Dann kommen wir in den Himmel
„Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht!“
(Apostelgeschichte 18:9)
Satan ist immer derselbe, auch wenn er sich anders zeigt. Mal zeigt er sich als brüllender Löwe (1. Petrus 5:8),
mal als Engel des Lichts (2. Korinther 11:14), doch ist es immer Satan. 1 Frage: „Was bedeutet es, dass Satan sich als Engel des Lichts verkleidet?“
Antwort: Dunkelheit und Licht sind Metaphern für Gut und Böse. Wenn jemand einen Engel des Lichts sieht, wird automatisch angenommen, dass des ein gutes Wesen ist, weil die Korrelation von Böse mit Dunkelheit und Gut mit Licht ein kraftvolles Urbild der menschlichen Geschichte darstellt. In der Bibel ist Licht eine spirituelle Metapher für Wahrheit und Gottes unveränderlicher Natur (Jakobus 1:17). Es wird wiederholt in der Bibel verwendet, damit wir besser verstehen, dass Gott ganz und gar gut und wahr ist (1. Johannes 1:5). Wenn wir im Licht sind, sind wir bei Gott (1. Petrus 2:9). Er ermahnt uns, zu ihm ins Licht zu kommen (1. Johannes 1:7), weil es seine Absicht war, uns Licht zu geben (Johannes 12:46). Licht ist der Ort, wo die Liebe wohnt und sich wohl fühlt (1. Johannes 2:9-10). Gott hat das Licht erschaffen (1. Mose 1:3), er wohnt im Licht (1. Timotheus 6:16) und er gibt das Licht in menschliche Herzen, damit wir ihn sehen und kennen und Wahrheit verstehen können (2. Korinther 4:6).
Wenn also 2. Korinther 11:14 sagt, „denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts“, dann bedeutet das, dass Satan unsere Liebe zum Licht ausnutzt, um uns zu täuschen. Er will, dass wir denken, er sei gut, wahrhaft, liebend und mächtig– all die Dinge, die Gott ist. Sich selbst als dunkles, teuflisches Wesen mit Hörnern darzustellen, würde der Mehrheit der Menschen nicht gefallen. Die meisten Menschen fühlen sich nicht zur Dunkelheit, sondern zum Licht hingezogen. Daher erscheint Satan als Kreatur des Lichts, um uns zu sich und seinen Lügen zu ziehen.
Wie können wir erkennen, welches Licht von Gott und welches Licht von Satan ist? Unser Verstand und unsere Herzen sind durch widersprüchliche Nachrichten leicht zu verwirren. Wie können wir sicher sein, dass wir auf dem richtigen Weg sind? Psalm 119 sagt: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ (Psalm 119:105) und „Wenn dein Wort offenbar wird, so erleuchtet es und macht klug die Unverständigen.“ (Psalm 119:130). Die Worte von Gott haben Kraft. Genauso wie Gottes Stimme das physische Licht zur Existenz rief, so kann sie spirituelles Licht in unsere Herzen rufen. Sich seiner Stimme auszusetzen – in seinem Wort – wird uns dabei helfen, den Unterschied zwischen dem guten Licht Gottes und dem, das gefälscht ist, zu erkennen.
