In meiner aktuellen Predigtreihe in unserer Bekennenden Evangelischen Gemeinde Osnabrück hören wir gerade auf das Fünfte Buch Mose. Besonders auffällig ist, dass neben vielen sehr aufschlussreichen Dingen in diesem Buch das Thema „Götzendienst“ ein Dauerbrenner ist. Immer wieder geht es um die Warnung vor dem Götzendienst und den Kampf gegen den Götzendienst. Die Lektion ist offensichtlich: Götzendienst ist ein großes Problem, und es ist sehr gefährlich.
Götzendienst ist immer brandgefährlich!
Besonders in den Abschnitten 5. Mose 13:7-19 und 5. Mose 16:21 bis 5. Mose 17:7 sehen wir, wie entschieden der Kampf gegen den Götzendienst geführt werden musste. Um größeren Schaden vom Volk Gottes abzuwenden, sollten selbst engste Familienmitglieder vor Gericht angezeigt und getötet werden, wenn sie Götzendienst betrieben oder andere dazu verleiten wollten. Es reichte nicht aus, wegzuschauen und einfach nicht mitzumachen, sondern es musste bereits den Anfängen radikal gewehrt werden, um gegenüber dem sich wie ein Krebsgeschwür rasch ausbreitenden Götzendienst nicht bald chancenlos zu sein.
Die weitere Geschichte des Volkes Israel im Alten Testament macht uns deutlich, wie notwendig diese sehr ernsten, ja schockierenden Gebote waren. Trotzdem hielten sie das Volk nicht davon ab, je länger desto mehr Götzendienst zu betreiben (vergleiche Jeremia 2:13).
Schließlich erging das Gericht Gottes über die Menschen (Jeremia 2:19). Darin steckt die tiefere Botschaft dieser Kapitel: Das Volk Gottes hat zu erkennen, dass die Gebote allein, mögen sie noch so scharf, noch so vorausschauend sein, nicht ausreichen. Gott hatte bereits den kommenden Abfall und das Gericht mit klaren Worten durch Mose angekündigt: Und der Herr sprach zu Mose: Siehe, du wirst dich zu deinen Vätern legen, und dieses Volk wird aufstehen und den fremden Göttern des Landes nachhuren, in dessen Mitte es hineinkommt; und es wird mich verlassen und meinen Bund brechen, den ich mit ihm gemacht habe. So wird zu jener Zeit mein Zorn über es entbrennen, und ich werde es verlassen und mein Angesicht vor ihm verbergen, dass sie verzehrt werden; und viele Übel und Drangsale werden es treffen (5. Mose 31:16-17).
Das neutestamentliche Gottesvolk muss die Botschaft dieser Kapitel ebenfalls sehr ernst nehmen. Ein Teil dieser Botschaft ist klar: Unter Gottes Volk darf es keinen Götzendienst geben, denn der Abfall hat schreckliche Folgen. Aber wie sollte das bewirkt werden, wenn doch jedes einzelne Herz eine Götzenfabrik ist? Genau diese Erkenntnis muss am Anfang stehen: Das Problem liegt in unseren Herzen! Diese Erkenntnis wiederum sollte demütig machen und zur Buße führen, das heißt zunächst, dass wir Gott unsere Sünden bekennen. Doch es geht noch weiter: Der bußfertige Mensch sieht ein, dass er aufgrund seines sündigen Herzens, seiner Begierden, seines Götzendienstes tatsächlich das Gericht verdient hat. Aus Erkenntnis und Bekenntnis schließlich fließt die Bitte um Gnade:
Herr, sei mir Sünder gnädig! Führe mich zur Umkehr, damit ich zu dir umkehren kann! Herr, ich glaube, hilf mir gegen meinen Unglauben! Verändere du mein Herz!
