Der Gott der Ermunterung
Gott sei gepriesen, dass Er uns, so viele wir von Herzen an den Herrn Jesus glauben, in Ihm ein vollkommenes und ewiges Heil erworben und geschenkt hat! Wir besitzen nun Frieden mit Gott und haben Zugang zu der Gnade, in welcher wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes (Römer 5:1-2).
„Nicht allein aber das,
sondern wir rühmen uns
auch der Trübsale“ (Römer 5:3).
Auch sie sollen uns Segen bringen.
„Nicht allein aber das,
sondern wir rühmen uns auch
Gottes durch unseren
Herrn Jesus Christus“ (Römer 5:11).
So haben wir also einen dreifachen Ruhm. Aber der höchste Ruhm ist eben der, daß Gott selbst unser ist, daß wir uns Seiner rühmen können. Höher konnte Gott uns nicht erheben, reicher konnte Er uns nicht machen! Ja, Gott ist nun unser Gott und Ruhm.
Und dieser Gott, „der unser Gott ist immer und ewiglich“ (Psalm 48:14), ist durch den Herrn Jesus nun unser Vater geworden. „Der Geist selbst zeugt mit unserem Geiste, dass wir Kinder Gottes sind“ (Römer 8:16). Weiter belehrt uns die Heilige Schrift, dass der „Gott der Herrlichkeit“ (Apostelgeschichte 7:2) auch der „Gott des Ausharrens und der Ermunterung“ (Römer 15:5), der „Gott der Hoffnung“ (Römer 15:13), der „Gott des Friedens“ (Römer 15:33), der „Gott der Liebe und des Friedens“ (2. Korinther 13:11), der „Gott alles Trostes“ (2. Korinther 1:3), der „Gott des Maßes“(2. Korinther 10:13) und der „Gott aller Gnade“ (1. Petrus 5:10) ist.
Es ist tröstlich und stärkend, sich dieser gesegneten Wesenszüge zu erinnern. Gottes Wort gibt uns auch zahlreiche Beispiele, die uns zeigen, daß Gott sich entsprechend Seinem Namen bei den Seinen auf ihrem Lebensweg geoffenbart und verherrlicht hat, und dies auch schon im Alten Bunde. Betrachten wir denn zu unserer Erbauung zu Anfang eines neuen Jahres, das dunkel und ernst vor uns liegt, eines dieser Beispiele. Wir denken an die Begebenheit, als Gott sich in dunkler, ernster Zeit in Israel als „Gott der Ermunterung“ an Seinem treuen Zeugen Elia erwiesen hat.
Ja, auch Elia, dieser mutige und heldenhafte Diener Gottes, war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie auch wir. Auch er konnte verzagt werden (1. Könige 191
Das erste Buch der Könige, Kapitel 19
Elija am Horeb
1 Ahab erzählte Isebel alles, was Elija getan, auch dass er alle Propheten mit dem Schwert getötet habe.
2 Sie schickte einen Boten zu Elija und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das antun, wenn ich morgen um diese Zeit dein Leben nicht dem Leben eines jeden von ihnen gleich mache.
3 Elija geriet in Angst, machte sich auf und ging weg, um sein Leben zu retten. Er kam nach Beerscheba in Juda und ließ dort seinen Diener zurück.
4 Er selbst ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter.
5 Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss!
6 Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder hin.
7 Doch der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.
8 Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.
9 Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des Herrn erging an ihn: Was willst du hier, Elija?
10 Er sagte: Mit leidenschaftlichem Eifer bin ich für den Herrn, den Gott der Heere, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übrig geblieben und nun trachten sie auch mir nach dem Leben.
11 Der Herr antwortete: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben.
12 Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.
13 Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.
Neue Aufträge
14 Da vernahm er eine Stimme, die ihm zurief: Was willst du hier, Elija? Er antwortete: Mit Leidenschaft bin ich für den Herrn, den Gott der Heere, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übrig geblieben und nun trachten sie auch mir nach dem Leben.
