Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht Anstoß nehmt. Sie werden euch aus der Synagoge ausschließen. Es kommt aber die Stunde, dass jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen. Und dies werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. Dies aber habe ich zu euch geredet, damit, wenn die Stunde gekommen ist, ihr euch daran erinnert, dass ich es euch gesagt habe. Dies aber habe ich euch von Anfang an nicht gesagt, weil ich bei euch war. Johannes 16:1-4
Jesus Christus ist der ewige Sohn Gottes. Er ist vom Himmel auf die Erde gekommen, um den Menschen Erlösung zu bringen. Schon die alten Propheten hatten sein Kommen angekündigt – das Kommen des Messias, der sein Volk befreien und sein Friedensreich aufrichten würde. Die Jünger Jesu haben Ihn lange begleitet. Sie sind überzeugt: Jesus von Nazareth ist der Messias, der Sohn Gottes.
Doch jetzt macht Jesus seinen Jüngern eine erschütternde Mitteilung: Er würde sterben und auferstehen und zu Gott, dem Vater, in den Himmel zurückkehren. Sie hingegen würden auf der Erde zurückbleiben und sogar um ihres Glaubens willen verfolgt werden. Sehr behutsam bereitet Jesus seine Jünger darauf vor, damit sie nicht Anstoß daran nehmen und in ihrem Glauben schwach werden (Kapitel 13–17). Er würde weiterhin wunderbar für sie sorgen.
Die religiösen Führer der Juden würden die Jünger „aus der Synagoge ausschließen“. Sie glaubten zwar äußerlich an den einen wahren Gott, aber sie lehnten den Sohn Gottes ab und verfolgten seine Jünger. Damit bewiesen sie, dass sie den wahren Gott, der Licht und Liebe ist, nicht wirklich kannten. Religiöse Verfolgung und der Glaube an den wahren Gott schließen einander aus. Denn in Jesus „ist die Gnade Gottes erschienen, Heil bringend für alle Menschen“ (Titus 2:11).

Die Gnade Gottes richtig verstehen
Auch wenn die Gnade Gottes heute scheinbar in aller Munde ist, stellt sich doch die entscheidende Frage: Meinen wir alle das Gleiche, wenn wir von der Gnade sprechen? Nicht wenige Christen füllen sich heutzutage mit theologischen Halbwahrheiten wie: „Ich muss gar nichts mehr tun“, oder „Sünde ist nicht mehr das Problem für Gott“ – Aussagen, die scheinbar auf der „Gnade“ basieren und gut klingen, aber wenig Substanz für Leben verändernden Glauben besitzen und der Wahrheit der Bibel nicht standhalten können.
Die Wortbedeutung von Gnade (gr. charis) ist gewährte Freundlichkeit, Wohltat, Dankbarkeit, Annahme, Gunst ohne Erwartung von Vergeltung, die ihren einzigen Beweggrund in der Güte und Freimütigkeit des Gebers hat. Charis steht im NT vielfach in direktem Gegensatz zu Werken (erga). Diese schließen sich beide aus, wenn es sich um Werke handelt, die getan wurden, um vor Gott gerecht zu werden.
Die Gnade Gottes vergibt dem Sünder, der bereut, bringt ihm Freude und Dankbarkeit und verändert ihn!
Die Gnade Gottes ist immer etwas Befähigendes und Freisetzendes, damit wir den Willen Gottes erfüllen können, niemals etwas Passives nach dem Motto: Ich schaffe es eh nicht, aber ich habe ja die Gnade (Röm 8:37).
Mehr als ein Überwinder
Schauen wir uns das Leben Jesu Christi an, dann stellen wir fest, dass er den Kampf gegen die Macht der Sünde und den Tod gekämpft hat. Es hat ihn alles gekostet, sogar sein Leben. Er hat ausgehalten, er hat widerstanden, er hat geblutet und er hat überwunden – und als Resultat hat er den Siegespreis, den „Scheck“ des Himmels, mit dem gesamten geistlichen Erbe empfangen. Diesen Reichtum hat er aber nicht für sich behalten, sondern jedem, der an ihn glaubt, weitergeschenkt. Jesus Christus war also der eigentliche Überwinder. Aber als von ihm Beschenkte dürfen wir mehr als Überwinder sein! Interessant dabei ist, dass wir ganz offensichtlich im „normalen“ Christenleben noch so manches zu überwinden haben, was die Gnade Gottes nicht einfach aus dem Weg geräumt hat.