Doch auch wenn Jesus unser Herr ist und seinen Heiligen Geist in unsere Herzen gegeben hat, stehen wir weiterhin im Kampf gegen die Götzen, die in uns und um uns sind. Wenn wir gegen den Götzendienst in unserem Leben kämpfen wollen, müssen wir unsere Götzen als solche entlarven. Dies fällt keineswegs leicht.
Damals kamen Götzen ziemlich deutlich erkennbar in Gestalt großer Statuen, geschnitzter Figuren oder gemalter Bilder daher. Doch auch zu jener Zeit war das lediglich die äußere Seite. Gott erklärt uns in seinem Wort, was dahintersteckt.
Götzendienst ist für jeden verführerisch
Viele Götzen waren Fruchtbarkeitsgötter, die für gute Ernten, Reichtum und Sicherheit „zuständig“ waren. Natürlich spielten in den Fruchtbarkeitskulten auch Sex und Prostitution eine Rolle. Daneben ging es um Ansehen, Macht und Stolz, denn wer sich nicht am Kult beteiligte, wurde ausgeschlossen. Man hatte ein magisches Verständnis von Gott bzw. den Göttern und versuchte, sie durch verschiedene Rituale und Opfer zu beeinflussen und sich dienstbar zu machen. Wie sehen unsere modernen Götzen aus, von denen wir umgeben sind und hinter denen letztlich ebenfalls Reichtum, weltliche Sicherheit, Ansehen, Macht, Sex usw. stecken? In diesem und einem folgenden Artikel wollen wir uns zehn der verbreitetsten und gefährlichsten Götzen unserer Tage ansehen.
Gesundheit
„Und vor allem Gesundheit!“ So lautet ein oft an erster Stelle geäußerter Wunsch für uns und für andere. Natürlich können uns Krankheit und Tod sehr hart treffen. Doch das Schrecklichste, was uns passieren kann, ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen (Hebräer 10:31), wenn Christus nicht unser Herr und Retter ist.
Weil die Welt keine Antwort auf den Tod hat und der Tod das Ende von allem zu sein scheint, wird Gesundheit zum höchsten Gut und damit zum Götzen. Darum wird mit allen Mitteln versucht, das Leben zu verlängern.
Während in vielen Teilen der Welt Menschen an Krankheiten sterben, die bei uns längst heilbar sind, wird in unserem Land das meiste Geld für Gesundheit (bzw. Krankheitskosten) in den letzten Lebensmonaten oder Wochen alter Menschen ausgegeben. Die höheren Kosten sind in vielen Fällen gerechtfertigt, und wir dürfen für die medizinische Versorgung bis ins hohe Alter dankbar sein. Dennoch wird daran u.a. deutlich, welch extrem hoher Aufwand betrieben wird, das Leben manchmal nur um einige Tage zu verlängern. Selbst über 85-jährige Christen klammern sich übertrieben an ihr Leben.
Doch was ist das schönste Leben auf dieser Welt gegenüber der Herrlichkeit, die uns bei Gott erwartet? Ein Tropfen am Eimerrand gegen alles Wasser der Welt!
Keine Frage: Essen Sie weiterhin Ihr Müsli, gehen Sie joggen, machen Sie Pausen. Unterlassen Sie Rauchen, Saufen, Fressen und alle möglichen anderen schädlichen Dinge. Es ist Gottes Wille, dass wir unser Leben schützen und unseren Leib gesund erhalten.
Doch wenn wir an unserem Leben kleben, uns unsere Gesundheit heilig ist und von ihr alle Freude und jeder Sinn in unserem Leben abhängt, wird sie zum Götzen.