15 Der Herr antwortete ihm: Geh deinen Weg durch die Wüste zurück und begib dich nach Damaskus! Bist du dort angekommen, salbe Hasaël zum König über Aram!
16 Jehu, den Sohn Nimschis, sollst du zum König von Israel salben und Elischa, den Sohn Schafats aus Abel-Mehola, salbe zum Propheten an deiner Stelle.
17 So wird es geschehen: Wer dem Schwert Hasaëls entrinnt, den wird Jehu töten. Und wer dem Schwert Jehus entrinnt, den wird Elischa töten.
18 Ich werde in Israel siebentausend übrig lassen, alle, deren Knie sich vor dem Baal nicht gebeugt und deren Mund ihn nicht geküsst hat.
Die Berufung Elischas
19 Als Elija von dort weggegangen war, traf er Elischa, den Sohn Schafats. Er war gerade mit zwölf Gespannen am Pflügen und er selbst pflügte mit dem zwölften. Im Vorbeigehen warf Elija seinen Mantel über ihn.
20 Sogleich verließ Elischa die Rinder, eilte Elija nach und bat ihn: Lass mich noch meinem Vater und meiner Mutter den Abschiedskuss geben; dann werde ich dir folgen. Elija antwortete: Geh, aber komm dann zurück! Bedenke, was ich an dir getan habe.
21 Elischa ging von ihm weg, nahm seine zwei Rinder und schlachtete sie. Mit dem Joch der Rinder kochte er das Fleisch und setzte es den Leuten zum Essen vor. Dann stand er auf, folgte Elija und trat in seinen Dienst.).
So groß seine Kraft auch war, die er bis dahin als der unerschrockene Zeuge vor dem götzendienerischen König Ahab, vor den Baalspriestern auf dem Berge Karmel und vor dem ganzen abtrünnigen Volke offenbarte, so war er von Natur doch schwach wie wir. Er fand seine Kraft und Stärke nur in Gott und besaß sie auch nur, solange er auf Ihn blickte und in Ihm ruhte. Wundern wir uns darum nicht über seinen Fall und seine Verzagtheit, dass er, als er nach seinem Sieg und dem Gericht über die Baalspriester von Gott abblickte, vor den Drohungen der Isebel gebeugt und lebensmüde in die Wüste floh! Wundern und freuen wir uns vielmehr darüber, dass Gott als der „Gott der Ermunterung“ ihn wiederherstellte und ihn aufzurichten wusste!
Wir lesen: „Und als er das sah, machte er sich auf und ging fort um seines Lebens willen und kam nach Beerseba, das zu Juda gehört; und er ließ seinen Knaben dort zurück. Er selbst aber ging in die Wüste, eine Tagereise weit, und kam und setzte sich unter einen Ginsterstrauch. Und er bat, dass seine Seele stürbe, und sprach: Es ist genug; nimm nun, Jehova, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter“ (1. Könige 19:3-4).
Wenn diese Klage und Verzagtheit des gebeugten Mannes uns zeigt, dass das Herz des Menschen arglistig ist und verderbt oder, wie Luther übersetzt, „trotzig und verzagt“ (Jeremia 17:9), so offenbart sich aber auch bei dieser Gelegenheit, dass Gottes Herz voll innigen Mitgefühls, voll Langmut und Güte ist. Zunächst schenkt Er ihm einen erquickenden Schlaf. Alsdann fordert Er ihn durch einen Engel auf, sich durch Speise und Trank zu stärken, die Er schon für ihn bereitgestellt hatte. Ja, Er fordert ihn zum zweiten Male auf: „Stehe auf, iss! Denn der Weg ist zu weit für dich“ (1. Könige 19:7).
Wie gut ist es,
dass der Herr den Weg,
den ganzen Weg,
den wir zu gehen haben,
besser kennt als wir
und dass Er uns verheißt:
„Und siehe,
(Matthäus 28:20)
ich bin bei euch alle Tage
bis zur Vollendung
des Zeitalters“
Für diesen ganzen Weg verheißt und gibt Er uns, wie wir wissen, die nötige Kraft: „Er gibt dem Müden Kraft, und dem Unvermögenden reicht er Stärke dar in Fülle“ (Jesaja 40:29).
