Zur Online-Bibel: Lukas 15,11-32 (LUT)
Die Verwechslung von Christsein mit Religion ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Das war auch schon zur Zeit von JESUS so: Die Kluft von Religion einerseits und der Beziehung zum lebendigen GOTT andererseits finden wir im Gleichnis, das Jesus uns im Lukasevangelium Kapitel 15 Vers 11 bis 32 erzählt.
Die meisten von euch kennen diesen Text als das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Diese Geschichte handelt aber nicht nur von einem, sondern von 2 Söhnen. Beide Brüder haben sehr viel Ähnlichkeit mit uns. Diese Geschichte zeigt uns aber auch Gottes Verhalten. Es ist geprägt von Liebe und Barmherzigkeit.
Beide Söhne hatten alles wovon man im Leben nur so träumt. Obendrein lebten sie in einer engen Beziehung zum Vater. Dieser Vater symbolisiert Gott. Aber auf einmal wollte der jüngere Sohn nichts mehr mit dem Vater zu tun haben.
Beim Lesen der Bibelstelle habe ich mich gefragt, was den jüngeren Sohn veranlasst hat, den Vater zu verlassen.
Ich denke es war ein schleichender Prozess, der ihn immer weiter von Gott wegführte. Genauso ergeht es leider auch vielen Christen. Sie lassen sich taufen. Sie wollen ihr Leben mit Gott verbringen. Im Laufe der Zeit aber entfernen sie sich immer weiter von Gott, bis eines Tages vom Glauben nimmer viel übrig ist.
Wie ist das möglich?
In Philipper 4,8 (NGÜ) steht:
Und noch etwas, Geschwister: Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge,
die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig sind und
allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was
vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird.
Es sind unsere Gedanken, die uns oft von Gott wegbringen.
Ich kenne das nur leider allzu gut von mir selbst. Nach meiner
Bekehrung, konnte ich nicht genug in der Bibel lesen. Ich habe
christliche Bücher regelrecht verschlungen und zu Hause und im Auto lief
vorwiegend christliche Musik. Den ganzen Tag schien ich in meinen
Gedanken mit Gott in direktem Kontakt zu stehen.
Doch irgendwann wurde das Bibellesen weniger, man will ja auch noch
andere Bücher und Romane lesen, wo nicht immer von Gott die Rede ist und
es gibt ja recht gute kommerzielle Musik, geschweige erst die aktuellen
Hollywoodfilme. Es ist eine Entwicklung, die nicht von heute auf morgen
passiert, es dauert oft Jahre. Schlussendlich entfernt man sich immer
mehr von Gott und irgendwann will man sein wohlverdientes Erbe
ausbezahlt haben. Nach dem Motto, „so lange diene ich dir schon Herr,
jetzt gibt mir was mir zusteht: Gesundheit, Geld, Glück, ein großes
Auto, eine noch größere Wohnung und, und, und….
Und wenn wir das alles haben, oder zumindest einen Teil davon, brauchen wir Gott ja sowieso nicht mehr.
Wir verhalten uns genauso wie der jüngere Sohn. Nachdem er sein Erbe erhalten hatte kehrte er Gott den Rücken. Er verprasste sein Geld in einem fremden Land, fern der Heimat, bis schlussendlich alles weg war, bis er schließlich einem anderen Herrn diente.
Was glaubt ihr wer dieser andere Herr ist?
Wenn wir nicht bei Gott sind, dienen wir Satan. Viele geben sich der
Illusion hin, dass sie sich neutral verhalten. Sie meinen doch
tatsächlich, dass es möglich ist, weder Gott noch Satan zu dienen. Das
stimmt aber leider nicht. Wir müssen uns ständig entscheiden, wem wir
dienen wollen. Ein Dazwischen gibt es nicht.
Wir können uns nur zwischen einem der beiden entscheiden. Aber wenn wir
uns nicht für Gott entscheiden landen wir automatisch beim Herren der
Welt, nämlich Satan.
Als der Sohn restlos verzweifelt war, erinnerte er sich wieder an seinen Vater. Plötzlich wurde ihm bewusst, was er verlassen hatte. Sehnsucht erfüllte ihn. Er machte sich auf den Weg nach Hause zum Vater.
Diesen Vorgang beschreibt das Wort „Buße“. Kennt ihr es? Dieses Wort löst bei vielen Menschen ein tiefes Unbehagen aus. Buße wird meist mit Strafe in Verbindung gebracht, mit einem Vergehen. Jeder kennt diesen Satz: „Dafür wirst Du büßen. Deshalb ist „Buße tun“ heutzutage zu einem Unwort geworden, die meisten Menschen können gar nichts damit anfangen und die Jungend will es sowieso nicht einmal hören.