Der Bremer Pfarrer Olaf Latzel predigte zum selben Thema: „Leute, akzeptiert, dass ihr sterblich seid, und freut euch darüber, dass das, wenn wir Christen sind, nur für die Zeit auf Erden gilt, dass wir, wenn wir hier abberufen werden, in der Ewigkeit sofort bei unserem Heiland Jesus Christus sind. Macht nicht diesen ganzen Tam Tam mit, denn sonst ist das eine Sache, da kommt der Teufel wieder und dann macht ihr euch Sorgen, Sorgen, und dann geht ihr mit bangem Herzen zum Arzt, und dann kommt es, dass es da heißt: „Ich habe Ihre Blutwerte gesehen…“ Oder wenn das MRT-Ergebnis kommt, und dann wackeln wir genauso furchtsam mit den Knien wie die ganze Welt. Ich sag das ganz deutlich, auch richtig provozierend: Der Herr ist auferstanden, Halleluja, und wenn du ihm gehörst, hast du Anteil daran. Aber der Widersacher versucht es immer wieder, versucht uns festzuhalten nach dem Motto: ‚Dein Leben, deine Gesundheit, und wie wichtig… du brauchst noch ein paar Jährchen auf der Erde…‘
Hütet euch vor dem Götzen Gesundheit!
Erfolg
Viele Menschen bringen Opfer für ihre Karriere und stecken viel Zeit und Energie in Ausbildung und Arbeit. Das ist in vielen Fällen gerechtfertigt und auch Gottes Wille. Christen sollen fleißig, treu und zielstrebig sein. Doch auch hier kann die Karriere schnell wichtiger werden als Gott.
Wie drückt sich das praktisch aus? Man vernachlässigt dauerhaft Frau und Kinder aufgrund der eigenen Karriere: „Ich schiebe das Kinderkriegen immer weiter hinaus aufgrund meiner besseren beruflichen Chancen, die ich mir zuerst erarbeiten muss.“ Der gute Job kommt vor der guten Gemeinde, das heißt, dass ich mir zuerst einen Studienplatz oder Job suche und erst im Anschluss daran mich umschaue, ob es in der Stadt, in der ich eine Stelle gefunden habe, auch eine gute Gemeinde gibt. Man meint, dass das Auskommen, das angenehme Leben, die in ordentlichen, überschaubaren Verhältnissen heranwachsenden Kinder, das Ansehen im Freundeskreis, in der Familie und in der Gemeinde einem vorrangig durch den beruflichen Erfolg gesichert werden.
Macht und Anerkennung
„Wenn ich mir Respekt verschaffen und mich durchsetzen kann, wenn ich etwas zu sagen habe, wenn ich Karriere mache und eine gewisse Stellung in Firma, Gesellschaft, Verein oder auch Gemeinde erlangt habe, dann bin ich wer! Wenn mir keiner mehr etwas vormachen kann, dann habe ich es geschafft und kann auch endlich wirklich etwas bewirken, usw.“ Es ist wie bei allen anderen Dingen: Geld ist nicht generell schlecht, ebenso wie Gesundheit. Auch Durchsetzungsvermögen, Einfluss und Macht können Gutes bewirken, wenn sie in rechter Weise genutzt werden. Doch die Gefahr, diese Dinge zu unseren Götzen zu machen, von denen man sich Sicherheit, Prestige, Freude und Freiheit erhofft und auf sie vertraut, ist riesengroß.
Schönheit und Jugendlichkeit
Wer gut aussieht, bekommt die besseren Noten, die besseren Jobs, die angesagteren Freunde, den Traumpartner, mehr Anerkennung, mehr Respekt, mehr Liebe. Er hat besseren Sex, generell mehr Freude am Leben und fühlt sich richtig gut, vor allem wenn er in den Spiegel schaut. Dieser Götze, dessen Anbetung täglich durch Zeitschriften, Fernsehen und Internet in unsere Köpfe gehämmert wird, hat großen Einfluss auf uns. Er ist mächtig und bestimmt unsere Wahrnehmung, wenn wir uns im Spiegel betrachten.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ein gepflegtes Auftreten und ein ansprechendes Äußeres zu haben, ist gut und auf keinen Fall verwerflich. Aber wie oft hängen unsere Gefühle, unser gesamter Gemütszustand sowie unsere Freude von unserem Äußeren ab? Jeder Mensch, ob jung oder alt, ob dem aktuellen Schönheitsideal entsprechend oder nicht, kann mit dem Psalmisten beten: Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl! (Psalm 139:14).