Sollte Er aber, der den Weg des Elia kannte und ihn dazu durch die ihm geschenkte Wegzehrung reichlich stärkte, nicht auch wissen, wie weit noch unser Weg ist bis zum Ziel? Und sollte Er nicht auch in dem neuen Jahre das nötige Licht und die Kraft verleihen, um getrost und gestärkt den Weg zu gehen, den Er uns gehen heißt? Ganz gewiss!
Kein Wort des Vorwurfs hören wir Gott an Seinen Diener richten, der nun, nachdem er noch kurz zuvor als unerschrockener Zeuge für Ihn eingetreten war, ganz verzagt zu Boden liegt und ruft: „Es ist genug; nimm nun, Jehova, meine Seele.“ Gott wusste, dass es noch nicht genug war, was Sein Knecht gelernt und auch geleistet hatte. Er allein hat ja unseres Lebens Länge zu bestimmen und auch dessen Aufgabe, Zweck und Ziel.
Aber, wie schon gesagt, Gott wirft Seinem Knecht nichts vor, demütigt ihn auch nicht durch die Erinnerung an all das, was Er ihm in Seiner Huld und Güte in früheren Tagen gewesen war, sei es am Bache Krith oder im Hause der Witwe in Zarpath, und wie Er seine Gebete um Dürre und um Regen so wunderbar erhört und ihm Zeugenmut verliehen hatte vor den Feinden. Nein, Er dachte jetzt nur daran, Seinen verzagten Diener wieder aufzurichten und zu ermuntern.
Hat Er nicht auch uns schon oft in der gleichen Weise als der „Gott der Ermunterung“ aufgerichtet und durch Seine Milde beschämt und auch geheilt?
Ja, wir müssen Ihn preisen und Ihm von Herzen dafür danken. Wie oft haben wir in gleicher Weise, wenn wir verzagt und niedergebeugt waren und ähnlich wie Elia unter dem Ginsterstrauch geseufzt hatten: „Es ist genug“, Gott als den „Gott der Ermunterung“ erfahren dürfen!
Gott, „der die Niedrigen tröstet“, wie es der Apostel Paulus erfuhr und uns bezeugt (2. Korinther 7:6), wusste auch Elia aufzurichten, und Er weiß auch uns immer wieder neu zu beleben und zu trösten. Den müde gewordenen Hebräern wird zugerufen: „Denn Gott ist nicht ungerecht, eures Werkes zu vergessen und der Liebe, die ihr gegen seinen Namen bewiesen, da ihr den Heiligen gedient habt und dienet“ (Hebräer 6:10). Gott weiß stets größere Gnade darzureichen. Hatte Er Seinen treuen Knecht in der Vergangenheit so viel Herrliches erleben lassen, so sollte er, der inmitten der Feindschaft der Welt müde geworden war, noch Herrlicheres erleben: Er sollte lebend mit feurigen Wagen und Rossen in den Himmel aufgenommen werden.
Wir, die Gläubigen der Endzeit, haben die Hoffnung, ähnliches zu erleben. Harren wir darum noch ein wenig aus! Wir haben den Ruf des Herrn gehört: „Ich komme bald!“ Wir dürfen dem Kommen des Herrn täglich entgegensehen. Er kann schon heute kommen, um uns in einem Nu, in einem Augenblick, zu entrücken, damit wir allezeit bei Ihm seien, dort im Vaterhaus, wo Er uns eine Stätte bereitet hat.
Während wir nun hier auf den Herrn warten, gibt es für uns noch manches für unsere Herzen zu lernen, und es gilt auch, noch so manchen Auftrag auszuführen, den Er uns erteilt. So war es auch bei Elia. Gott führte ihn an den Berg Horeb. So weit hatte Elia wohl nicht zu gehen gedacht, als er vor Isebel in die Wüste floh. Aber dort am Horeb, wo Gott sich mit Seinem Knechte Mose einst unterhalten und an ihm Seine Güte und Seine Herrlichkeit hatte vorüberziehen lassen, da wollte Er nun auch mit Seinem Diener Elia in der Stille reden, ihn unterweisen und segnen.