– Das griechische Wort für Buße, heißt „metanoia“
und bedeutet „ich muss mein Denken ändern“.
Das heißt: – Ich gebe Gott recht. (Lk 7,29).
Er hat recht, ich bin, – ich lebe im Unrecht.
Wenn wir wie der Sohn handeln und Gott verlassen, sündigen wir. Sünde ist das Resultat unserer Trennung von Gott. Sobald wir uns aber nach der Beziehung zu Gott sehnen und zu ihm zurückkommen wollen, nennt es die Bibel, Buße tun. 2 Worte – Sünde und Buße – sie lösen bei vielen negative Gefühle aus, bezeichnen aber tatsächlich etwas sehr Positives: Ich ändere meine Gedanken und kehre um zu Gott.
Genau das tat der jüngere Sohn.
Der jüngere Sohn hatte sich von seinem Vater das Erbe aushändigen
lassen.und verschleuderte es anschließend. Als das ganze Vermögen
aufgebraucht war, kehrte eine Hungersnot ins Land. Der junge Mann musste
sich eine Arbeit suchen um zu überleben. Er ließ sich als Schweinehirt
anstellen.
Nach dem Gesetz von Moses galten Schweine als unreine Tiere (3. Mose
11,2-8; 5. Mose 14,8). Man durfte kein Schweinefleisch essen und
Schweine auch nicht als Opfertiere verwenden. Um sich vor Verunreinigung
zu schützen, vermieden Juden jeglichen Kontakt mit Schweinen. Die
Tätigkeit, die dieser junge Mann verrichten musste, war für einen Juden
eine große Demütigung. Weil der Mann auch noch Hunger litt, hätte er in
seiner großen Not vermutlich sogar selbst Schweinefutter gegessen um zu
überleben, aber sogar das wurde ihm verwehrt.
Dieser Tiefpunkt wurde zum Wendepunkt seines Lebens.
Oft müssen Menschen viel Kummer und Leid durchmachen, ehe sie bereit
sind, auf den Einzigen zu schauen, der ihre Situation ändern kann.
In Vers 17 geschieht etwas ganz Entscheidendes: „Da ging er in sich“. Dieser kleine Satz bedeutet eine radikale Weichenstellung. Er erwacht aus seinem Rauschzustand, er kommt zu sich, er erkennt die Trugbilder und Illusionen die ihn gefangen genommen haben. Er stellt sich der eigenen Situation und denkt über seinen Zustand nach. Er stellte sich Gott und seiner Schuld. Das heißt: „Er tat Buße“.
Er beschloss:
„Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen“. (Vers 18)
Die innere Weichenstellung war gelegt. Der Entschluss alleine aber ist zu wenig. Er muss in die Tat umgesetzt werden. Zwei Wörter sind hier wichtig: „aufmachen“ und „gehen“. D.h. Lösung vom alten Leben und Gang in ein neues Leben; Abschied und neue Zukunft, Herrschaftswechsel, ich verlasse den harten fremden Herrn (Satan) und gehe zurück zum liebenden Vater.
Der Vater hielt Ausschau nach dem Sohn. Er wartete bereits auf ihn. Als er seinen Sohn sieht, eilt Er ihm entgegen – was ganz der jüdischen Sitte widerspricht. Und genauso handelt Gott. Beständig und geduldig ist Gottes Liebe. Er ist immer wieder dazu bereit uns in die Arme zu schließen. Er sucht nach uns, aber er wird Dich und mich nicht dazu zwingen, umzukehren. Wie der Vater in der Geschichte, wartet Gott geduldig darauf, dass wir zur Vernunft kommen, uns besinnen und zu ihm zurückkommen.
Der Vater stellte den Sohn nicht als Arbeiter ein. Er nahm ihn wieder ganz und gar als Sohn auf. Und voller Freude über den verlorenen Sohn der zurückgekehrt war, ließ er das gemästete Kalb schlachten und feierte ein großes Fest.
Aber da war noch der ältere Sohn.
Und dieser Sohn ist die eigentlich tragische Gestalt in dieser Geschichte.
Denn er ist der Sohn, der zwar immer zu Hause blieb und doch verloren zu
gehen droht. Das wird erkennbar an seiner Reaktion auf die Freude des
Vaters über den zurückgekehrten Bruder.