Sport
Geht es um ein bisschen Spaß und nötige körperliche Ertüchtigung, oder giere ich nach Anerkennung, Selbstverwirklichung oder vielleicht sogar nach dem Adrenalinkick? Sport ist nicht schlecht, er hat sogar einen gewissen Nutzen. Paulus schreibt: Denn die leibliche Übung nützt wenig. Er schreibt nicht, dass sie nutzlos ist. Aber er fährt fort: … die Gottesfurcht aber ist für alles nützlich, da sie die Verheißung für dieses und für das zukünftige Leben hat (1. Timotheus 4:8).
Liebe
Warum ist Liebe zu den Top-Götzen zu zählen? Gott ist doch Liebe!? Ja, aber Liebe ist nicht Gott. Zu diesem Thema empfehle ich, das Kapitel „Götzendienst“ von Lars Reeh aus dem Buch Ein Leben zur Ehre Gottes – Band 2 zu lesen. Lars Reeh zitiert darin den Journalisten Markus Günther, den ich hier ebenfalls zu Wort kommen lassen möchte. Günther schrieb im Jahr 2014 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung einen aufschlussreichen Artikel unter dem Thema
„Egoistische Zweisamkeit – Ersatzreligion Liebe“: „Von Liebe als Ersatzreligion zu sprechen ist keine augenzwinkernde Übertreibung, sondern Ergebnis nüchterner Beobachtung. Denn der Mythos Liebe erfüllt ausnahmslos alle Kriterien einer Pseudoreligion: Diese höhere Macht verlangt Unterwerfung und verspricht im Gegenzug Erlösung und Heil. Sie duldet keine anderen Götter, verspricht den (siebten) Himmel und droht mit der Hölle des Alleinseins. Die höchsten Feiertage dieser Religion heißen Valentinstag, Hochzeitstag, Geburtstag.
Wer sie nicht angemessen würdigt, wird mit Liebesentzug bestraft. Die Grundgebete: Ich liebe dich. Du bist mein Ein und Alles. Ich bin total verrückt nach dir. Die Sakramente: Zungenküsse, Sex. Das sakrale Erkennungszeichen: rotes Herz. Die Ikonen: Fotos von uns. Der Altar, der Ort der Erlösung: das Bett. Die Hymnen: unsere Songs. Die Heilige Schrift: unsere Liebesbriefe. Und außerdem jedes herzerweichende Zitat, das dem Gott namens Liebe huldigt, vom kleinen Prinzen über Elton John bis zum Apostel Paulus.
Man muss Tomaten auf den Augen haben, um den religiösen Charakter dieses Kultes zu übersehen: Das Herz als Symbol ist in der westlichen Welt längst präsenter als das Kreuz – und wird in seiner Bedeutung sicherlich besser verstanden. […] Jeder erfahrene Psychologe und Therapeut kann ein trauriges Lied davon singen, welche seelischen Verwüstungen der Götze „Liebe“ hinterlässt.
Denn die damit verbundene Heilserwartung kann sich nicht erfüllen. Erlösung […] kann es nicht durch einen anderen Menschen geben. Wer sich von der Liebe den Himmel auf Erden verspricht, wird sich (und anderen) das Leben zur Hölle machen. Maßlose, ins Religiöse gesteigerte Erwartungen überfordern alle Beteiligten und führen zu bitteren Enttäuschungen. Dem Höhenflug der Gefühle, wenn man es überhaupt so weit schafft, folgt ein jäher Sturz mit hartem Aufprall.
