Menschen, die mit Ihm aufgewachsen waren, die Ihn ganz sicher aus Nazareth kannten. Von Wut erfüllt stoßen sie Ihn zur Stadt raus und wollen Ihn von einem Berg werfen – Ihn umbringen. Hier entlädt sich die Wut, die sich über die Jahre angestaut hatte. Endlich die Gelegenheit, diesen frommen Jesus umzubringen. Wenn wir „draußen“ in unserer Umgebung Schwierigkeiten haben, dann erleben wir, wie wohltuend Familie ist – dahin zu kommen, wo ich verstanden werde, wo man auf unserer Seite ist. Ganz anders bei dem Herrn. Er kam nach Hause und „seine Brüder glaubten nicht an ihn“.
So ist es in Seinem Leben geblieben. Er begegnete in Seinem Erbarmen jedem Bedürfnis der Menschen, die Ihm begegneten. Er heilte, ermutigte, half weiter. Und das, obwohl Er wusste, dass diese Menschen später wie von Sinnen schreien würden „Kreuzige ihn!“. Sie waren in ihren Begegnungen mit Ihm nicht an Ihm selbst interessiert, sondern nur an Seiner Macht. Sie wollten Spektakuläres sehen, oder vielleicht selbst geheilt werden. Nur wenige schätzten, was Er tat. Von zehn geheilten Aussätzigen kam nur einer, um „Danke“ zu sagen. „Wo aber sind die Neun?“ Trotz der erfahrenen Gnade dachten diese nur an sich. Zu einer anderen Zeit lesen wir davon, dass Ihn viele Seiner Jünger verließen, weil sie Seine Rede nicht vertrugen (Johannes 6:66). Man hört die Einsamkeit aus der Frage des Herrn an die Zwölf heraus: „Wollt ihr etwa auch weggehen?“. Sie blieben, aber auch sie offenbarten Unverständnis und so war der Herr auch im Kreis der Menschen, die Ihn liebten, einsam.
Da sind beispielsweise Seine Jünger, oder das Haus in Bethanien. „Herr kümmert es dich nicht?“, fragte Martha Ihn. Seine Jünger drücken sich bei einer anderen Gelegenheit ähnlich aus: „Liegt dir nichts daran, dass wir umkommen?“ Wie wenig kannten sie Ihn!
Einmal war Er mit Seinen Jüngern unterwegs und spricht zu ihnen von Seinen Leiden. Er würde überliefert, verspottet, geschmäht, angespuckt, gegeißelt und getötet werden (Lukas 18).3
Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 18
Das Gleichnis vom gottlosen Richter und der Witwe
1 Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten:
2 In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm.
3 In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind!
4 Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht;
5 trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht.
6 Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt.
7 Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern?
8 Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?
Das Beispiel vom Pharisäer und vom Zöllner
9 Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel:
10 Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.
11 Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort.
12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.
13 Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!
14 Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Die Segnung der Kinder
15 Man brachte auch kleine Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Als die Jünger das sahen, wiesen sie die Leute schroff ab.
16 Jesus aber rief die Kinder zu sich und sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
17 Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.
Von Reichtum und Nachfolge
18 Einer von den führenden Männern fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?
19 Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen.
20 Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen; ehre deinen Vater und deine Mutter!
21 Er erwiderte: Alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.
22 Als Jesus das hörte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Verkauf alles, was du hast, verteil das Geld an die Armen und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!
23 Der Mann aber wurde sehr traurig, als er das hörte; denn er war überaus reich.
24 Jesus sah ihn an und sagte: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!
25 Denn eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.
26 Die Leute, die das hörten, fragten: Wer kann dann noch gerettet werden?
27 Er erwiderte: Was für Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich.
28 Da sagte Petrus: Du weißt, wir haben unser Eigentum verlassen und sind dir nachgefolgt.
29 Jesus antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Jeder, der um des Reiches Gottes willen Haus oder Frau, Brüder, Eltern oder Kinder verlassen hat,
30 wird dafür schon in dieser Zeit das Vielfache erhalten und in der kommenden Welt das ewige Leben.
Die dritte Ankündigung von Leiden und Auferstehung
31 Jesus versammelte die Zwölf um sich und sagte zu ihnen: Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird sich alles erfüllen, was bei den Propheten über den Menschensohn steht:
32 Er wird den Heiden ausgeliefert, wird verspottet, misshandelt und angespuckt werden,
33 und man wird ihn geißeln und töten. Aber am dritten Tag wird er auferstehen.
