Das Geheimnis des Evangeliums
„[Euch], denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist unter den Nationen, das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ (Kolosser 1:27)
So wie das Evangelium selbst ein Geheimnis des Glaubens ist, so befähigt es den Gottesfürchtigen, „merkwürdige Geheimnisse“ zu glauben – zu glauben, was sie nicht verstehen und zu hoffen, was sie nicht sehen. Es lehrt ihn zu glauben,
- dass Christus zu einer bestimmten Zeit geboren wurde, und dass Er von Ewigkeit her ist;
- dass Er im Mutterleib war, und dass der Himmel Himmel Ihn doch nicht fassen können;
- dass Er der Sohn Marias war, aber auch ihr Schöpfer;
- dass Er ohne Sünde war, und dass es dennoch recht war, dass Er für die Sünde starb;
- dass Gott gerecht war, als Er Christus strafte, obwohl Er unschuldig war, und auch als Er den Bußfertigen rechtfertigte, obwohl er ein Sünder war;
- dass er ein großer Sünder war, und dass Gott ihn jetzt in Christus ohne Flecken und Runzel sieht.
Und so wie das Evangelium ein Geheimnis der Gottesfurcht ist, so befähigt es die Gottesfürchtigen, Dinge zu tun, die genauso merkwürdig sind, wie die, die sie glauben: durch den Geist eines Anderen zu leben, in der Kraft eines Anderen zu handeln, von dem Willen eines Anderen bestimmt zu sein und die Herrlichkeit eines Anderen im Sinn zu haben.
- Sie sind so zart, dass ein Kind sie überall hinführen kann, wo es gut ist und so stark, dass selbst Feuer sie nicht in die Sünde treiben kann.
- Sie können ihre Feinde lieben und doch um Christi willen ihren Vater und ihre Mutter hassen.
- Sie lernen, in den weltlichen Aufgaben fleißig zu sein und werden doch befähigt, die Reichtümer zu verachten, die ihnen ihre Arbeit unter Gottes Segen einbringt.
- Sie wissen, dass ihnen alle Dinge gehören und wagen doch nicht den Gottlosen etwas mit Gewalt oder List abzunehmen.
- Sie lernen, so demütig zu sein, dass sie jeden höher achten als sich selbst, und doch ihre Stellung so wertzuschätzen, dass der Ärmste unter ihnen nicht mit dem größten Herrscher dieser Welt tauschen würde.
- Sie lernen, Gott für Gesundheit zu danken, aber auch für Krankheit; sich zu freuen, wenn sie erhöht werden, aber nicht zu murren, wenn sie erniedrigt werden.
- Sie können für ihr Leben bitten und gleichzeitig wünschen zu sterben!
Das Evangelium eröffnet eine Mine mit unergründlichen Reichtümern, aber in einem Geheimnis. Es zeigt, wie man im Glauben und in Gott und für eine andere Welt reich sein kann, während man in dieser Welt arm ist
Auch werden die Bekenner des Evangeliums gehasst, weil sie Teilhaber dieser geheimnisvollen Natur sind. Es sind Hochgeborene, aber in einem Geheimnis. Ihre Abstammung erkennt man nicht an äußerlicher Erziehung.
Sie tragen Waffen und leben von Einkünften, aber nicht von solcher Art, wie sie die Welt zur Beurteilung des gesellschaftlichen Standes heranzieht. Nein, ihr Äußeres ist ärmlich, während ihr Inneres herrlich ist. Und die Welt beurteilt das, was sie äußerlich kennt und sieht, aber nicht die innere Gnade. Sie gehen als Prinzen in den Kleidern armer Leute durch die Welt und so werden sie auch behandelt.
Hätte Christus seine Kleider der Herrlichkeit und Majestät angezogen, als Er in die Welt kam, hätte er die Welt nicht auf eine solch schmachvolle und gewaltsame Weise verlassen. Die Welt hätte Ihm zitternd zu Füßen gelegen, wie es auch einige von ihnen taten, als nur ein Strahl Seiner Gottheit sie berührte.
Wenn die Gläubigen in jenen Kleidern über die Erde gingen, die sie im Himmel tragen werden, würden sie gefürchtet und bewundert von denen, die sie jetzt verhöhnen und verachten.
Aber so wie Gottes Plan bei dem ersten Kommen Christi nicht in Erfüllung gegangen wäre, wenn Er so erschienen wäre, so wäre auch Sein Plan mit den Gläubigen nicht erfüllt worden, wenn die Welt sie so gesehen hätte, wie sie sie einmal sehen wird.
Deshalb gefällt es Ihm, sie unter dem ärmlichen Mantel der Armut und Schwachheit zu verbergen, damit Er sie im Ausharren üben kann, und damit Er Seinen Zorn über die Gottlosen bringen kann, dafür dass sie ihren Zorn über die Gottesfürchtigen gebracht haben.
Herkunft: William Gurnall auf juengerschaft.org