Der anfangs noch angehimmelte Erlöser erweist sich auf Dauer als recht launischer Mensch, der gemeinsame Alltag als Gedulds- und Demutsübung im emotionalen Auf und Ab. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man außer den hinreißenden auch die irritierenden Seiten des Partners kennenlernt. Liebe auf Dauer lässt nichts Menschliches aus. Dann ist Liebe plötzlich mehr eine Aufgabe als ein Gefühl. […].
Die Vergötterung des Anderen geht Hand in Hand mit der Vergötterung des eigenen Ich, das immerzu gepflegt und in seinem Marktwert erhalten werden muss. Das erfolgreiche Objekt meiner Liebe bestätigt nur meine eigene Großartigkeit; unser zur Schau gestelltes Liebesglück schmeichelt niemandem so sehr wie mir selbst. ‚Die erotische Liebe ist die trügerischste Form der Liebe‘, schrieb Erich Fromm, ‚diese Art der Liebe ist in Wirklichkeit ein Egoismus zu zweit.‘ Die wichtigste Voraussetzung, einen anderen Menschen lieben zu können, meint Fromm, wird so gerade nicht geschaffen: die Überwindung des eigenen Narzissmus.“
Genuss
„Ich will ein schönes Leben voller Erlebnisse und Höhepunkte. Ich will genießen und spüren, dass ich lebe…“ Wer nach einem solchen Leben trachtet, wird bald atemlos auf der Jagd nach immer neuen, noch intensiveren Eindrücken sein. Denn leider verpuffen viele Freuden in dieser Welt allzu schnell. So ist man immer auf der Suche nach etwas, das befriedigt, das neue Kicks und Höhepunkte liefert. Man pflegt seine Hobbys, betreibt seine Kulte und ist ganz schnell dabei, den eigenen Genuss, das eigene Glück und das Wohlgefühl für das Wichtigste im Leben zu halten. Mit diesem Götzen kann man auch wunderbar Gottesdienst feiern. Die Lieder, die Botschaft und das ganze Drumherum müssen dann so gestaltet sein, dass man sich gut fühlen und etwas spüren kann.
Familie
Eigentlich klingt es doch sehr gut und fromm zu sagen, die Familie gehe einem über alles und sei der Mittelpunkt des Lebens. Da vernachlässigt man schon einmal das Bibellesen, das Beten und den Gottesdienstbesuch wegen der Familie. Da dreht sich alles nur noch um die Kinder und ihre Wünsche. Da ist kein Trost mehr möglich, wenn der Ehepartner nach all den Jahrzehnten gestorben und man nun allein ist.
Die Familie ist eine Erfindung Gottes, die ihm sehr am Herzen liegt. Aber wir dürfen sie nicht zum Fixpunkt, zum Zentrum unseres Lebens machen. Ein Christ findet den größten Trost in Christus, selbst wenn er etwas so Schreckliches und unfassbar Trauriges wie den Tod des eigenen Kindes miterleben muss. Das heißt nicht, dass Christen nicht trauern oder etwa kein Mitleid mit Trauernden haben dürfen. Der Tod ist etwas Grausames, denn er ist der Sünde Sold, die Folge der Sünde.
Schauen wir auf Abraham. So viele Jahre hatte er auf seinen versprochenen Sohn gewartet, und dann sollte er ihn Gott opfern. Die Frage war nicht nur, ob Abraham Gott wirklich vertraute, dass er seine Verheißung erfüllt, auch wenn es durch den Tod des Verheißenen menschlich unmöglich schien. Die Frage war auch, ob Isaak, der lang ersehnte und geliebte Sohn, oder ob Gott die erste Stelle in Abrahams Leben einnehmen werde. Doch wie war es dann bei Isaak und Jakob: Wieviel Leid und Not haben sie auf ihre Familien gebracht, weil sie einige ihrer Familienangehörigen über Gott und seinen Willen stellten?!