In der Anklage des älteren Sohnes gegen den Vater zeigen sich die typischen Merkmale einer Religion.
Es sind diese 3 Prinzipien auf die viele Menschen ihre Beziehung zu Gott gründen und dabei scheitern.
Gemeint sind die Prinzipien: Leistung, Moral und Verzicht.
1. Prinzip: Christsein als Leistung:
Der erste Vorwurf des Sohnes besteht in dem betonten Hinweis auf seine Leistung. „So viele Jahre diene ich dir“ (Vers 29)
Es gibt immer wieder Menschen die ihre Beziehung zu anderen erarbeiten wollen. Mit Leistung wollen sie sich Freundschaft und Zuneigung verdienen.
Wo Glaube mit Arbeit gleichgesetzt wird, da ist Glaube keine Lust mehr, sondern wird zur Last. Es wird der christliche Glaube zu einer Religion, denn die Religion beruht auf der Leistung des Menschen vor Gott.
Ist Deine Beziehung zu Gott auch vom Leistungsdruck der Religion geprägt?
Wir können oftmals die Beobachtung machen, dass die fleißigsten und
treuesten Mitarbeiter in den Gemeinden nicht zwangsläufig die
leidenschaftlichsten und fröhlichsten Christen sind.
Viele Christen sind verbittert, weil sie ihre Hingabe aus diesem
Missverständnis heraus leben, weil sie ihre Beziehung zu Gott als
Arbeitsverhältnis verstehen.
2. Prinzip: Christsein als Moral:
„Nie habe ich dein Gebot übertreten“ (Vers 29)
Das ist die vorwurfsvolle Bemerkung vom älteren Sohn, die auf einer sehr
überheblichen Selbsteinschätzung beruht. Aber es geht hier nicht nur um
die Einschätzung der eigenen Person, sondern um das grundsätzliche
Verhältnis zwischen Vater und Sohn, um die Beziehung zwischen Gott und
uns.
Oft wird der Glaube als Einhaltung bestimmter Vorschriften und Bestimmungen verstanden. Aber wer seine Beziehung zu Gott auf die Befolgung ethischer Maßstäbe gründet, vertraut damit auf seine eigene moralische Kraft.
Das ist Gesetzlichkeit!
In der Regel geht eine solche Einstellung auch einher mit der Verurteilung all der Menschen, die nicht so diszipliniert und korrekt leben wie man selbst.
Voller selbstgerechter Überheblichkeit bezeichnet der ältere Sohn seinen jüngeren Bruder im Gespräch mit dem Vater als denjenigen, „…der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat.“ (Vers 30).
Hier kommt neben der Verurteilung auch noch eine tiefe Verachtung zum Ausdruck!
Wo Moral das grundlegende Prinzip des Glaubens ist, wird Verachtung zum Wesensmerkmalzeichen dieses falschen Christseins.
Biblische Gebote sind auch für Christen wichtig. Sie überführen uns. Sie
zeigen uns, was in unserem Leben falsch läuft, sie führen aber nicht zu
unserer Heiligung. Unsere Beziehung zu Gott steht und fällt nicht
mit dem Niveau unseres eigenen Tuns. Sie steht und fällt mit der
Sündenvergebung von CHRISTUS und der dadurch bewirkten Heiligung.
Menschen, die für ihr sündiges Leben berüchtigt waren und umgekehrt sind, werden manchmal sogar von Christen recht misstrauisch behandelt. Stattdessen sollten wir uns aber wie die Engel im Himmel freuen, wenn ein Mensch Buße tut und zu Gott kommt. Nehmt solche Menschen von ganzem Herzen an und gebt ihnen die Unterstützung und Ermutigung, die sie brauchen, um in Christus zu wachsen.
Der Vater vergab seinem jüngeren Sohn, weil er ihn liebt. Der ältere Sohn weigerte sich ihm zu vergeben, weil er verbittert war. Durch seinen Groll war er für die Liebe seines Vaters unempfänglich und damit genauso verloren, wie der jüngere Bruder zuvor.
Lass dich durch nichts davon abhalten, andere Menschen mit den Augen Gottes zu sehen. Der Hebräerbriefschreiber ermahnt uns:
„Lasst nicht zu, dass aus einer bitteren Wurzel eine Giftpflanze hervorwächst, die Unheil anrichtet;.“ Hbr.12,15 (NGÜ)
Wenn du einen Menschen der umkehrt nicht mit denselben Augen siehst wie GOTT ihn sieht, beraubst Du Dich selbst. Du versäumst die großartige Gelegenheit Freude zu erfahren.