Satan präsentiert uns die Sünde als etwas Angenehmes und Schönes, das man sich wünschen sollte, und er präsentiert falsche Lehren als erleuchtend und lebensverändernd. Millionen folgen seinen Täuschungen, weil sie Gottes Wahrheit nicht kennen. Jesaja 8:20-22 beschreibt die Dunkelheit, die durch Ignoranz des Wort Gottes entsteht. Das Volk Israel suchte die Wahrheit, indem es getäuscht durch Satans Lüge spirituelle Medien aufsuchte. Jesaja sagt: „Hin zur Weisung und hin zur Offenbarung! Werden sie das nicht sagen, so wird ihnen kein Morgenrot scheinen, sondern sie werden im Lande umhergehen, hart geschlagen und hungrig. Und wenn sie Hunger leiden, werden sie zürnen und fluchen ihrem König und ihrem Gott, und sie werden über sich blicken und unter sich die Erde ansehen und nichts finden als Trübsal und Finsternis; denn sie sind im Dunkel der Angst und gehen irre im Finstern.“
Dunkelheit ist das Ergebnis des Versuchs, die Wahrheit ohne das Wort Gottes zu finden. Wie Jesaja sagt, wandern Menschen, wenn sie „kein Morgenrot“ haben, in Dunkelheit und sind über Gott verärgert und weigern sich, zu ihm zu kommen und um Hilfe zu bitten. Deshalb ist Satans Maskerade als Engel des Lichts so effektiv. Er macht weiß zu schwarz und schwarz zu weiß und lässt uns glauben, dass Gott der Lügner ist, dass Gott die Quelle der Finsternis ist. In unserer Not konzentrieren wir unseren Hass auf den Einen, der uns als einziger retten kann.
Schauen wir zurück in die Vergangenheit (Nationalsozialismus) und auch nach anderen Ländern (Russland, China, Indien), so sehen wir, wie Satan sich vor allem als brüllender Löwe zeigte und zeigt. Wie einst bei Nehemia (vgl. Nehemia 6), versucht er die Christen in Furcht zu versetzen, sie zu lähmen, sie zum Schweigen zu bringen. Oft unter totalitären, kommunistischen oder islamischen Regierungen werden Christen benachteiligt, ausgegrenzt, bedroht, verhaftet und gefoltert.
Der Grausamkeit, Brutalität und Unmenschlichkeit scheinen oft keine Grenzen gesetzt zu sein. Ein Mann wird über Tage am Schlaf gehindert. Jedes Mal, wenn er einschläft, prügelt man ihn wach. Ein anderer Christ ist in einem dunklen Loch gefangen – ohne Licht, ohne einen Mitgefangenen. Höchstens eine Ratte huscht hier und da durch seine Zelle. Der einzige Kontakt besteht zu seinem Gefängniswärter, der nichts Besseres zu tun hat, als jeden Morgen mit seinen eigenen Exkrementen das Brot des Christen zu „beschmieren“. Andere Christen müssen in der Kälte draußen arbeiten. Bevor sie nach einem langen Tag in ihre Zelle zurückkehren, müssen sie sich ausziehen, werden mit kalten Wasser überschüttet und müssen so in die ebenso kalte Zelle. Zudem müssen sie beißenden Spott und Hohn ertragen, dazu die Drohungen, dass man sich auch ihre Familien „kümmern “ würde.
Als Familienvater bekomme ich Angst – Angst vor mir selber, Angst um meine Familie, die ich über alles auf dieser Erde liebe. Dabei ist das Ganze für diese verfolgten Christen nicht ohne Ausweg. Oft müssen sie nur einfach ihre Unterschrift unter ein Schreiben setzen, in dem sie bestätigen, dass sie sich von Jesus und der Bibel abwenden und auch zu anderen Christen keinen Kontakt mehr suchen werden. Die Einstellung vieler verfolgter Christen wird jedoch in dem folgenden Szenario deutlich:
Die Geheimpolizei bedrängt einen christlichen Hausbesitzer, der seine Räume einer Hausgemeinde zur Verfügung stellt. Die Beamten sagten zu ihm: „Diese Versammlungen müssen aufhören!“ Wenn Sie sie nicht unterbinden, werden wir ihr Haus konfiszieren und Sie auf die Straße werfen.“ Die Antwort des Hausbesitzers? Wahrscheinlich wird er antworten: „Sie wollen mein Haus? Und meinen Hof? Da müssen Sie sich an Jesus wenden, dem habe ich mein Haus gegeben.“ Die Polizisten werden nicht recht klug aus dieser Antwort. Sie sagen: „Wir wissen nicht, wie man zu ihrem Jesus kommt, aber Ihre Adresse kennen wir! Wenn wir Ihnen Ihr Haus wegnehmen, haben Sie und ihre Familie kein Dach mehr über dem Kopf!“ Darauf erwidert der Hausbesitzer: „Dann werden wir Gott nicht nur um das tägliche Brot bitten, sondern auch um das tägliche Dach.“ „Wenn Sie so weitermachen, setzt es Prügel!“, schäumten die Verfolger. „Dann bitten wir Jesus die Blessuren zu heilen.“ „Und dann lochen wir euch alle ein!“ Die Antwort des Christen ist vorhersehbar: „Wenn wir ins Gefängnis kommen, werden wir unseren Mitgefangenen die Gute Nachricht von Jesus weitergeben, der sie freimacht. Wir werden dort im Gefängnis neue Gemeinden gründen“ (Anmerkung: Gemeint sind Hausgemeinden, wie sie oft in China vorzufinden sind) „Wenn ihr das versucht, töten wir euch!“ „Dann kommen wir in den Himmel und werden für immer bei Jesus sein.“
(aus: Ripken, Rik. Lewis, Gregg. Gottes unfassbarer Wege. Wie mein Glaube durch verfolgte Christen radikal erneuert wurde, Brunnen Verlag Gießen, 2013, S. 272f.)
Sie hielten standhaft aus – als sähen sie Den Unsichtbaren. Diese Christen wissen was sie haben, und dass niemand es ihnen rauben kann. Sie haben die Worte des Herrn verstanden:
„Und fürchtet euch nicht vor denen,
Matthäus 10:28
die den Leib töten,
die Seele aber nicht zu töten vermögen;
fürchtet aber vielmehr den,
der sowohl Seele als Leib
zu verderben vermag in der Hölle“
Wir kennen viele Beispiel von verfolgten Christen, die durch Standhaftigkeit, Freude und Ruhe in der Verfolgung gekennzeichnet war. Gerade mit dieser inneren Einstellung und Herzenshaltung, die nach außen nicht verborgen bleiben konnte, waren sie ihren Peinigern ein Zeugnis und brachten viele zum Fragen. Was hatten diese Christen, dass sie, trotz allem Widerstand, an ihrem Glauben festhielten?
Materialismus – Eine ernste Gefahr für uns
So eine Verfolgung kennen wir nicht – die jüngsten Generationen schon mal gar nicht. Dabei wollen wir nicht vergessen, dass es auch in unseren Ländern Christen gibt, die aufgrund ihres Glaubens diskriminiert und schikaniert werden. Aber eine derartige Verfolgung, wie wir sie bereits gesehen haben, erfahren wir heute nicht mehr. Das mag daran liegen, dass Satan, vor allem in westlichen Ländern, seine Strategie geändert hat. Haben wir ihn gerade noch als brüllenden Löwen gesehen, erscheint er in unseren Ländern doch vor allem als Engel des Lichts. In den letzten Jahren haben wir es mit einer zunehmenden Demokratisierung zu tun, die uns Sicherheit, Freiheit und Ruhe gebracht hat. Eng damit verknüpft eine starke Liberalisierung, besonders der Wirtschaft, die uns vor allem Wohlstand gebracht hat.
Wie kaum eine andere Zeit und wenig andere Länder dieser Erde sind wir durch Materialismus gekennzeichnet. Wir haben uns zu einer regelrechten Konsumgesellschaft entwickelt, deren Lebensstil maßgeblich auf die Sicherung und Steigerung des Konsums ausgerichtet ist. „Shop till you drop“ ist das Credo. Immer her, immer mehr! Das ist unser Zeitgeist. Während verfolgte Christen meist in äußerer Armut leben, aber in einem lebendigen Bewusstsein ihrer Hoheit (Jakobus 1:9), das heißt ihres geistlichen Besitzes in dem Herrn Jesus, scheint es bei uns gerade anders herum zu sein. Zwar nimmt der äußere Wohlstand allgemein zu, aber der geistliche Grundwasserspiegel sinkt immer weiter ab. Mehr und mehr werden geistliche Wahrheiten aufgegeben – wenn auch oft nicht immer in der Theorie, dann doch in der Praxis – für die unserer Vorfahren hart auf ihren Knien gekämpft haben.