Deshalb finden wir neben den vielen Geboten zum Bewahren, Stärken und Lieben der Familie auch sehr ernste Worte in der Bibel. Und das nicht nur im Fünften Buch Mose, wo sogar die eigenen Familienangehörigen vor Gericht gestellt werden sollen, wenn sie Götzendienst betrieben haben (5. Mose 13:7-12). Jesus selbst sagte: Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter, seine Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein. (Lukas 14:26).
Es geht an dieser Stelle nicht um buchstäblichen Hass auf die eigene Familie. Jesus bringt hier auf sehr eindringliche Weise zum Ausdruck, dass die Beziehung zu ihm über allen anderen stehen muss. Familie ist wichtig, und Jesus ist kein Konkurrent für die Familie. Im Gegenteil. Er betont an anderer Stelle unsere Verantwortung, uns um unsere Familien zu kümmern. Er selbst kümmerte sich um die Versorgung seiner Mutter, als er unter unsäglichen Schmerzen am Kreuz litt. Doch Jesus muss über der Familie stehen.
Sex
Gott schuf Sex zu seiner Verherrlichung und uns zur Freude. Der Mensch hat daraus einen der schlimmsten Götzen gemacht: Werdet auch nicht Götzendiener, so wie etliche von ihnen, wie geschrieben steht: „Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und stand auf, um sich zu vergnügen“. Lasst uns auch nicht Unzucht treiben, so wie etliche von ihnen Unzucht trieben, und es fielen an einem Tag 23000. (1. Korinther 10:7-8).
Pornographie ist Götzendienst! Und dieser Götze fordert viele Opfer. Es gibt kein freeporn! Unzählige Frauen wurden misshandelt und regelrecht versklavt, erlitten und erleiden entsetzliches Leid. Auch Abtreibungen gehören in dieser Szene zum Alltag. Menschen werden zu Produkten. Sie werden zu einem Stück Fleisch, das zur Befriedigung anderer degradiert wird. Unzucht wird vermarktet, um Menschen in ihrer Unzucht zu fördern. Wer Pornographie konsumiert, beteiligt sich am Götzendienst und damit auch an diesen Sünden: Flieht vor diesem Götzen!
Selbstmitleid
Manche Menschen haben gar nicht so sehr mit den bisher aufgezählten Götzen zu kämpfen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil sie diese Dinge, die schnell zu Götzen werden können, nicht besitzen. Sie haben kaum Geld, kein besonderes Aussehen, keinen Erfolg, keine herzliche Familie usw. Manche denken vielleicht nur, dass sie all das nicht haben.
Doch der Stolz des Menschen hindert ihn daran, sich auf Gott zu werfen und zu erkennen, dass er in ihm alles hat, was er braucht. So klammert er sich lieber an sein Leid, sein Elend, das er zu seinem Götzen macht. Er sagt sich nicht: Ich bin so stark, so reich, so gutaussehend, so mächtig (oder ich will es unbedingt sein), sondern: Ich Armer, mir geht es so schlecht. Ich bin so benachteiligt. Ich habe so viel Leid zu tragen. Keiner mag mich, und ich bin immer allein. Ich Armer!
Fraglos gibt es benachteiligte und leidgeprüfte Menschen. Doch Selbstmitleid heißt nichts anderes als wieder sich selbst ins Zentrum zu stellen, sich wichtig zu machen.
Im Internet las ich dazu Folgendes: „Selbstmitleid ist schön! Dadurch lernst du dich selber richtig schätzen und kennen. Kein anderer weiß es zu schätzen, was du alles machst, wem du hilfst und wie aufopfernd du bist. Aber wenn du selber mal ein Problem hast, dann hilft dir keiner! Die ganze Welt ist gegen dich! Keiner sagt zu dir: Meine Liebe, das tut mir leid! Mach es selber, zeige dir selber, wie sehr du dir leid tust!“ Ein junger Mann aus unserer Gemeinde hat es folgendermaßen formuliert: „Selbstmitleid ist Kuscheln an des Teufels Brust.“
Haben auch Christen einen Hang zum Selbstmitleid, oder besteht dazu Gefahr bei ihnen? Sie wissen doch, dass Jesus ihnen Leid und Verfolgung prophezeit hat. Aber doch auch, dass sie gleichzeitig überreich beschenkt worden sind und dass keiner sie aus der Hand ihres Heilands reißen kann. Dennoch ist die Gefahr des Selbstmitleides gerade in christlichen Kreisen, gerade in der Gemeinde sehr real.