34 Doch die Zwölf verstanden das alles nicht; der Sinn der Worte war ihnen verschlossen und sie begriffen nicht, was er sagte.
Die Heilung eines Blinden bei Jericho
35 Als Jesus in die Nähe von Jericho kam, saß ein Blinder an der Straße und bettelte.
36 Er hörte, dass viele Menschen vorbeigingen, und fragte: Was hat das zu bedeuten?
37 Man sagte ihm: Jesus von Nazaret geht vorüber.
38 Da rief er: Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!
39 Die Leute, die vorausgingen, wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!
40 Jesus blieb stehen und ließ ihn zu sich herführen. Als der Mann vor ihm stand, fragte ihn Jesus:
41 Was soll ich dir tun? Er antwortete: Herr, ich möchte wieder sehen können.
42 Da sagte Jesus zu ihm: Du sollst wieder sehen. Dein Glaube hat dir geholfen.
43 Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen. Da pries er Gott und folgte Jesus. Und alle Leute, die das gesehen hatten, lobten Gott.
„Sie verstanden nichts von diesen Dingen.“ Zu einer früheren, ähnlichen Gelegenheit sprechen sie nach Seiner Leidensankündigung darüber, wer von ihnen der Größte ist (Lukas 9).4
Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 9
Die Aussendung der zwölf Jünger
1 Dann rief er die Zwölf zu sich und gab ihnen die Kraft und die Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und die Kranken gesund zu machen.
2 Und er sandte sie aus mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen.
3 Er sagte zu ihnen: Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd.
4 Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst.
5 Wenn euch aber die Leute in einer Stadt nicht aufnehmen wollen, dann geht weg und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie.
6 Die Zwölf machten sich auf den Weg und wanderten von Dorf zu Dorf. Sie verkündeten das Evangelium und heilten überall die Kranken.
Das Urteil des Herodes über Jesus
7 Der Tetrarch Herodes hörte von allem, was geschah, und wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn manche sagten: Johannes ist von den Toten auferstanden.
8 Andere meinten: Elija ist wiedererschienen. Wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden.
9 Herodes aber sagte: Johannes habe ich selbst enthaupten lassen. Wer ist dann dieser Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt? Und er hatte den Wunsch, ihn einmal zu sehen.
Die Rückkehr der Jünger und die Speisung der Fünftausend
10 Die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus alles, was sie getan hatten. Dann nahm er sie beiseite und zog sich in die Nähe der Stadt Betsaida zurück, um mit ihnen allein zu sein.
11 Aber die Leute erfuhren davon und folgten ihm. Er empfing sie freundlich, redete zu ihnen vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten.
12 Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen; denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort.
13 Er antwortete: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst weggehen und für all diese Leute Essen kaufen.
14 Es waren etwa fünftausend Männer. Er erwiderte seinen Jüngern: Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen zu ungefähr fünfzig zusammensetzen.
15 Die Jünger taten, was er ihnen sagte, und veranlassten, dass sich alle setzten.
16 Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie; dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten.
17 Und alle aßen und wurden satt. Als man die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es zwölf Körbe voll.
Das Messiasbekenntnis des Petrus und die erste Ankündigung von Leiden und Auferstehung
18 Jesus betete einmal in der Einsamkeit, und die Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: Für wen halten mich die Leute?
19 Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden.
20 Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes.
21 Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen.
22 Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen. 10,32-34
Von Nachfolge und Selbstverleugnung
23 Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
24 Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.
25 Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?
26 Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Menschensohn schämen, wenn er in seiner Hoheit kommt und in der Hoheit des Vaters und der heiligen Engel.
27 Wahrhaftig, das sage ich euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.
Die Verklärung Jesu
28 Etwa acht Tage nach diesen Reden nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten.
29 Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß.
30 Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija;
31 sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.
32 Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen.
33 Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte.
34 Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst.
35 Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.
36 Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.
Die Heilung eines besessenen Jungen
37 Als sie am folgenden Tag den Berg hinabstiegen, kam ihnen eine große Menschenmenge entgegen.
38 Da schrie ein Mann aus der Menge: Meister, ich bitte dich, hilf meinem Sohn! Es ist mein einziger.
39 Er ist von einem Geist besessen; plötzlich schreit er auf, wird hin und her gezerrt und Schaum tritt ihm vor den Mund, und der Geist quält ihn fast unaufhörlich.
