Psalm 143
Ein Psalm Davids.
1 Herr, höre mein Gebet, achte auf mein Flehen! Antworte mir in deiner Treue, in deiner Gerechtigkeit!
2 Und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht; denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht!
3 Denn der Feind verfolgt meine Seele; er hat mein Leben zu Boden getreten und zwingt mich, im Dunkeln zu sitzen wie die längst Verstorbenen.
4 Und mein Geist ist verzagt in mir, mein Herz ist erstarrt in meinem Innern.
5 Ich gedenke an die längst vergangenen Tage, rufe mir alle deine Taten in Erinnerung und sinne nach über die Werke deiner Hände.
6 Ich strecke meine Hände aus nach dir; meine Seele verlangt nach dir wie lechzendes Erdreich. (Sela.)
7 Erhöre mich eilends, o Herr; mein Geist vergeht! Verbirg dein Angesicht nicht vor mir, daß ich nicht denen gleich werde, die in die Grube hinabfahren!
8 Laß mich früh deine Gnade hören, denn auf dich vertraue ich! Laß mich den Weg erkennen, auf dem ich gehen soll, denn zu dir erhebe ich meine Seele.
9 Errette mich, Herr, von meinen Feinden, denn bei dir suche ich Schutz!
10 Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich in ebenem Land!
11 Um deines Namens willen, Herr, erhalte mich am Leben; durch deine Gerechtigkeit führe meine Seele aus der Not!
12 Und in deiner Gnade vertilge meine Feinde, und laß zugrundegehen alle Widersacher meiner Seele; denn ich bin dein Knecht!
Wie zerbrechliches Eis ist der Boden manchmal unter uns, uneben und unsicher. Der Boden, der uns tragen sollte. Und man ahnt nur, was sich darunter noch verbirgt. Jeder neue Morgen trägt Hoffnung in sich. Die aufgehende Sonne weckt den Wunsch nach einem Neuanfang und wir sehnen uns nach längst vergangener Leichtigkeit. Der Morgen ist die beste Zeit für Gnade – und Gnade ist, wenn wir von Gesetzes wegen anders dran sein müssten. Es kommt dann eben nicht, wie es kommen muss. Etwas anderes, etwas Unerwartetes beginnt.
Der Verfasser dieser Psalmworte hatte seine Verlorenheit erkannt, er hatte verstanden, wie weit er von seinem Schöpfer entfernt war und wollte neu beginnen. Er vertraute auf das Unsichtbare und erwartete sich Hilfe. Er bat um Orientierung und bekam Antwort. Die Bibel gibt uns solche Beispiele, um die Menschen auch in unserer Zeit daran zu erinnern, dass diese Möglichkeit besteht.
Dass es Gnade gibt und dass das Unerwartete und Neue wirklich beginnt, wenn wir zu unserem Schöpfer umkehren und ihn bitten, uns den Weg zu zeigen, anstatt selbst einen Weg zu suchen. Wie gewaltig ist doch diese Wahrheit, dass Gott selbst uns den Lebensweg zeigt. Wer das glaubt, kommt zur Ruhe und beginnt mit Zuversicht jeden Tag. Und Gott schenkt diesen Glauben, vertrauen Sie noch heute darauf.
Tu mir kund den Weg!
Wir können uns gut vorstellen, dass David diese dritte Bitte in Vers 8 ebenfalls am Morgen an seinen Gott richtete: «Laß mich den Weg erkennen, auf dem ich gehen soll» David wusste seinen Weg oft nicht. Inmitten der Gefahren, in denen er sich befand, konnte er seinen Tagesablauf kaum sicher planen. Oft war es nötig, von einem Augenblick zum anderen zu entscheiden, wohin er sich wenden sollte. Deshalb war diese Bitte sehr verständlich.
Wie David sollen wir ebenfalls unseren Weg dem Herrn anbefehlen. Viele von uns planen ihre Aktivitäten im Voraus und oft geht das gar nicht anders. Dennoch ist es wichtig, dass wir für die Wegweisungen unseres Herrn offen sind.
Er hat versprochen, dass Er uns den Weg lehren will, den wir gehen sollen. Er hat versprochen, seine Augen auf uns zu richten, um uns zu raten. Diese Zusage war David nicht unbekannt (vgl. Psalm 32:8). Trotzdem ist es wichtig, dass wir unseren Gott immer wieder bitten, uns seinen Weg zu zeigen. Jeder Tag bringt – allen Planungen zum Trotz, viele Situationen mit sich, wo wir entscheiden müssen. Nicht immer sind es grundlegende Entscheidungen, aber doch Situationen, in denen wir den Weg des Herrn erkennen müssen, sei es im Berufsleben, im Familienleben, im Versammlungsleben oder zu anderen Gegebenheiten. Deshalb wollen wir die Bitte Davids zu der unseren machen: «Laß mich den Weg erkennen, auf dem ich gehen soll!»
Lehre mich dein Wohlgefallen tun!
In Vers 10 betete David darum, dass Gott ihn lehren sollte, sein Wohlgefallen zu tun. In der täglichen Gefahr, in der er sich befand, konnte er das leicht aus den Augen verlieren. Die ständig wechselnden Situationen konnten schnell dazu führen, dass er aus eigenem Antrieb handelte und den Willen und das Wohlgefallen Gottes in den Hintergrund schob.
Das vollkommene Vorbild für uns ist der Herr Jesus. Er kam auf die Erde und konnte trotz seiner widrigen Umstände sagen: «Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust (mein Gefallen)» (Psalm 40:9). Er wusste genau, was seinem himmlischen Vater Freude machte.
Er kannte dessen Willen und hat ihn in allen Einzelheiten getan. Wir haben nötig, darum zu bitten, den Willen Gottes für unser Leben zu erkennen, damit wir sein Wohlgefallen tun können. Wir müssen gelehrt werden, um zur Freude unseres Herrn unser Leben zu führen und das nicht nur am Sonntag, sondern gerade im Alltag.
Gott hat einen Willen für unser Leben. Er möchte durch uns verherrlicht werden. Das geschieht nicht von selbst. Deshalb ist die Bitte angebracht: «Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen!» Der Herr Jesus ist der beste Lehrmeister, und sein Leben liefert uns das perfekte Beispiel dafür, was es heisst, nach Gottes Wohlgefallen zu leben.
Herkunft: U.a. haltefest.ch