Dort am Horeb hatte Mose sich seiner Zeit in treuer Fürbitte bei Jehova für das Volk Israel verwandt, dass Er es wegen seines Götzendienstes, wegen des goldenen Kalbes, nicht vernichten möge. Soweit wie Mose war aber Elia innerlich noch nicht. Im Gegenteil, er war nicht nur entmutigt und verzagt, er klagte das Volk auch voll Bitterkeit vor Jehova an. Zweimal sagte er: „Ich habe sehr geeifert für Jehova, den Gott der Heerscharen; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwerte getötet; und ich allein bin übriggeblieben.“ Er rühmt sich also in seiner Bitterkeit seiner Treue vor Jehova und glaubt als Sein einziger Zeuge übriggeblieben zu sein.
Ohne Frage hätte Elia es in seinem gegenwärtigen Herzenszustand nicht ungern gesehen, wenn Jehova im Sturm, im Erdbeben oder im Feuer herniedergefahren wäre, um Ahab, Isebel und das ganze götzendienerische Volk im Gericht zu zerschmettern, wie hier die Berge und die Felsen.
Aber Jehova war nicht in dem Winde, nicht in dem Erdbeben und nicht in dem Feuer. Jehova gedachte vielmehr in Gnaden Seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob und handelte in Gnaden mit Seinem Volke. Wir lesen: „Nach dem Feuer kam der Ton eines leisen Säuselns.“ Nun erst lesen wir auch, dass Elia sein Angesicht mit seinem Mantel verhüllte, hinausging und sich an den Eingang der Höhle stellte vor Gott. Hier spricht nun Gott mit ihm. Das hatte Er zwar schon vorher mit ihm getan, aber jetzt tut Er es gleichsam von Angesicht zu Angesicht.
Wie lehrreich ist dies doch alles auch für uns heute! Auch wir sollen in diesen letzten, ernsten Tagen „ohne Zorn und zweifelnde Überlegung“ fürbittend „heilige Hände“ für alle Menschen um uns her zu Gott erheben. Dann bewundern wir Gott auch in Seiner großen Langmut und Gnade, wie Er da und dort durch die Wirksamkeit Seines Heiligen Geistes, durch den „Ton eines leisen Säuselns“, noch immer einzelne Seelen erweckt und errettet, ehe das Endgericht kommt.
Über Ahabs Haus und über das ganze abtrünnige Volk musste das Gericht kommen. Deshalb bekam Elia den Auftrag, Hasael zum König über Syrien und Jehu zum König über Israel zu salben. So ziehen sich auch heute sichtlich die Wolken über der Welt zusammen zum Endgericht.
Wenn auch Elia als Prophet abtreten muss, so bekommt er doch noch einen großen Auftrag: Er darf Elisa salben, um an seiner Stelle das Werk des Herrn zu treiben. So sorgt Gott, als der Herr der Ernte, auch in schweren Tagen nicht nur für die Ermunterung der Seinigen, sondern auch immer wieder neu für Sein Werk, solange die Gnadenzeit währt. Auch heute dürfen wir noch sehen, dass Er neue Arbeiter in Seine Ernte sendet und Sünder errettet, indem Er in Gnaden Sein teures Wort segnet.
Elia hatte einen weiten Weg bis zum Berge Horeb zu gehen, aber der Weg war nicht vergeblich. Der „Gott der Ermunterung“ begegnete ihm dort, stillte seine Seele, richtete sein Herz auf und führte ihn zurück in Seine gesegnete, glückselige Gemeinschaft. Wahrlich, ein reicher Gewinn!
Du erquickst und stärkst die Müden,
machst getrost der Schwachen Herz,
leitest sie in Deinem Frieden,
leitest sie durch Kampf und Schmerz.
Herkunft: juengerschaft.org