40 Ich habe schon deine Jünger gebeten ihn auszutreiben, aber sie konnten es nicht.
41 Da sagte Jesus: O du ungläubige und unbelehrbare Generation! Wie lange muss ich noch bei euch sein und euch ertragen? Bring deinen Sohn her!
42 Als der Sohn herkam, warf der Dämon ihn zu Boden und zerrte ihn hin und her. Jesus aber drohte dem unreinen Geist, heilte den Jungen und gab ihn seinem Vater zurück.
43 aUnd alle gerieten außer sich über die Macht und Größe Gottes. Alle Leute staunten über das, was Jesus tat; er aber sagte zu seinen Jüngern:
Die zweite Ankündigung von Leiden und Auferstehung
44 Merkt euch genau, was ich jetzt sage: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert werden.
45 Doch die Jünger verstanden den Sinn seiner Worte nicht; er blieb ihnen verborgen, sodass sie ihn nicht begriffen. Aber sie scheuten sich, Jesus zu fragen, was er damit sagen wollte.
Der Rangstreit der Jünger
46 Unter den Jüngern kam die Frage auf, wer von ihnen der Größte sei.
47 Jesus wusste, was in ihrem Herzen vorging. Deshalb nahm er ein Kind, stellte es neben sich
48 und sagte zu ihnen: Wer dieses Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer unter euch allen der Kleinste ist, der ist groß.
Der fremde Wundertäter
49 Da sagte Johannes: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er nicht mit uns zusammen dir nachfolgt.
50 Jesus antwortete ihm: Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.
Die ungastlichen Samariter
51 Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen.
52 Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen.
53 Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.
54 Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet?
55 Da wandte er sich um und wies sie zurecht.
56 Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf.
Von der Nachfolge
57 Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst.
58 Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
59 Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben.
60 Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!
61 Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen.
62 Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.
Er hatte auf Tröster gewartet, aber da waren keine! Er war wirklich einsam.
Je näher Er dem Kreuz kam, desto einsamer wurde Er. Judas, der Jünger, welcher den Herrn über Jahre begleitet hatte, welcher die ganze Liebe des Herrn erfahren hatte – ebenso, wie alle anderen Jünger, würde Ihn für lächerliche 30 Silberstücke verraten. Für den Herrn eine erschütternde Tatsache (siehe Johannes 13:21). Seine engsten Vertrauten, Petrus, Johannes und Jakobus schlafen im Garten Gethsemane wiederholt ein. Dort, wo der Herr bestürzt und beängstigt war – betrübt bis zum Tod, in ringendem Kampf, in welchem Sein Schweiß wie große Blutstropfen zur Erde herabfielen! „Nicht eine Stunde vermochtet ihr mit mir zu wachen?“, fragt Er sie. „Ich habe auf Mitleid gewartet und da war keins, auf Tröster, und ich habe keine gefunden“ (Psalm 69:21).
Als dann die Kriegsleute kamen, „verließen ihn die Jünger alle und flohen“ (Matthäus 26:56). Jetzt war Er ganz allein. Umgeben von Feinden! Im Hof des Hohenpriesters erlebt Er dann wie der Jünger, der kurz vorher noch seine Liebe zu Ihm bezeugt hatte, mit einem Fluch beschwört, dass er diesen Jesus nicht kennen würde. So ging Er dann einsam, Sein Kreuz tragend nach Golgatha, „wo sie ihn kreuzigten“. Vorübergehende lästerten, ebenso Hohenpriester, Schriftgelehrte, Älteste – ja sogar die, die mit Ihm gekreuzigt waren (Matthäus 27).5
Das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 27
Die Auslieferung an Pilatus
1 Als es Morgen wurde, fassten die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes gemeinsam den Beschluss, Jesus hinrichten zu lassen.
2 Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn dem Statthalter Pilatus aus.
Das Ende des Judas
3 Als nun Judas, der ihn verraten hatte, sah, dass Jesus zum Tod verurteilt war, reute ihn seine Tat. Er brachte den Hohenpriestern und den Ältesten die dreißig Silberstücke zurück
4 und sagte: Ich habe gesündigt, ich habe euch einen unschuldigen Menschen ausgeliefert. Sie antworteten: Was geht das uns an? Das ist deine Sache.
