Die kleine Pilgerin (das Mädchen auf dem Weg zum Himmel)
Gott hat die Errettung unserer Kinder versprochen. Die Bibel sagt in Jesaja 49:25 (Simon):
Ich will selbst mit deinem Gegner streiten und ich selbst will deine Kinder retten. Jesaja 49:25
Eine wahre Geschichte
Es war am Abend schwül und warm,
der Stadt entströmt ein Menschenschwarm
und eilt nach der Geschäfte Schluss
auf Dampfer, Rad und Omnibus
hinaus zur frischen Abendluft,
zu Vorstadtgrün und Waldesduft.
Am meisten wird zur Fahrt begehrt
die Eisenbahn, die weiter fährt.
In einen Wagen kühn hinein
steigt auch ein Mädchen jung und fein.
Das kleine Ding sechs Jahre kaum
besetzt den letzten freien Raum.
Sie legt auf ihren kleinen Schoß
ein Reisebündel ziemlich groß.
Die Schultern schützt ein Umschlagtuch
wie man’s vor vielen Jahren trug.
Sie ist allein, doch frank und frei
ruft sie den Schaffner sich herbei:
„Darf ich hier bleiben, Onkel du?“
Der Schaffner winkt und lacht dazu.
Der Zug schickt sich zur Abfahrt an
und vorwärts saust die Eisenbahn.
Der Schaffner geht die Reih entlang.
Man hört das Knipsen mit der Zang.
Der Zug rast durch das Land geschwind.
Der Schaffner ruft: „Billett, mein Kind!“
Die Kleine blickt verwundert auf.
Wehrt heftig ab und sagt darauf:
„Billett, Herr Onkel, brauch ich keins,
denn Jesus zahlt für unsereins!“
Die Leute lächeln vor sich hin.
Der Schaffner fasst sich unters Kinn
und schaut ihr freundlich ins Gesicht:
„Mein Kind, den Zahler kenn ich nicht.“
„Den kennst du nicht, der für uns starb
und uns das ewge Heil erwarb?
Der dich und mich und alle liebt
und alle Sünden uns vergibt?
Das ist doch seine Eisenbahn.
Die hält ja in dem Himmel an.“
„Die Karte Kleine, aber bald!“
„Das hat doch Jesus schon bezahlt!
So sagte doch die Mutter mein
bevor sie starb: „Durch Kreuz und Pein
hat Jesus schon das Lösegeld
bezahlt zur Fahrt in jene Welt.“
Und dort im Himmel licht und schön
will ich die Mutter wiedersehn.
Ich bin noch klein, der Weg ist weit
und jetzt ist es die beste Zeit.
Drum stieg ich heute Abend ein
um morgen früh bei ihr zu sein.“
Der Schaffner denkt: „Das ist kein Scherz.“
Es wird ihm weich und warm ums Herz.
Im Wagen schaut sich alles stumm
zur lauten Sprecherin dort um,
die ohne Scheu und kindlich frei
bekennt wer Jesus Christus sei.
So macht der Herr durch Kindermund
sein Lob auf Erden oftmals kund.
Die Kleine plaudert fernerhin:
„Ich bin ja eine Pilgerin!
Die Mutter zog auf dieser Bahn
zur Heimat droben mir voran.
Du hast das Lied wohl auch gehört,
das sie mich frühe hat gelehrt:
„Mein Leben ist ein Pilgerstand.
Ich reise nach dem Vaterland,
Wo Gott mir eine feste Stadt
auf Grund des Bluts bereitet hat.“
Und als ich heute ganz allein
zu Hause war, da fiel mir’s ein,
was Mutter sterbend zu mir sprach:
„Mein Liebling, komme mir ja nach.“
Dann machte ich mich schnell bereit
und lief hinaus. Nach kurzer Zeit
kam diese Bahn. Der Zug hielt still,
als ob er auf mich warten will.
Es ist die rechte Bahn, nicht wahr?
Als ich sie sah, da war mir klar,
dass dies der Zug zum Himmel ist
und du der Himmelskutscher bist.“
Der Schaffner schüttelte das Haupt,
was so ein Kind doch von ihm glaubt.
Und doch hält er das kleine Ding
und sein Geplauder nicht gering.
Ihm dringt mit unterdrücktem Schmerz
ein jedes Wort gar tief ins Herz.
Er beugt sich nieder, sagt halblaut:
„Wie du mein Kind, so lieb und traut,
so frisch und froh, so rund und rot
war auch mein Kind – jetzt ist es tot.“
„Im Himmel ist’s“, fiel sie ins Wort,
„und lebt bei seinem Heiland dort.
Wie meine Mutter auch auf mich,
so wartet es gewiss auf dich.“
Die Kleine wurde ganz entzückt,
der Schaffner aber unterdrückt
mit Mühe nur die Tränenflut
die in dem feuchten Auge ruht.
Ihn ruft die Pflicht, er fügt sich drein.
Die Freundin schlummert drüber ein.
Der Schaffner denkt in seinem Sinn:
„Der könnt ich helfen, immerhin,
sie will ein Heim in Mutterarm.
Ich nehm sie zu uns liebewarm.
Mein Frau wird dann ihr Mütterlein
und ich will gern ihr Vater sein.“
Er trug sie Abends spät nach Haus.
Dort ruhte sie in Frieden aus.
Am Morgen sagte sie zugleich:
„O hier bin ich im Himmelreich!“
Da gab die Mutter einen Kuss
dem fremden Kind zum Morgengruß.
Herkunft: Netzfund