Es geht hier keineswegs darum einer Art Asketentum das Wort zu reden. Aber Gott sucht heute geistlich gesinnte Männer und Frauen die voll für Ihn allein einstehen und sich nicht dem Zeitgeist unterwerfen. Deren Leben ein lebendiges Zeugnis ist und ihr Reden nicht durchstreicht, sondern unterstreicht.
Sei es unter den offenen und brutalen Angriffen Satans dort, oder unter den eher subtilen und versteckten Angriffen hier – es wird uns alles kosten um standhaft zu widerstehen. Wir müssen uns vor Augen führen, dass es so oder so Satans erklärtes Ziel ist uns zum Schweigen zu bringen – sowohl in Bezug auf unser Reden als auch auf unser Leben. Letzteres „Reden“ ist eigentlich das lauteste und eindrücklichste. Schweige ich? Welche Sprache redet mein Leben? Was sehen die Menschen?
Es ist unmöglich … nicht zu reden
Fragen wir uns doch einmal was die Menschen damals in Apostelgeschichte vier von den ersten Christen gedacht haben mögen. Gerade gefangen genommen, standen Petrus und Johannes vor dem Synedrium. Es war dasselbe Synedrium, vor dem noch vor Kurzem der Herr gestanden hatte und dann zum Tod am Kreuz verurteilt worden war. Man mag schon fast rufen wollen: „Petrus, halt den Mund! Bist du völlig verrückt geworden? Du bringst alle noch durch dein Reden um!“ – so deutlich waren seine Worte an die Führer des Volkes. Aber Petrus, voll Heiligen Geistes, schwieg nicht, sondern redete und die Menschen mussten erkennen, dass dieser mit Jesus gewesen war (Apostelgeschichte 4:13). Aber das Erstaunen über diese ungelehrten und ungebildeten Männer hielt nur kurz und man drohte ihnen ernstlich „nicht mehr in diesem Namen zu irgendeinem Menschen zu reden“
(Apostelgeschichte 4:17-18). Das ist genau der Punkt! Zum Schweigen bringen! Damals wie heute das erklärte Ziel Satans! Allerdings war und ist genau das der Auftrag an Jünger Jesu:
„und ihr werdet meine Zeugen sein,
Apostelgeschichte 1:8
sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa
und Samaria und bis an [das] Ende der Erde.“
„Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium.“
Markus 16:15
Der Auftrag des Herrn hat sich bis heute nicht geändert. Wir sehen hier also den deutlichen Konflikt zwischen dem Gebot des Herrn und dem Bestreben Satans, in dem wir als Jünger Jesu stehen. Und wie antworten Petrus und Johannes?
„Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilt ihr; denn uns ist es unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.“ (Apostelgeschichte 4:19-20)
Da haben wir sie wieder! Diese Jünger des Herrn, die gehorsam blieben und die im vollen Bewusstsein dessen standen, was der Herr Jesus für sie war und was sie in Ihm hatten. Ihre Herzen brannten für den Herrn! Dass Petrus und Johannes hier so reagieren, macht und deutlich, dass sie schon bevor sie in diese gefährliche Situation gekommen waren, brennende Herzen hatten. Das verdeutlicht das Prinzip: Wir können in gefährlichen und stressigen Situationen, in denen unser Glaube geprüft wird, nur das zeigen, was wir bereits vor der Situation besaßen. Nochmal: Das war kein Kinderspiel hier. Die Führer des Volkes hatten unmissverständlich deutlich gemacht, was sie von dem Herrn hielten. Vielleicht sind den beiden Jüngern noch die Worte des Herrn in den Sinn gekommen:
„Wenn die Welt euch hasst, [so] wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. […] Erinnert euch an das Wort, das ich euch gesagt habe: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen;“ (Johannes 15:18-20).
