Jesu Last ist leicht
Müssen wir perfekt sein ?
Wir können nicht perfekt sein, auch im Glauben werden wir immer wieder stolpern. Wenn wir zu perfekt sein wollen, können wir sogar krank werden.
Vollkommenheit ist göttlich
Perfektionismus ist derzeit modern, und diese Schwäche geben wir im Gegensatz zu anderen Fehlern recht gerne zu: „Ich bin da halt ein wenig perfektionistisch.“ Schließlich schwingt in diesen Worten mit: Ich bin ordentlich, fleißig und absolut zuverlässig. Und habe mit meiner Selbstkritik gleich noch meine Demut bewiesen.
Ein Perfektionist fühlt sich in seinem eigenen Inneren unwohl,
(Raphael M. Bonelli)
hat eine tiefsitzende Angst vor Ablehnung und macht sich und
anderen mit seiner Verbissenheit das Leben schwer.
Bitte was? Was ist so schlimm daran, die Dinge perfekt machen zu wollen? Grundsätzlich gar nichts. Der Wunsch nach Perfektion steckt in jedem von uns: Der Eine kocht gerne aufwendige 5-Gänge-Menüs wie im besten Restaurant, dem anderen ist sein blankgeputztes Auto eine wahre Freude. Der dritte vernachlässigt beides, weil er seit Tagen an einem kunstvollen Portrait malt. Alle drei streben auf ihre Weise nach Vollkommenheit. Und das aus gutem Grund, denn Vollkommenheit hat etwas Überirdisches, ja sogar Göttliches an sich. Vollkommenheit vor Augen zu haben motiviert uns zu besonderem Einsatz und hoher Leistung. Somit ist Perfektion ein sinnvolles und schönes Ziel.
Unvollkommenheit ist inakzeptabel
Doch Perfektionisten vergessen dabei eins: Völlige Perfektion ist in vielen Lebensbereichen weder notwendig noch gefragt. Zwar kann Perfektion als Ansporn dienen, um nach Höherem zu streben. Wenn das perfekte Ergebnis aber zum „Muss“ wird, ist nichts mehr gut genug. Die Wohnung ist nie ordentlich, weil immer noch etwas wegzuräumen ist. Die kunstvoll dekorierte Torte ist missraten, weil ein Schokoblättchen umgekippt ist. Und dieser Artikel ist unzumutbar, weil er hier und da präziser sein könnte.
Was treibt Perfektionisten an, alles perfekt machen zu müssen? Warum sind 99 Prozent inakzeptabel? Der eigentliche Grund liegt nicht darin, dass ein Perfektionist sich so sehr an Perfektion erfreut. Nein, unterbewusst geht es dem Perfektionisten vor allem um eins: Er will sich unangreifbar für Kritik machen. Nur wenn alles perfekt ist, hat niemand einen Grund, ihn abzulehnen. Denn tief im Herzen hält der Perfektionist sich für nicht liebenswert. Er hat furchtbare Angst davor, abgelehnt und ungeliebt zu sein, wenn er einem bestimmten Anspruch nicht genügt.
Panische Angst vor Fehlleistungen
Dieser Anspruch kann sich sehr individuell äußern: Entweder ist es der Zwang, superdünn zu sein, oder die ständige Angst, sich lächerlich zu machen. Vielleicht aber auch die Überzeugung, dass nur eine klinisch reine Wohnung annehmbar ist. Die Anspruchshaltung kann auch von außen an einen herangetragen werden, durch perfektionistische Eltern, Lehrer, Vorgesetzte oder den Partner.
Allen Ansprüchen gemein ist, dass sie den Betroffenen stark unter Druck setzen. Er hat seine mögliche Ausgrenzung oder Ablehnung bei Fehlleistung ständig vor Augen. Deshalb muss er sich furchtbar anstrengen, um das drohende Schicksal abzuwenden: „Meinen letzten Artikel hat jemand sehr gelobt, er wäre tiefgründig, pointiert und lehrreich gewesen. Deshalb kann ich ihm jetzt auf gar keinen Fall einen mittelmäßigen Artikel abliefern, was soll er sonst von mir denken? Er wird mich für eine inkompetente Eintagsfliege halten, die sein voriges Lob gar nicht verdient hat.“
Solche Gedankenspiralen lähmen. Anstatt meine Kreativität zu fördern, hemmt die Angst jeglichen Schreibfluss. Je öfter ich meine Zeilen lese, desto schlechter kommen sie mir vor. Ohne es zu merken, verfange ich mich in einem angstbasierten Gedankenkonstrukt. In dem Zwang, vorige Leistungen stets toppen zu müssen, schraube ich die eigenen Ansprüche ins Unermessliche. Solange, bis ich mich für restlos inkompetent halte, weil ich mir selbst – und vermeintlich den anderen – niemals genügen kann.