Einerseits hat man hohe Erwartungen an die christlichen Glaubensgeschwister: „Sie sind ja schließlich Christen und müssen doch sehen, welches Leid ich ertrage“. Andererseits opfert man sich selbst für die anderen auf (oder meint es zumindest) und bekommt selten oder nie Anerkennung. Um über diese inneren Verletzungen hinweg zu kommen, könnten wir zu Jesus gehen. Wir würden erneut sehen, was er für uns getan und auf sich genommen, welch gigantischen Berg von Sünde er uns vergeben hat, weil er uns liebt, und wie wenig wir seine Gnade verdient haben. Oder wir können uns trösten durch Selbstmitleid.
Götzendienst muss bekämpft werden
Gott sendet uns wie Schafe unter die Wölfe. Gott sendet uns als Gottesdiener in eine Welt voller Götzendienst. Ja, wir sollen, soviel an uns liegt, mit allen Menschen Frieden halten. Wenn wir Leid erfahren, sollen wir es geduldig ertragen, die rechte Wange hinhalten und selbst unsere Feinde (also auch den Götzendiener) lieben. Die Gebote gegen den Götzendienst aus dem Fünften Buch Mose haben für uns nicht mehr die Bedeutung, wie sie damals für Israel hatten. Aber sie sind deshalb nicht bedeutungslos geworden. Wir können den Götzendienst nicht um uns herum ausrotten, wie es das Volk Israel im verheißenen Land tun sollte, aber wir sollen davor fliehen!
Flieht vor dem Götzendienst, denn er führt euch ins Verderben!
Sind wir uns der Gefahr bewusst? Normale, schöne, ja gute Dinge können zu den fiesesten Götzen werden. Der Teufel, der Widersacher, ist schlau und listig. Er findet überall einen Weg, um uns von Gott weg zu ziehen und unser Vertrauen auf andere Dinge zu setzen. Hören Sie, was David Foster Wallace, ein bekennender Atheist schreibt:
„Es mag vielleicht eigenartig klingen, aber es ist wahr: In unserer Welt gibt es sowas wie Atheismus gar nicht. Es gibt keinen Menschen, der nicht anbetet. Jeder betet etwas an. Wir haben nur die Wahl, was wir anbeten. Und der Grund, sich vielleicht dafür zu entscheiden, Gott anzubeten, ist, dass uns so ziemlich alles andere bei lebendigem Leib verschlingen wird. Wenn du Geld und Dinge anbetest, wenn es das ist, womit du wahren Sinn im Leben verknüpfst, dann wirst du niemals genug haben, nie fühlen, dass du genug hast. Es ist die Wahrheit. Bete deinen Körper und Schönheit und sexuelle Reize an, und du wirst dich immer hässlich fühlen. Und wenn Zeit und Alter sich beginnen bemerkbar zu machen, wirst du eine Million Tode sterben, bevor sie dich betrauern. Einerseits wissen wir das alles bereits. Es ist verschlüsselt in Mythen, Sprichwörtern, Klischees, Gedichten, Parabeln, und es bildet das Skelett für jede große Geschichte. Der ganze Trick dabei ist, diese Wahrheit vom alltäglichen Bewusstsein fern zu halten.”