Hier nur erfüllten sich diese Worte und haben es seitdem unzählige Male getan.
Eine Bitte um Freimütigkeit im Reden
„Fürchte dich nicht,
Apostelgeschichte 18:9
sondern rede, und schweige nicht!“
Noch einmal bedroht, kehren Petrus und Johannes zu ihren Mitchristen zurück. Wie würden sie jetzt reagieren? Resigniert aufgeben? In Deckung gegen? Doch nachdem sie berichtet hatten, was geschehen war, treten sie gemeinsam vor Gott im Gebet. Und um was beten sie? Um Rache? Vergeltung? Gericht? Schutz für sich?
„Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen
Apostelgeschichte 4:29
und gib deinen Knechten,
dein Wort zu reden mit aller Freimütigkeit“
Ja, die Drohungen waren nicht an ihnen vorübergegangen. Sie waren vollkommen realistisch. Hier wurde auch nichts schöngeredet. Aber ihre Gottesfurcht war größer als ihre Menschenfurcht! Sie bringen die Drohungen vor Gott und beten dann, dass da nichts sei, dass sie zurückhält, dem Befehl, den sie von ihrem Herrn erhalten hatten, gehorsam zu sein. Möge Satan ihnen drohen, sie würden kühn, mutig und frei heraus, in dem Bewusstsein, dass Gott für sie ist, seinem Gebot gehorsam bleiben. Interessanterweise lesen wir eben nichts davon, dass sie um Schutz bitten. War ihnen das egal? Selbstverständlich? Es scheint, dass es ihnen nicht darauf ankam. Gehorsam zu sein, das war die Devise!
Gott, in seiner Gnade, erhört dieses Gebet auf eindrückliche Weise. Er tat es damals; er tut es auch heute noch, wenn wir ihn bitten. Sicherlich werden die ersten Tage der Christenheit, was die Zeichen und Wunder angeht, nicht wieder zurückkehren. Aber lasst uns keinen Augenblick daran zweifeln, dass Gott immer noch derselbe ist (Hebräer 13,8; Jakobus 1:17) und, dass der Heilige Geist auch heute noch in gleicher Weise in uns wirken möchte, indem er uns Freimütigkeit schenkt das Wort Gottes zu reden und Kraft in unsere Worte legt.
Gottes Wort fordert uns auf:
„Predige das Wort,
Timotheus 4:2
halte darauf zu
gelegener und ungelegener Zeit“
Wir wollen dabei beachten, dass die Situation der verfolgten Christen eine andere ist als die unsrige. Das bedeutet, dass die Art und Weise des Predigens des Wortes Gottes bei ihnen eine andere sein wird als bei uns. Sie fürchten sich nicht, trotz allen Drohungen, und reden und schweigen nicht – durch Mittel und Wege, die ihnen zur Verfügung stehen. Schauen wir auf unsere Situation in unseren westlichen Ländern, so ist es eindeutig, dass wir eine unvergleichliche Freiheit besitzen. Wir stehen ja sogar unter dem Schutz des Grundgesetzes und können uns auf Artikel berufen, die uns das Recht geben, frei unsere Religion auszuüben und frei unsere „Meinung“ kundzutun. Daher wollen wir auch die Worte eines Christen, der auf Grund seines Glaubens verfolgt, verhaftet und gefoltert wurde ganz besonders heute zu Herzen nehmen:
„Gib nie in der Freiheit das auf, was wir in der schlimmsten Verfolgung nicht aufgegeben haben!“
„Jesus ist das Wert“
„Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht!“
Apostelgeschichte 18:9
Ich muss zugeben, dass mir das freie Bekennen des Herrn vor den Menschen oft schwerfällt. Da, wo der Herr innerlich bewegt war, als er die Volksmengen sah, ist bei mir oft Furcht – Menschenfurcht. Das Resultat? Ich schweige, wo ich hätte reden sollen. Was hilft? Der Blick nach Golgatha zum gekreuzigten Schmerzensmann:
Herr, Dein Erlösungswerk hienieden2 Herkunft: aus hie- und veraltet nieden = „in der Tiefe, unten“, mittelhochdeutsch niden(e), althochdeutsch nidana; verwandt mit nieder. Beispiele: [1] Der Clochard wurde verspottet, da er hienieden in Lumpen wandelte.