Erlösung, Vergebung, Gerechtigkeit, Freiheit, Heilung, Schutz, Versorgung, Bestimmung, Führung, Kraft, Freude und Frieden
sind nur einige der himmlischen Reichtümer, die uns nun „in Christus“ geschenkt wurden. Allein in den ersten drei Kapiteln des Epheserbriefes finden sich 25 Aussagen wie „in ihm“, „in Christus“ und „durch ihn“, die von diesem uns nun zustehenden Erbe sprechen. Aber wie wird dieser „Scheck“ des Himmels, den wir vom Überwinder Jesus erhalten haben, in unserem Leben wirksam? Ist es so, dass wir wirklich nichts mehr tun müssten, sondern sich jetzt durch die Gnade alles in unserem geistlichen Leben von allein entwickelt?
Im Gegenteil!
Die Verheißungen Gottes müssen geglaubt und ergriffen werden, sonst bleiben sie wirkungslos! Obwohl das Volk Israel die Verheißung von einem Land hatte, in dem Milch und Honig fließen würden, mussten sie es doch Stück für Stück mit Gottes Hilfe einnehmen. Das Reich Gottes ist kein Schlaraffenland, in dem wir sitzen und darauf warten, dass Gott uns seine Segnungen in den „offenen Mund“ fliegen lässt. Gott kooperiert mit mündigen Christen, die er befähigt! Du musst für deine Errettung von Gott her nichts mehr tun! Aber du musst noch viel mit dem Heiligen Geist für dein Wachstum in Christus und für seine Fülle in deinem Leben tun: „… dass ihr, was den früheren Lebenswandel angeht, den alten Menschen abgelegt habt, der sich durch die betrügerischen Begierden zugrunde richtet, dagegen erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung …“ (Epheser 4:22–23)!
An wen schrieb Paulus diese Worte? An Ungläubige? – Nein, an die Christen der Gemeinde in Ephesus. Es waren bereits gläubige Menschen, die er auffordert, ihre Gesinnung (ihr Denken, Wollen und Handeln) Gott gemäß zu erneuern. Das ist durchaus „Arbeit“, aber dazu wurde uns die Gnade Gottes gegeben. Es gibt im Reich Gottes keinen geistlichen Wachstumsautomatismus. Es geht Gott immer um unser Herz und die Beziehung zu ihm, aus der heraus der Wunsch nach Wachstum und Veränderung entspringt.
Falsche Gnade
Möglicherweise liegen Gründe für eine übertriebene Auslegung von Gottes Gnade im permanenten Kampf zwischen Seele und Geist, Gottes Ansprüchen genügen zu wollen, aber es eben doch oft nicht zu schaffen. Für viele Christen ergeben sich deshalb nur zwei Lösungsansätze: Entweder man wird „religiös“, d. h. man versucht, Gott durch eigene Leistung und mehr Anstrengung besser gefallen zu können, was meist mit Frusterfahrungen verbunden ist. Oder Christen werden liberal, da sie meinen, die Ansprüche Gottes sowieso niemals erfüllen zu können. Sie setzen dann biblische Standards und Maßstäbe herunter und weichen sie auf. Aber beide Haltungen sind unbiblisch und offenbaren ein unzureichendes Verständnis vom Erlösungswerk Jesu und der Freiheit, die er uns gebracht hat.
Natürlich ist es in der Nachfolge herausfordernd, immer wieder an persönliche Grenzen zu stoßen, die uns vermitteln wollen: Das wird sich niemals verändern. Aber kann es wirklich die Lösung sein, mich deshalb theologischen Halbwahrheiten über die „Gnade“ zu öffnen, die mir ständig suggerieren, alles ist bestens und Gott liebt mich, so wie ich bin? Ja, das stimmt, aber eben nur zum Teil.
Denn er liebt mich auch stark genug, um mich nicht so zu lassen, wie ich bin.
Das ist die wirklich gute Nachricht! Heiligung ist ein Prozess, in den uns der Heilige Geist bringen möchte, während das Fleisch davor flieht. Wachstum verursacht oft Schmerzen und kostet Kraft – auch im geistlichen Leben. Da, wo billige Gnade gepredigt wird, leugnet man diese Wahrheit, weil sie unpopulär ist und nicht zur Wohlfühltheologie passt.
Jesus Christus starb am Kreuz für eine verlorene Menschheit
und ich bin dankbar, dass das entscheidende Kriterium für ihn nicht seine „Lust“ dazu, sondern seine Liebe zu uns war! Am Ende ist es allein meine Liebe zu Gott, die darüber entscheidet, wie hingegeben, opferbereit und leidenschaftlich mein Leben als Nachfolger Jesu aussieht. Mit der Gnade Gottes ist mir alles gegeben. Was mache ich mit diesem Reichtum?