3. Prinzip: Christsein als Verzicht:
Der dritte Teil der bitteren Beschwerde des älteren Sohnes besteht darin, dass er auf seine Entbehrungen hinweist:
„du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre“.(Vers 29)
Der ältere Sohn hat sich jegliche Freude verkniffen. Und warum? Wohl nicht weil es ihm an Lust gefehlt hätte. Seiner Meinung nach war solch ein Genuss unvereinbar mit seiner Stellung als Sohn.
Was für ein Schock muss es für den älteren Bruder gewesenen sein, der nicht einmal um ein mageres Böcklein gebeten hatte und jetzt erlebt, dass sein Vater für diesen nichtsnutzigen Nestbeschmutzer das fette Mastkalb schlachten lässt.
Und wer in Hinblick auf seine eigene Person meint verzichten zu müssen, der gönnt in der Regel auch anderen nicht den Genuss von Dingen die er sich selbst vorenthält.
„Ihm hast du das gemästete Kalb geschlachtet“.(Vers 30)
So plump drücken wir uns nicht aus. Aber in unseren abschätzigen
Bemerkungen über andere, verbirgt sich manchmal Neid, weil wir uns
darüber ärgern, dass es uns wurmt im eigenen Leben zu kurz gekommen zu
sein.
Der ältere Sohn hat sich klar benachteiligt gefühlt. Und genau diese Lebenshaltung vermitteln viele Christen.
Wohin führt eine solche Vorstellung und Praxis von Christsein?
In die Freudlosigkeit.
Es handelt sich vielleicht um einen sehr fleißigen und moralisch sauberen und bescheidenen Lebensstill. Aber es fehlt die befreiende und mitreißende Ausstrahlung. Außerdem macht ein solches Verständnis von Christsein seelisch krank und ruiniert unsere Beziehung zu Gott.
Die Reaktion des älteren Sohnes ist deshalb auch nicht weiter verwunderlich: Vers 28: „Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen“.
Der „brave“ Sohn wird zornig und lehnt sich gegen seinen Vater auf.
Das ist eine Erfahrung die man im Zusammenhang mit einem derart
moralsaueren Verständnis von Frömmigkeit immer wieder machen wird.
Irgendwann platzt einem der Kragen und der ganze Druck, der sich unter
Leistung, Moral und Verzicht aufgebaut hat, entlädt sich.
Auf einmal werden Menschen krank. Manchmal fallen diese Menschen in eine Depression, die dann in einer Verweigerungshaltung Gott gegenüber zum Ausdruck kommt.
„Er wollte nicht hineingehen“.
Man hat null Bock mehr auf Gemeinde, nach geistlichem Leben und letztendlich auch auf Jesus.
Aber gerade jetzt ist die Bedeutung des zweiten Satzes in Vers 28 besonders wichtig. „Da ging sein Vater heraus und bat ihn“.
Gott will nicht, dass wir nur Zuschauer des fröhlichen Festes sind, er möchte dass wir mitmachen.
Und darum ist er nicht nur dem jüngsten Sohn entgegengelaufen, als er
nach Hause zurückkehrte. Darum ist er auch zu dem älteren Sohn
hinausgegangen, als dieser bockig und widerspenstig blieb. Gott kommt zu
dir und mir. Er kommt in unser Christsein und spricht zu uns: „Komm,
feier mit. Der Tisch ist extra für Dich gedeckt!“
Mit seiner Antwort zeigt uns Gott sein wahres Wesen, daran erkennen wir den eigentlichen Inhalt biblischen Glaubens.
Christsein ist Leben in der Gemeinschaft mit Gott.
Die erste Erwiderung Gottes auf das falsche Verständnis von Glauben lautet „mein Sohn du bist alle Zeit bei mir“ (Vers 31).
Christsein beruht nicht in Leistung und Pflichterfüllung, sondern in der Beziehung zu Gott.
Wer keine Gemeinschaft mit Gott hat, verliert die Freude an Gott, ist frustriert bis er irgendwann einmal gänzlich zusammenbricht.
Der himmlische Vater möchte eine inne Beziehung mit Dir haben.
Aber genau die hatte der ältere Sohn offenbar nicht. Als er vom Feld kam
und die Tanzmusik hörte, da wandte er sich an den Knecht und fragte ihn
nach der Ursache der hörbaren Fröhlichkeit. Er „rief zu sich einen der
Knechte und fragte, was das wäre“ (Vers 26).
