Wachet in den Gebeten
„Seid nüchtern, wachet; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.“ 1. Petrus 5:8
Jeder Christ muss darauf aufpassen, dass er mit dem Gebet nicht so lange wartet, bis er meint, dass er endlich ganz rein und passend dafür sei. So hat mich auch der Teufel sehr oft mit solchen Gedanken geplagt und behindert, dass ich dachte: ›Jetzt passt es gerade nicht, du willst noch eben dies oder das ausrichten, dann kannst du nachher umso ruhiger beten.‹
Wer solchen Gedanken folgt und sich im Gebet behindern oder aufhalten lässt, dem geht es bestimmt wie der Bäuerin, die zwar betete, aber immer noch etwas machen wollte, ehe sie sich etwas wünschte, und darum nie zum Wünschen kam. Der Teufel ist ein Bösewicht und schleicht uns immer mit der Absicht nach, uns durch dies oder das vom Gebet abzuhalten. Darum müssen wir uns gegen ihn rüsten und dürfen uns nicht hindern lassen.
Wenn er dir einflüstert: »Mache zuvor noch dies oder das«, so sage ihm: »Nein, so nicht!« Vielmehr will ich, sobald uns eine Not vor Augen steht, beten, denn das ist dann die richtige Gebetsstunde, wenn ich in der Not Gott anrufe. Wenn ich nicht geschickt und würdig bin, dann wird Gott mich geschickt und würdig machen, denn ich weiß, er hat mich lieb, nicht meinetwegen, weil ich so fromm und heilig wäre, sondern um Christi willen, den ich lieb habe und an den ich glaube.
Herkunft: Martin Luther