Gedanken über den Umgang zwischen jungen Brüdern und Schwestern
Egoismus oder Bruderliebe?
In Jesaja 53:6 heißt es: „Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen Weg.“ Wenn wir unser Leben vor der Bekehrung im Licht Gottes betrachten, müssen wir diese Aussage bejahen. Die menschliche Fantasie denkt sich immer wieder neue Wege aus, um noch weiter von Gott wegzukommen. So haben wir Menschen uns von Ihm entfernt, um vielen verschiedenen Begierden und Vergnügungen zu dienen und uns gegenseitig zu hassen (Titus 3:3). Der Schöpfer legte einst die Liebe zwischen Mann und Frau ins Herz seiner Geschöpfe. Doch die Sünde hat vieles verdorben. Die Liebe, die jetzt im Herzen des natürlichen Menschen vorhanden ist, ist eine egoistische. Weder die selbstlose Liebe gegenüber den Mitmenschen noch die Wärme der Liebe Gottes finden darin Platz. Kälte und Gleichgültigkeit regieren das Herz.
Erst als Christus in unser Leben trat, kamen wir Gott und unseren Mitmenschen näher. Christus hat uns geliebt und sich selbst für uns gegeben. In der Hingabe für andere hat Er uns ein Beispiel hinterlassen, damit wir seinen Fussstapfen nachfolgen (1. Petrus 2:21). Gott hat uns Christus zum Vorbild gegeben: Seinen Fussstapfen folgen wir nach, indem wir uns gegenseitig als Kinder Gottes lieben. „Die Liebe sei ungeheuchelt … In der Bruderliebe seid herzlich zueinander“ (Römer 12:9-10).
Das Beispiel von Ruth
Der Glaube an den gemeinsamen Heiland eint alle Kinder Gottes. Diese neue Beziehung soll durch Bruderliebe geprägt sein. Bedeutet das nun, dass es keine Unterschiede mehr gibt? Dass junge Brüder ungehindert herzliche Kontakte zu jungen Schwestern pflegen können? Dass sie sich auf der Basis der „Bruderliebe“ gegenseitig besuchen?
Nein, das gehörte sich schon früher nicht, weder in Afrika, noch sonst wo auf der Welt. Selbst als der Herr Jesus, der Heilige und Gerechte, auf der Erde lebte, war das nicht der Fall: „Die Jünger wunderten sich, dass er mit einer Frau redete“ (Johannes 4:27).
Doch immer mehr schleichen sich solche Gewohnheiten unter dem Einfluss der modernen Medien ein. In kleinen Schritten sind wir Glaubende daran, sie von der Welt zu übernehmen. Ist das in Ordnung? Entspricht das dem Willen des Herrn? Tut dir das gut?
Im Gespräch mit Ruth sagte Boas zu ihr: „Halte dich hier zu meinen Mägden.“ Abends berichtete Ruth ihrer Schwiegermutter von diesem Gespräch: „Boas hat zu mir gesagt: Du sollst dich zu meinen Knechten halten.“ Hatte Boas nicht etwas anderes gesagt? Ruth hatte es scheinbar nicht verstanden. Noomi korrigierte den Fehler sofort, ohne dabei ihre Schwiegertochter zu verletzen oder blosszustellen: „Es ist gut, meine Tochter, dass du mit seinen Mägden ausgehst“ (Ruth 2:8; Ruth 2:21-22). Welche Weisheit und geistliche Lebenserfahrung hatte diese alte, gottesfürchtige Frau! Wie schön, dass Ruth ihren Rat befolgte.
Jeder Bruder und jede Schwester hat noch das Fleisch in sich. Darum laufen wir alle Gefahr, entweder durch Gedanken oder Taten zu sündigen. Auch die Jünger wurden aufgefordert zu beten: „Führe uns nicht in Versuchung“ (Matthäus 6:13). Es ist niemals gut, in Situationen zu schlittern oder – schlimmer noch – Situationen zu suchen, durch die man in Sünde fallen könnte oder die andere zur Sünde verleiten. Auf jeden Fall aber schadet es dem Zeugnis, das wir durch unser Leben für den Herrn Jesus abgeben möchten.