5 Da warf er die Silberstücke in den Tempel; dann ging er weg und erhängte sich.
6 Die Hohenpriester nahmen die Silberstücke und sagten: Man darf das Geld nicht in den Tempelschatz tun; denn es klebt Blut daran.
7 Und sie beschlossen, von dem Geld den Töpferacker zu kaufen als Begräbnisplatz für die Fremden.
8 Deshalb heißt dieser Acker bis heute Blutacker.
9 So erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: Sie nahmen die dreißig Silberstücke – das ist der Preis, den er den Israeliten wert war –
10 und kauften für das Geld den Töpferacker, wie mir der Herr befohlen hatte.
Die Verhandlung vor Pilatus
11 Als Jesus vor dem Statthalter stand, fragte ihn dieser: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Du sagst es.
12 Als aber die Hohenpriester und die Ältesten ihn anklagten, gab er keine Antwort.
13 Da sagte Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, was sie dir alles vorwerfen?
14 Er aber antwortete ihm auf keine einzige Frage, sodass der Statthalter sehr verwundert war.
15 Jeweils zum Fest pflegte der Statthalter einen Gefangenen freizulassen, den sich das Volk auswählen konnte.
16 Damals war gerade ein berüchtigter Mann namens Barabbas im Gefängnis.
17 Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war: Was wollt ihr? Wen soll ich freilassen, Barabbas oder Jesus, den man den Messias nennt?
18 Er wusste nämlich, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte.
19 Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, ließ ihm seine Frau sagen: Lass die Hände von diesem Mann, er ist unschuldig. Ich hatte seinetwegen heute Nacht einen schrecklichen Traum.
20 Inzwischen überredeten die Hohenpriester und die Ältesten die Menge, die Freilassung des Barabbas zu fordern, Jesus aber hinrichten zu lassen.
21 Der Statthalter fragte sie: Wen von beiden soll ich freilassen? Sie riefen: Barabbas!
22 Pilatus sagte zu ihnen: Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt? Da schrien sie alle: Ans Kreuz mit ihm!
23 Er erwiderte: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Da schrien sie noch lauter: Ans Kreuz mit ihm!
24 Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache!
25 Da rief das ganze Volk: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!
26 Darauf ließ er Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.
Die Verspottung Jesu durch die Soldaten
27 Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus, führten ihn in das Prätorium, das Amtsgebäude des Statthalters, und versammelten die ganze Kohorte um ihn.
28 Sie zogen ihn aus und legten ihm einen purpurroten Mantel um.
29 Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm auf die Knie und verhöhnten ihn, indem sie riefen: Heil dir, König der Juden!
30 Und sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock wieder weg und schlugen ihm damit auf den Kopf.
31 aNachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen.
Die Kreuzigung
32 Auf dem Weg trafen sie einen Mann aus Zyrene namens Simon; ihn zwangen sie, Jesus das Kreuz zu tragen.
33 So kamen sie an den Ort, der Golgota genannt wird, das heißt Schädelhöhe.
34 Und sie gaben ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war; als er aber davon gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken.
35 Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich.
36 Dann setzten sie sich nieder und bewachten ihn.
37 Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht, die seine Schuld angab: Das ist Jesus, der König der Juden.
38 Zusammen mit ihm wurden zwei Räuber gekreuzigt, der eine rechts von ihm, der andere links.
39 Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf
40 und riefen: Du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst, und steig herab vom Kreuz!
41 Auch die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten verhöhnten ihn und sagten:
42 Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Er ist doch der König von Israel! Er soll vom Kreuz herabsteigen, dann werden wir an ihn glauben.
43 Er hat auf Gott vertraut: der soll ihn jetzt retten, wenn er an ihm Gefallen hat; er hat doch gesagt: Ich bin Gottes Sohn.
44 Ebenso beschimpften ihn die beiden Räuber, die man zusammen mit ihm gekreuzigt hatte.
Der Tod Jesu
45 Von der sechsten bis zur neunten Stunde herrschte eine Finsternis im ganzen Land.
46 Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
47 Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elija.
48 Sogleich lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken.
49 Die anderen aber sagten: Lass doch, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft.
50 Jesus aber schrie noch einmal laut auf. Dann hauchte er den Geist aus.
51 Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei. Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich.