Wer lieber mit einem Knecht, als mit dem Vater selbst redet, hat keine rechte Beziehung. Es zeigt mangelndes Vertrauen und fehlende Offenheit.
Sieht so oder ähnlich deine Beziehung zu Gott aus?
Ein Kontakt über Dritte? Du hast keine unmittelbare Begegnung mehr von Angesicht zu Angesicht?
Der erste und wichtigste Inhalt der göttlichen Berufung an uns, ist der Ruf in seine Gegenwart.
„Gott hat euch berufen zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus unserem Herrn“, so heißt es im 1. Korintherbrief Kapitel 1, Vers 9.
Im Brief vom Apostel Paulus an Timotheus erfahren wir:
„5 Es gibt nämlich nur einen Gott, und es gibt auch nur einen Vermittler zwischen Gott und den Menschen – den, der selbst ein Mensch ´geworden` ist, Jesus Christus.“ 1 Tim 2,5 (NGÜ)
Der ältere Sohn hatte seine Bescheidenheit herausgestellt und der Vater macht ihm nun klar, dass sein Verzicht vollkommen unnötig war. Er sagt ihm: „Alles was mein ist, das ist dein“ (Vers 31).
Christsein wird nicht mit dem Begriff Verzicht erklärt.
Es sollte als Leben aus der Fülle gesehen werden. Das führt zu einer unbeschreiblichen Lebensfreude.
Diese Lebensqualität wird nur beeinträchtigt durch die Einschränkungen, die wir uns selbst auferlegen. Aber Gott legt keinen Wert auf sinnlose Einschränkungen der natürlichen Lebensfreude. Gott ist kein Geizkragen! Er ist ein großzügiger Geber guter Gaben. Wir dürfen in der Freiheit und Unbefangenheit eines Kindes um alles bitten. Gott selbst fordert uns dazu auf.
Der ältere Sohn war überzeugt, dass er der rechtmäßige Alleinerbe sei, weil er nie ein Gebot des Vaters übertreten hat.
Gott macht uns klar, dass die Erlangung der Sohnesstellung nicht das
Ergebnis von menschlicher Leistung oder Moral ist, sondern die Folge der
väterlichen Barmherzigkeit.
Mit dem Hinweis darauf, dass der jüngere Sohn tot war, wird sehr
deutlich, dass auf menschlicher Seite keine Voraussetzungen für ein
Leben in der Gegenwart Gottes vorhanden sind.
Dass der Mensch wieder lebendig werden und ein Kind im Hause des himmlischen Vaters sein darf, ist das Geschenk Gottes an uns.
Meinen Platz im Vaterhaus erhalte ich nicht durch die strenge Einhaltung der göttlichen Regeln, sondern allein durch die vergebende Aufnahme des Vaters.
Christsein ist Geschenk und kein Verdienst.
Diese Abhängigkeit von der Gnade Gottes gibt unserem Stolz einen
gewaltigen Stoß. Aber sie befreit uns auch. Denn alles was mein Leben
sichert und reich macht liegt außerhalb von mir, in dem was Gott mir in
Jesus schenkt.
Das Ergebnis einer solchen Einstellung ist darum Freude.
Der Vater in dem Gleichnis sagt: „Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein“ (Vers 32).
Hier wird deutlich, dass Freude die ganz natürliche Reaktion auf Gottes Handeln ist.
Das vom älteren Sohn geschilderte Verständnis seiner Sohnschaft ruft Freudlosigkeit, Aggression und Depression hervor. Die vom Vater beschriebene Einstellung hat Freude zur Folge.
Christsein ist kein Leben ohne Probleme. Aber es ist ein Leben
in der Gemeinschaft mit Gott. Wir haben Anteil am Reichtum seiner Gaben und dürfen uns in seiner Gnade geborgen fühlen.
Und diese Erfahrung gibt immer wieder Anlass zur Freude.
Im Gleichnis der beiden Söhne bleibt das Ende offen.
Wir erfahren nicht, ob auch der ältere Sohn zum Fest erscheint. Die
Einladung vom Vater aber gilt auch Dir. Vielleicht weißt Du auch noch
nicht ganz genau, welcher Vorstellung von Christsein du dich anschließen
willst.
Du selbst entscheidest, ob du in Gemeinschaft mit dem Vater und anderen Christen fröhlich sein willst. Bleib nicht draußen stehen, komm mit hinein und feier mit!
Amen