Beziehungen
In einer Familie ist es normal, dass der Vater, die Mutter und die Kinder eine freie, herzliche Beziehung zueinander pflegen. Dazu gehören auch intensive Gespräche, vor allem wenn die Eltern gläubig sind. Diese Gemeinschaft macht Mut und fordert das gemeinsame geistliche Wachstum. Nebenbei bemerkt: Im Sinn der Bibel setzt sich eine christliche Familie aus dem Vater, der Mutter und ihren unverheirateten Kindern zusammen. Dieser irdischen Familien-Beziehung hat Gott himmlischen Segen verheissen (siehe 5. Mose 11:18-21).
Das zeigt uns bereits einige Grenzen auf: Es ist nicht normal, wenn du einen engen Kontakt zu einer Person knüpfst, die nicht zur Familie gehört. Dies gilt auch dann, wenn die junge Frau oder der junge Mann zu deiner Verwandtschaft gehört oder im selben Dorf oder Stadtteil wohnt. Zu viele junge Gläubige sind dadurch irregeführt und zum Sündigen verleitet worden. Als junger Mann kannst du beispielsweise nicht in der Wohnung deiner „Glaubensschwester“ oder deiner Cousine übernachten, ohne dich oder sie unheiligen Gedanken und sündigen Taten auszusetzen.
Dabei sind zwei Seiten zu beachten: Erstens begebt ihr euch selbst in Gefahr zu sündigen und zweitens gebt ihr ein schlechtes Zeugnis gegenüber den ungläubigen Menschen ab. Sie denken sich dann: Ihr macht es wie alle anderen, also gehört ihr zur Welt. Doch unser Herr Jesus hat das Gegenteil gesagt (Johannes 17:14-15)!
Schon im Alten Testament finden wir Beispiele von solch unheiligen Beziehungen. Das Ende ist immer dasselbe – heute wie damals: Elend, Unglück, Schande und verletzte Gefühle.
Davids Sohn Amnon bat seinen Vater: „Lass doch meine Schwester Tamar kommen und vor meinen Augen zwei Kuchen bereiten, dass ich aus ihrer Hand esse!“ Leider liess sich David erweichen. „Und jedermann ging von ihm hinaus …, da ergriff er sie und sprach zu ihr: Komm, liege bei mir, meine Schwester …, und er überwältigte sie und entehrte sie und lag bei ihr.“ Und die ernste Folge davon? „Amnon hasste sie mit sehr großem Hass; denn der Hass, mit dem er sie hasste, war größer als die Liebe, mit der er sie geliebt hatte“ (2. Samuel 13:1-22).
Joseph gibt uns ein anderes Beispiel: Die sexuelle Versuchung trat an ihn heran, als „kein Mensch von den Leuten des Hauses dort im Haus war“ (1. Mose 39:11). Das war nicht sein Fehler. Als Sklave hatte er seine Arbeit zu verrichten. Doch die verführerische Frau nutzte diese Gelegenheit schamlos aus. Wie viele Kinder Gottes sind in Sünde gefallen (oder wurden vergewaltigt), weil sie nicht alles getan hatten, um zu verhindern, mit einer anderen Person allein zu sein! Wir kennen zu viele, die während Jahren schmerzlich unter den Folgen litten. Joseph wurde bewahrt, weil er so schnell wie möglich aus dieser Situation floh.