Wenn Sie Götzen in Ihrem Leben erkennen oder wenn Sie andere zum Götzendienst verleiten wollen, und seien es Ihre nächsten Verwandten und engsten Freunde, dann halten Sie sich diese Worte vor Augen: Darum, meine Geliebten, flieht vor dem Götzendienst! (1. Korinther 10:14). Kinder, hütet euch vor den Götzen! (1. Johannes 5:21). Machen Sie nicht mit! Verharmlosen Sie es nicht! Tolerieren Sie Götzen nicht in ihrem Leben! Spielen Sie nicht mit dem Feuer, auch wenn es sich noch so schön anfühlt!
Flüchtet zu Christus, denn er führt euch ins Leben!
Der Götzendienst um uns herum lädt uns mit der Verheißung ein, das Leben wahrhaft zu genießen, verbessern, verlängern und vertiefen zu können. Die Kernaussagen lauten: Es geht nur um dich, und es ist gut für dich! Doch Götzendienst führt uns in den Tod und ins Gericht! Und darum fordert Jesus jeden auf: Verleugne dich selbst, nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach. Denn was hilft es dir, wenn du die ganze Welt gewinnst und Schaden an deiner Seele nimmst? Denn wenn du dein Leben retten willst, wirst du es verlieren; wenn du aber dein Leben verlierst um meinetwillen, dann wirst du es retten (Lukas 9:23-24).
Jesus über alles zu stellen, ihn als Herrn und Gott anzunehmen und ihm nachzufolgen, auch durch Leid und Entbehrung, heißt, das wahre Leben zu finden. Ein Leben, welches über den Tod hinausgeht. O welches Geschenk! Jesus hat die Strafe für unseren Götzendienst auf sich genommen. Er wurde an unserer Stelle hingerichtet und trug Gottes Zorn über unsere Abgötterei. Er vergibt uns und schenkt uns Leben und Segen in Ewigkeit! Er schenkt uns Frieden und Erfüllung für unsere dürstenden Seelen. Nie werden wir Erfüllung in der Befriedigung aller unserer Bedürfnisse und Begierden finden, sondern nur in Gott. Dafür sind wir geschaffen.
Doch auch wenn wir Christen sind und den Heiligen Geist haben, bleibt das sündige Wesen, solange wir in dieser Welt leben, in uns. Unser Herz ist deshalb ein Schlachtfeld zwischen Gottesdienst und Götzendienst. Unter den Geboten gegen Götzendienst im Fünften Buch Mose findet sich öfters dieser abschließende Vers: So sollst Du das Böse in deiner Mitte ausrotten. Das Böse in unserem Herzen kann nur Jesus ausrotten. Er ist dafür am Kreuz gestorben, gibt uns seinen Heiligen Geist und wirkt in unserem Herzen. Und darum bedeutet der Kampf gegen die Götzen immer zuerst, mehr von Jesus zu erstreben, sich mehr mit ihm und seinem Wort zu füllen, mehr von seiner Liebe und Herrlichkeit zu erkennen. Gegen Götzendienst zu kämpfen, davor zu fliehen, heißt, jeden Tag neu bei Jesus Zuflucht zu suchen.
Wenn wir irgendetwas gegen den Götzendienst um uns herum ausrichten wollen, heißt das, dass wir das, was Jesus für uns tat, in Wort und Tat verkünden. Das ist die einzige Waffe, die wir im Kampf gegen die teuflischen Mächte, die hinter den Götzen stehen, haben. Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut [gegen Gesundheitsexperten, Werbemacher, Pornoproduzenten, Politiker usw.], sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen [Mächte] der Bosheit in den himmlischen [Regionen]. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt, euch behaupten könnt. So steht nun fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit, und die Füße gestiefelt mit der Bereitschaft [zum Zeugnis] für das Evangelium des Friedens. Vor allem aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt, und nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist, und wacht zu diesem Zweck in aller Ausdauer und Fürbitte für alle Heiligen (Epheser 6:12-18).
Herkunft: bekennende-kirche.de – Ludwig Rühle