Über irdisch gesinnte Christen
Denn viele wandeln, wie ich euch oft gesagt habe und jetzt auch weinend sage, als Feinde des Kreuzes des Christus; ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott ist der Bauch, sie rühmen sich ihrer Schande, sie sind irdisch gesinnt (Philipper 3:18-19).
Paulus weinte über die Schuld jener Personen, die den Namen haben, dass sie leben, aber tot sind, und während sie sich einer Gemeinde angeschlossen haben, wandeln sie nicht vor Gott und den Menschen, wie sie es tun sollten… Ihr Gott war ihr Bauch; darunter verstehe ich, dass es sinnliche Personen waren. Es waren diejenigen in der Urgemeinde, die, nachdem sie an Gottes Tisch teilgenommen hatten, weggegangen sind, um sich bei den Festen der Heiden niederzulassen, um sich dort der Völlerei und Trunksucht hinzugeben…
Eine weitere Sünde war, dass sie nach den irdischen Dingen trachteten. Geliebte, der letzte Satz mag Euer Gewissen noch nicht berührt haben, aber dies ist eine sehr bedenkliche Äußerung, und ich fürchte, dass ein Großteil der bekennenden Christen in diesem Punkt sehr schuldig ist. Es sollte nicht so sein, aber es ist eine Tatsache, dass es ehrgeizige Christen gibt, obgleich Christus uns gebot, dass wir, die wir erhoben werden wollen, uns selbst demütigen sollen. Unter den bekennenden Nachfolgern des demütigen Mannes von Galiläa gibt es Männer, die in dieser Welt ganz oben ankommen möchten, deren Ziel es nicht ist, Christus zu verherrlichen, sondern sich selbst zu erhöhen, koste es, was es wolle…
Ein anderer Charakterzug dieser Männer, die der Apostel hier aufzählt, ist, dass sie sich in ihrer Schande rühmen. Ein bekennender Sünder verherrlicht im Allgemeinen seine Schande mehr als jeder andere. Tatsächlich aber gibt er seiner Schande einen anderen Namen. Dem Gift des Teufels gibt er den Namen einer christlichen Medizin. Dinge, die er in jedem anderen als Laster betrachtet, sind für ihn selbst eine Tugend. Wenn er einen anderen Mann bei der gleichen Handlung sieht, die er gerade selbst getan hat – oh, wie würde er ihn lauthals verurteilen. Er ist der Erste, der jede kleine Inkonsequenz erkennt… Während er seinen Sünden frönt, setzt er seine Brille auf, um die Fehler anderer besser zu sehen. Er mag tun, was ihm gefällt; er mag sündigen, ohne eine Strafe zu erwarten. Und wenn der Pastor andeuten sollte, dass sein Verhalten nicht in Ordnung ist, dann wird es einen Aufruhr in der Gemeinde geben, und er wird behaupten, dass der Pastor etwas gegen ihn persönlich habe und ihn beleidigt hat.
Die tiefsten Seufzer, die ein Christ jemals tut, haben ihre Ursache in fleischlichen Christen. Ich würde keine Träne vergießen, wenn ein Mann mich verflucht, der Christus hasst; aber wenn ein Christ den Herrn verlässt und Verrat an ihm begeht: ach! dies ist wirklich traurig… Noch einmal: Nichts spaltet die Gemeinde mehr. Ich habe viele Spaltungen auf meinen Reisen in diesem Land gesehen, und ich glaube, dass fast jede Spaltung auf einen Mangel an Frömmigkeit eines der Mitglieder zurückzuführen ist.
Wir sollten mehr nach Einheit streben. Wir sollten uns gegenseitig mehr lieben, wir sollten barmherziger, freundlicher sein, damit wir gegenüber diesen verführerischen Männern, die in unsere Mitte kommen, misstrauischer sind.
Überdies, sie selbst stören sich an denen, die würdig wandeln, damit sie ihre eigenen Fehler und ihre Ungerechtigkeit vor Gott verbergen können. Die größte Trübsal kam nicht über die Gemeinde durch die Pfeile des Feindes oder die Artillerie der Hölle, sondern durch das Feuer, das durch sie selbst in ihrer Mitte gelegt wurde von jenen, die sich als gute und wahrhafte Männer verstellt und in die Gemeinde eingeschlichen haben, aber Spione im Lager und Verräter an der Sache Gottes waren…
Viele aufrichtige Sucher wurden von gesunder Lehre abgehalten, weil Christen ein schlechtes Leben führten.
Ach ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr tretet selbst nicht in das Reich Gottes ein und hindert diejenigen daran, die eintreten wollen. Ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis und verschließt die Türen durch euer widersprüchliches Leben und euren unheiligen Wandel. Abermals, sie sind die Feinde des Kreuzes Christi, weil sie dem Teufel mehr Grund zum Lachen und dem Feind mehr Anlass zur Freude geben als jede andere Gruppe von Christen.
Es ist mir gleichgültig, was alle untreuen Dozenten in der Welt sagen mögen. Sie sind sehr gescheite Leute, zweifelsohne, und das müssen sie auch sein, wenn sie eine Absurdität beweisen wollen… aber wir kümmern uns nicht darum, was sie sagen; sie mögen über uns Falsches sagen, wie sie wollen, aber wenn sie etwas über uns zu sagen haben, das stimmt, dann sollte uns dies nicht gefallen. Wenn sie Ungereimtheiten in uns finden und uns damit anklagen, dann haben sie Stoff, um über uns zu lehren.
Wenn ein Mann ein aufrichtiger Christ ist, dann muss er niemals fürchten, was andere über ihn sagen; sofern er ein heiliges, tadelloses Leben führt, werden sie nicht mehr tun können, als sich ein wenig über ihn lustig zu machen; aber ist er an einem Tag gottesfürchtig und am anderen Tag gottlos, dann mag er sich grämen, denn er hat dem Feind durch sein unheiliges Leben Anlass gegeben, Gott zu lästern.
Herkunft: spurgeon.org