Es ist normal, wenn du dich als junger Mann zu Vertreterinnen des anderen Geschlechts hingezogen fühlst. Das ist natürlich und kommt von Gott – doch die böse Lust kommt nicht von Ihm! Gott hat eine einzige Frau (nicht ein Mädchen!) für dich bestimmt, und du musst seine Zeit abwarten, bis du sie ganz für dich haben kannst – nach eurer Hochzeit. Auch wenn uns Männern das Verlangen nach einer Frau von Gott gegeben wurde, ist es nicht biblisch, sich gehen zu lassen, weder in Gedanken noch in Taten. Es ist wichtig, dass du dich beherrschst, während du auf die eine Frau wartest, die Er für dich vorgesehen hat. Du musst also jede Gefahr meiden, die dich in Gedanken und Taten zu Fall bringen könnte. Der Herr Jesus hat klar und deutlich gesagt: „Jeder, der eine Frau ansicht, sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen“ (Matthäus 5:28).
Ein weiteres Beispiel ist Dina, die Tochter Jakobs. Sie ging unter dem Vorwand aus, die Töchter des Landes zu sehen. Kurz darauf befand sie sich in den Händen eines jungen Mannes. Er lag bei ihr und entehrte sie (1. Mose 34). – So wird das Zeugnis der Kinder Gottes verdorben.
Hirtendienst
Hirtendienst ist unter Christen eine äusserst wichtige und notwendige Aufgabe. Das heisst: Als Gläubige sorgen wir uns um einen entmutigten Bruder oder eine Schwester, die sich allmählich in die Welt entfernt. Du betest für diese Person, denkst über sie nach und hast es auf dem Herzen, sie zu besuchen. Traust du dir diese Aufgabe aber selbst zu, so riskierst du, von deinen Emotionen fortgerissen zu werden und das Zeugnis vor der Welt zu verderben. Deshalb ist es in jedem Fall weise, wenn ein Mann einen jungen Bruder und eine Frau eine junge Schwester ermahnt. Diesen nicht einfachen Dienst kann aber auch ein Ehepaar übernehmen. Überdenke einmal die Empfehlungen von Paulus an Titus (z.B. Titus 2:3-4).
Selbstsicherheit – Selbstüberschätzung
„Ich bin mir der Gefahren bewusst – aber ich bin stark genug, ich kann der Versuchung widerstehen.“ Ein altbekanntes Argument!
Zuerst einmal ändert das nichts an dem, was die Mitmenschen von dir denken. Ein junger Bruder wohnte mit einer jungen Frau im selben Haus und wiederholte hundertfach: „Ich habe keinen Geschlechtsverkehr mit ihr!“ Das glaubte ihm kein Mensch – ihm, der früher für den Herrn Jesus gezeugt hatte. Sie sagten: „Diese Leute machen schöne Worte, aber im Grunde genommen haben sic die selben ,Bedürfnisse‘ wie wir.“ Verstehst du nicht, dass du durch ein solches Verhalten dein eigenes Zeugnis und das deiner Mitbrüder zerstörst und den Namen des Herrn Jesus unglaubwürdig machst?
Übrigens, glaub mir: Du bist nicht so stark wie du denkst! Die Bibel sagt uns: „Denn ich weiss, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; … nicht das Gute, das ich will, übe ich aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich …, weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft ist gegen Gott, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie vermag es auch nicht“ (Römer 7:18-19; Römer 8:7).
Simson wollte mit Delila allein sein. Er blieb in der Gefahrenzone, weil er überzeugt war, sich jederzeit befreien zu können. Obwohl Gott ihn schon mehrmals gerettet hatte, liess Er ihn in der Falle sitzen, in die er sich freiwillig begeben hatte. Gott befreite ihn nicht mehr, denn Simson hatte schon längst aufgehört, abgesondert und treu für Ihn zu leben.
Simson floh nicht vor der Versuchung und verfing sich im Netz, das ihm der Feind so gemein ausgelegt hatte. Joseph floh vor der Versuchung und entging der Falle des Feindes!
„Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand … Sei nicht weise in deinen Augen, fürchte den Herrn und weiche vom Bösen … Dann wirst du in Sicherheit deinen Weg gehen, und dein Fuss wird nicht anstoßen“ (Sprüche 3:5; Sprüche 3:7; Sprüche 3:23).
Herkunft: juengerschaft.org