52 Die Gräber öffneten sich und die Leiber vieler Heiligen, die entschlafen waren, wurden auferweckt.
53 Nach der Auferstehung Jesu verließen sie ihre Gräber, kamen in die Heilige Stadt und erschienen vielen.
54 Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten, das Erdbeben bemerkten und sahen, was geschah, erschraken sie sehr und sagten: Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!
55 Auch viele Frauen waren dort und sahen von weitem zu; sie waren Jesus seit der Zeit in Galiläa nachgefolgt und hatten ihm gedient.
56 Zu ihnen gehörten Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus.
Das Begräbnis Jesu
57 Gegen Abend kam ein reicher Mann aus Arimathäa namens Josef; auch er war ein Jünger Jesu.
58 Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Da befahl Pilatus, ihm den Leichnam zu überlassen.
59 Josef nahm ihn und hüllte ihn in ein reines Leinentuch.
60 Dann legte er ihn in ein neues Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg.
61 Auch Maria aus Magdala und die andere Maria waren dort; sie saßen dem Grab gegenüber.
Die Bewachung des Grabes
62 Am nächsten Tag gingen die Hohenpriester und die Pharisäer gemeinsam zu Pilatus; es war der Tag nach dem Rüsttag.
63 Sie sagten: Herr, es fiel uns ein, dass dieser Betrüger, als er noch lebte, behauptet hat: Ich werde nach drei Tagen auferstehen.
64 Gib also den Befehl, dass das Grab bis zum dritten Tag sicher bewacht wird. Sonst könnten seine Jünger kommen, ihn stehlen und dem Volk sagen: Er ist von den Toten auferstanden. Und dieser letzte Betrug wäre noch schlimmer als alles zuvor.
65 Pilatus antwortete ihnen: Ihr sollt eine Wache haben. Geht und sichert das Grab, so gut ihr könnt.
66 Darauf gingen sie, um das Grab zu sichern. Sie versiegelten den Eingang und ließen die Wache dort.
„Niemand fragt nach meiner Seele“ (Psalm 102).6
Psalm 102
Das Gebet eines Unglücklichen
1 [Gebet eines Unglücklichen, wenn er in Verzweiflung ist und vor dem Herrn seine Sorge ausschüttet.]
2 Herr, höre mein Gebet! / Mein Schreien dringe zu dir.
3 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir! / Wenn ich in Not bin, wende dein Ohr mir zu! / Wenn ich dich anrufe, erhöre mich bald!
4 Meine Tage sind wie Rauch geschwunden, / meine Glieder wie von Feuer verbrannt.
5 Versengt wie Gras und verdorrt ist mein Herz, / sodass ich vergessen habe, mein Brot zu essen.
6 Vor lauter Stöhnen und Schreien / bin ich nur noch Haut und Knochen.
7 Ich bin wie eine Dohle in der Wüste, / wie eine Eule in öden Ruinen.
8 Ich liege wach und ich klage / wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.
9 Den ganzen Tag schmähen mich die Feinde; / die mich verhöhnen, nennen meinen Namen beim Fluchen.
10 Staub muss ich essen wie Brot, / mit Tränen mische ich meinen Trank;
11 denn auf mir lasten dein Zorn und dein Grimm. / Du hast mich hochgerissen und zu Boden geschleudert.
12 Meine Tage schwinden dahin wie Schatten, / ich verdorre wie Gras.
13 Du aber, Herr, du thronst für immer und ewig, / dein Name dauert von Geschlecht zu Geschlecht.
14 Du wirst dich erheben, dich über Zion erbarmen; / denn es ist Zeit, ihm gnädig zu sein, die Stunde ist da.
15 An Zions Steinen hängt das Herz deiner Knechte, / um seine Trümmer tragen sie Leid.
16 Dann fürchten die Völker den Namen des Herrn / und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.
17 Denn der Herr baut Zion wieder auf / und erscheint in all seiner Herrlichkeit.
18 Er wendet sich dem Gebet der Verlassenen zu, / ihre Bitten verschmäht er nicht.
19 Dies sei aufgeschrieben für das kommende Geschlecht, / damit das Volk, das noch erschaffen wird, den Herrn lobpreise.
20 Denn der Herr schaut herab aus heiliger Höhe, / vom Himmel blickt er auf die Erde nieder;
21 er will auf das Seufzen der Gefangenen hören / und alle befreien, die dem Tod geweiht sind,
22 damit sie den Namen des Herrn auf dem Zion verkünden / und sein Lob in Jerusalem,
23 wenn sich dort Königreiche und Völker versammeln, / um den Herrn zu verehren.
