RUINIERE NICHT DEN RUF ANDERER
Bestimmte Sünden werden unter Christen besonders streng geahndet – z. B. im sexuellen oder kriminellen Bereich. Mit anderen Geboten geht man dagegen eher lässig um. Dazu gehört auch das achte, das gebietet, keine Falschaussagen gegen Mitmenschen zu verbreiten und damit ihren Ruf zu schädigen.
Das negative und verleumderische Reden über Dritte erfreut sich seit eh und je höchster Beliebtheit! Weltumfassend. Für manche Menschen wäre das Leben geradezu fade, wenn es nicht immer neuen Stoff über andere Menschen auszubreiten gäbe. Auf allen Ebenen der Gesellschaft wird dieses Spiel gespielt:
Das Spiel:
der Halbwahrheiten,
der Unwahrheiten,
der Unterstellungen,
der Intrigen,
der Vermutungen und
der unverschämten Behauptungen.
Ein riesiger illustrierter Blätterwald, die Regenbogenpresse, lebt von dieser allzu menschlichen, aber ausgesprochen sündigen Neigung. Als Christen haben wir jedoch keinen Grund, unsern Zeigefinger auf die „Kinder der Welt“ zu richten. Gerade unter den Christen ist das negative Gerede – trotz tausender Predigten – nicht totzukriegen. Wie viele Glaubensgeschwister wurden schon durch unüberlegtes und ungeprüftes Geschwätz:
verleumdet,
verletzt,
irritiert,
gemobbt,
geistlich zerstört und
in ihrem Ruf mehr als geschädigt.
Mancher Christ konnte sich schlimmsten Verdächtigungen nur durch den Freitod entziehen. Schockiert? Es ist passiert! Aber nicht nur das offensichtliche niedermachende Gerede über andere steht hier zur Debatte.
Auch der Wahrheits-Fanatismus kann zur Lüge werden. Wenn wir unseren Mitmenschen beispielsweise Schwächen oder Fehlleistungen „wahrheitsgemäß“ vorwerfen, haben wir möglicherweise nicht offen gelogen, aber die Grenze der persönlichen Diskretion und der Menschenliebe grob verletzt.
Wahrheit ohne Liebe ist sozusagen todrichtig: Sie tötet und zerschlägt Beziehungen, statt sie hilfreich und seelsorgerisch zu gestalten. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die biblische Sprache den Begriff Wahrheit nicht nur im Sinne von „Richtigkeit“ kennt. Das hebräische ÄMÄT meint estrangig und ganz grundlegend „Vertrauen“ und „Treue“. Mit anderen Worten: Wahrheit müht sich um die Gemeinschaft, die vertrauensvolle Beziehung. Sie dient ihrer Klarheit, Heilung und Festigung. Jede scheinbare Wahrheit entpuppt sich dann als Lüge, wenn wir Menschen, vielleicht sogar unsere eigenen Glaubensgeschwister „in die Pfanne hauen“, indem wir:
übertreibend,
misstrauisch,
abwertend,
kontrollierend,
boshaft,
wahrheitsfanatisch
und damit unbarmherzig und verantwortungslos über sie herziehen und ihre Lebensberechtigung oder gar Berufung zerstören.Wenn wir als Nachfolger Jesu zu Recht betonen, dass wir aus dem Wort Gottes leben, dann sollte, ja müsste das zur Folge haben, dass unsere gesamte Kommunikation aufrichtig und wertschätzend geführt wird. Das Wort Gottes, Jesus selbst, sollte sich in unseren Worten spiegeln: „Redet so, als wäre es das Wort Gottes“ – nämlich:
Transparent
Wahrhaftig
und
Kommunikativ
(vgl. 1. Petrus 4:11).
Horst Stricker