Endlich frei vom Fluchen
Oft male oder schreibe ich hochkonzentriert an meinem Arbeitstisch. Pinsel, Tinte, Tusche,Stifte, Wasserglas usw. machen sich breit und breiter und so manches Mal fiel etwas über den Rand nach unten, das riss mich aus meinem Malschwung und ich stieß fluchend ein schlimmes Fäkalwort aus!
Am Boden nach dem Radiergummi suchend, schämte ich mich schon, denn ich war Christ geworden und wollte dieses elende Fluchen, was mir fast Freude bereitete, nicht in mein neues Leben hinein schleppen. Ich betete darüber und bat Gott, dass Er mich davon befreien möge. Es tat mir sehr Leid, aber so oft mir etwas runterfiel, kam auch schon ein empörter Fluch hinterher.
Ich war schon ein, zwei Jahre Christ, Bibel, Gebet und Hauskreis war mir eine Freude- auch die Gemeinschaft mit anderen Christen, ich wollte einfach alles richtig machen, ja, es war mir ein Bedürfnis.Wenn mir aber in einer hochkonzentrierten Phase etwas vom Tisch fiel, hasste ich es und stieß ein Fluch aus. Ich erschrak selbst über mich und sah mich um, ob es jemand gehört hat.
Ich schämte mich sofort und bat Gott um Hilfe. So ging es fort und fort und unzählige Male bat ich Gott mir dieses Fluchen zu vergeben, es von mir zu nehmen.Es nützte alles nichts. Ich konnte dieses hässliche Fluchen nicht lassen. Es kam so spontan, ich glaubte keine Chance dagegen zu haben, verzweifelte und obwohl ich in den damals letzten zwei Jahren schon viele grosse und kleine Unarten mit Gottes Hilfe hinter mich gebracht hatte, hielt sich dieses verräterische Fluchen hartnäckig, klebte förmlich an mir, bis ich daran mehrmals fast verzweifelte.
Ich wollte es ja nicht und Freude brachte es mir schon lange nicht mehr. Da ging ich, erschüttert über das Unvermögen meiner Willkür, so unbeherrscht sein zu müssen, in mein „Kämmerlein“. Das heißt in ein kleines Zimmer, schloss ab und trat in meiner ganzen Erschütterung vor Gott. Im Namen Seines Sohnes Jesus Christus, bat ich darum mir zu helfen.
Nun bekannte ich auch all die Namen meiner immer wiederkehrenden Flüche die ungebremst aus mir herausfuhren. Diese elende Aussichtslosigkeit trieb mich immer wieder zu Beteuerungen an, um es nicht mehr zu Wollen. Ich merkte schon lange, dass ich keine Chance hatte um davon frei zu werden, darum flehte ich im Laufe des Gebetes umso mehr und wollte nicht eher aufhören, denn du segnest mich….
Ich dachte an Jakob, hing sozusagen an Gottes Hosenbein und hielt fest. Es ging immer tiefer, zuletzt wusste ich gar nichts mehr zu sagen, flehte und stöhnte nur noch voller Scham. Rings um mich nahm ich nichts mehr wahr. Möbel, Bilder, alles schien nicht mehr da, auch ich fühlte mich in Auflösung. Alles was mir sonst so im Kopfe herum ging, war weg, ich dachte nichts mehr, ich war ein aufgelöstes Flehen und Bitten.
Mag meine Not ein, zwei, Stunden gedauert haben oder länger, als ich aufstand, wusste ich es nicht. Ich hatte Gott meinen ganzen Kummer erzählt und war nun innerlich ruhig geworden. Mein trauriges Anliegen war vor Gott gebracht wie nie nie zuvor. Als ich aus dem „Kämmerlein“ trat, war es als wenn ich in halben Bewusstsein wie durch Watte ging. Ich war auf alles gefasst. Auch das Gott mich erhört hat und mir helfen wird.
Die Zeit verging und als mir dann Wochen später etwas vom Tisch fiel, hörte ich, wie das Wort Huch aus meinem Munde kam. Huch ! Nie hatte ich vorher dieses Wort benutzt, kannte es aus Märchen oder von kleinen Mädchen, wenn ihnen der Wind das Röckchen anhob. Mir kamen die Tränen und ich heulte leise seufzend und dankbar vor mich hin. Wunderbar, als ich begriff, dass Gott der Herr mir dieses ‚neue Wort‘ ins Herz und auf die Zunge gelegt hat und ich ganz ruhig und staunend das Radiergummi vom Boden nahm.
Es war ein unfassbarer Moment um zu wissen, dass ich durch Gebet, ernsthaft und in Demut mein Anliegen betend vor Gott bringen darf und damit Seinen Arm bewegen kann. Ich Bösewicht hatte Gottes Gnade empfangen. Welch eine herrliche Erfahrung ist es, um mit einem wirklichen Anliegen zu Gott zu kommen. Ich glaubte sogar zu spüren, das Gott meine Entschlossenheit sah und mir helfen wird…. und dann sagte ich später Huch und nun liebe ich dieses Wort… es ist von Gott.
Dieses ist nun schon weit über dreissig Jahre her,ja fast vierzig, und ich kann mich noch an alle Einzelheiten meines Kampfes damals vor Gott erinnern und werde dieses Huch mit in den Himmel nehmen.
Herkunft: Karl-Heinz Teismann