24 Er hat meine Kraft auf dem Weg gebrochen, / er hat meine Tage verkürzt.
25 Darum sage ich: Raff mich nicht weg in der Mitte des Lebens, / mein Gott, dessen Jahre Geschlecht um Geschlecht überdauern!
26 Vorzeiten hast du der Erde Grund gelegt, / die Himmel sind das Werk deiner Hände.
27 Sie werden vergehen, du aber bleibst; / sie alle zerfallen wie ein Gewand; du wechselst sie wie ein Kleid / und sie schwinden dahin.
28 Du aber bleibst, der du bist, / und deine Jahre enden nie.
29 Die Kinder deiner Knechte werden (in Sicherheit) wohnen, / ihre Nachkommen vor deinem Antlitz bestehen.
Und doch, einen Trost gab es. „Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir“, hatte Er Seinen Jüngern erklärt. Nie war diese Verbindung unterbrochen. Wie hat der Heiland das Miteinander mit dem Vater genossen! Um so dunkler und bedrückender dann dieser Ruf am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Dort hing Er beladen mit meinen Sünden – zur Sünde gemacht. „Auf mir liegt schwer dein Grimm“, „Deine Zorngluten sind über mich hingegangen“ (Psalm 88).7
Psalm 88
Die Klage eines Kranken und Einsamen
1 [Ein Lied. Ein Psalm der Korachiter. Für den Chormeister. Nach der Weise «Krankheit» zu singen. Ein Weisheitslied Hemans, des Esrachiters.]
2 Herr, du Gott meines Heils, / zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht.
3 Lass mein Gebet zu dir dringen, / wende dein Ohr meinem Flehen zu!
4 Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, / mein Leben ist dem Totenreich nahe.
5 Schon zähle ich zu denen, die hinabsinken ins Grab, / bin wie ein Mann, dem alle Kraft genommen ist.
6 Ich bin zu den Toten hinweggerafft / wie Erschlagene, die im Grabe ruhen; an sie denkst du nicht mehr, / denn sie sind deiner Hand entzogen.
7 Du hast mich ins tiefste Grab gebracht, / tief hinab in finstere Nacht.
8 Schwer lastet dein Grimm auf mir, / all deine Wogen stürzen über mir zusammen. [Sela]
9 Die Freunde hast du mir entfremdet, / mich ihrem Abscheu ausgesetzt; / ich bin gefangen und kann nicht heraus.
10 Mein Auge wird trübe vor Elend. / Jeden Tag, Herr, ruf ich zu dir; / ich strecke nach dir meine Hände aus.
11 Wirst du an den Toten Wunder tun, / werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen? [Sela]
12 Erzählt man im Grab von deiner Huld, / von deiner Treue im Totenreich?
13 Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt, / deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?
14 Herr, darum schreie ich zu dir, / früh am Morgen tritt mein Gebet vor dich hin.
15 Warum, o Herr, verwirfst du mich, / warum verbirgst du dein Gesicht vor mir?
16 Gebeugt bin ich und todkrank von früher Jugend an, / deine Schrecken lasten auf mir und ich bin zerquält.
17 Über mich fuhr die Glut deines Zorns dahin, / deine Schrecken vernichten mich.
18 Sie umfluten mich allzeit wie Wasser / und dringen auf mich ein von allen Seiten.
19 Du hast mir die Freunde und Gefährten entfremdet; / mein Vertrauter ist nur noch die Finsternis.
Wer kann diese Einsamkeit in diesen dunklen Stunden fassen? Was für ein Heiland!
Bist du einsam? Keiner versteht dich so wie Er! Und eines bleibt immer wahr, egal wie einsam du bist: „Du bist bei mir“ (Psalm 23).8
Psalm 23 Der gute Hirte
1 [Ein Psalm Davids.] Der Herr ist mein Hirte, / nichts wird mir fehlen.
2 Er lässt mich lagern auf grünen Auen / und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
3 Er stillt mein Verlangen; / er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.
4 Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, / ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, / dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
5 Du deckst mir den Tisch / vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, / du füllst mir reichlich den Becher.
6 Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang / und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.
Herkunft: juengerschaft.de