Gilt Gottes Liebe nur den anderen?
Ein Perfektionist fühlt sich auch vor Gott oft in der Versagerrolle. Theoretisch weiß er, dass Gott bedingungslos liebt und allen anderen gilt das sicher. Aber die Bedingungslosigkeit hat gewiss Grenzen, die man selbst längst überschritten hat. Tragischer Weise erkennt ein Perfektionist nicht den Widerspruch in diesem Satz:
Bedingungslosigkeit kann nämlich gar keine Grenzen haben!
Tief in seinem Inneren fühlt er, dass Gott ihn ablehnt. Dieses Gefühl ist stärker als alle Bibelstellen, die etwas anderes sagen wie „Ich habe dich je und je geliebt“ (Jeremia 31:3) oder „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen“ (Römer 5:5). All das gilt zwar generell, aber nicht für den Perfektionisten, weil dieser sich für nicht liebenswert hält.
Statt Ängste zu lösen, baut die Beziehung zu Gott für den Perfektionisten neue Ängste auf: Jetzt muss er sich vor den Menschen UND vor Gott beweisen. So versucht er verzweifelt, dem vermeintlichen Anspruch von Gott und Mensch gerecht zu werden. Aber er hat zugleich den Eindruck, dass es nie genug ist. Dieser Druck macht rastlos. Ein Perfektionist ist immer unterwegs, weiß aber nicht, wohin. Er ist orientierungs- und hoffnungslos, weil er an seiner Fehlerhaftigkeit verzweifelt. Er ist angespannt und fühlt sich innerlich leer. Selbst überragende Leistungen können dieses Loch nur kurzzeitig auffüllen.
Gott erwartet keine Vollkommenheit von mir
Einen weiteren Punkt vergessen Perfektionisten oft: Wir Menschen sind einzigartig, gerade weil wir nicht perfekt sind. Unsere ganze Welt zeichnet sich dadurch aus, dass sie unvollkommen ist. Perfektion zu erreichen ist für uns weder möglich noch entspricht es unserer Lebensbestimmung. Sogar durch die Bibel ziehen sich menschliche Schwächen wie ein roter Faden. Mose führte das Volk Israel aus Ägypten, doch zugleich traute er sich nicht, vor dem Pharao zu sprechen. Gideon sollte Gottes Volk im Kampf zum Sieg führen, aber er fühlte sich zu jung dafür. Und Petrus, der große Apostel, hat Jesus aus lauter Angst im Stich gelassen.
Doch genauso wie menschliche Schwächen und Versagen zieht sich Gottes Barmherzigkeit durch die Bibel. Er wusste, dass wir aus uns heraus niemals perfekt sein werden und alles richtig machen können. Aus diesem Grund hat er Jesus in die Welt geschickt. Jesus ist gekommen, um unsere Fehlerhaftigkeit und Schwachheit auf sich zu nehmen: „Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen“ (Jesaja 53:4).
Jesus ist für all das gestorben, was unsere Welt unvollkommen macht. Damit hat er mich von dem Gesetz der Fehlerlosigkeit befreit.
Durch Jesus muss ich mich nicht mehr abrackern, um perfekt zu sein. Ich kann meine inneren Lasten an ihn abgeben, ohne Angst zu haben, was er jetzt von mir denken mag. Er mag mich tatsächlich so wie ich bin. Deshalb erwartet er keine Vollkommenheit von mir. Die Geborgenheit in seiner Liebe ist völlig unabhängig von jeder Leistung. Auch von meiner Leistung. Und deshalb hat das vermeintliche Gesetz der Fehlerlosigkeit keine Grundlage in meinem Leben.
Noch zwei Verse um die Angst und den Druck abzubauen, vor Gott nicht gerecht bzw. perfekt zu sein.
Sei nicht allzu fromm und übertreib es nicht mit deiner Weisheit! Warum willst du dich selbst zugrunde richten? Sei aber auch nicht gewissenlos und unvernünftig! Warum willst du sterben, bevor deine Zeit gekommen ist? Es ist gut, wenn du dich an beides hältst und die Extreme vermeidest. Wer Ehrfurcht vor Gott hat, der findet den richtigen Weg. Prediger 7:16 HFA
Denn ein Gerechter fällt siebenmal und stehet wieder auf; aber die Gottlosen versinken in Unglück. Sprüche 24:16
Friede sei mit euch, in unserem HERRN Jesus Christus.
Herkunft: Netzfunde