Füllt voll Bewunderung mein Herz.
Anbetend suchen meine Blicke
Dein heil’ges Haupt, gebeugt im Schmerz.
Nach Golgatha hin, muss ich schauen,
Wo Du am blut´gen Kreuzesstamm,
Für mich gelitten und gestorben,
Als makelloses Opferlamm.
Kein Aug‘ voll Mitleid war zu finden,
Kein Herz nahm teil an Deinem Leid.
Nur Schande, Spott, Verachtung, trafen
Dich dort, o Herr der Herrlichkeit.
So hat der Mensch geoffenbaret,
Sein sündig, schuldbelad’nes Herz;
Doch Deine göttlich freie Gnade
Ging diesen Weg, trotz Kreuz und Schmerz.
Vertraut mit all den schweren Leiden,
Gingst Du, o Schmerzensmann den Pfad.
Im Tod Dich im Gehorsam beugend
Nach Deines Gott und Vaters Rat.
Es war die Liebe, des Sohnes Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat (Galater 2:20),
die diese Leiden von Seiten der Menschen auf sich nahm. Und doch stand das Schlimmste noch dem Heiland bevor:
Die tiefsten Tiefen aller Leiden
Erreichen Deine Seele dort.
Ja, Wogen gleich, die überfluten,
Sind Tod und Sünd‘ an jenem Ort.
Tag, unergründlich tiefen Schmerzes.
O Tag, voll tiefstem Leid und Not,
Da Du, Herr, wardst von Gott verlassen
Und gingst für Sünder in den Tod.
(aus: Geistliche Gesänge, John Nelson Darby)
Gott sei Dank, er trank den bitteren Kelch gefüllt mit Gottes Zornwein über die Sünde bis zur Neige. Kein Tropfen bleibt für mich übrig. Die Frage der Sünde ist ein für alle Mal geklärt. Daran müssen und werden und können wir kein Teil haben. In gewissem Maße können wir aber Gemeinschaft mit Ihm haben (vgl. Philipper 3:10), wenn es um Leiden von Seiten der Menschen geht. Möge der Herr uns auch die Freude der Gemeinschaft schenken. In Apostelgeschichte fünf sehen wir, wie die Apostel erneut vor dem Synedrium stehen. Der Ton ist jetzt schon deutlich rauer. Hatte man ihnen nicht streng geboten, nicht in diesem Namen zu lehren (Apostelgeschichte 5:28)? Doch die Jünger blieben gehorsam und man beratschlagte, sie umzubringen. Soweit sollte es an dieser Stelle noch nicht kommen. Stattdessen bedroht man sie erneut und schlägt sie (Apostelgeschichte 5:40). Und die Jünger?
„Sie nun gingen vom Synedrium weg, voll Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden; und jeden Tag, im Tempel und in den Häusern, hörten sie nicht auf, zu lehren und Jesus als den Christus zu verkündigen.“ (Apostelgeschichte 5:41-42).
Merk-würdige Christen! Interessanterweise finden wir das auch heute noch bei vielen verfolgten Christen. Sie sehen es als die „Schuld des Kreuzes“ an. Immer wieder vergleichen sie ihr Leiden mit dem was der Herr Jesus für sie getan hat. Und wenn Christus so vor ihren Augen gemalt wird, dann empfinden sie Freude in ihren Herzen. Diese Schau zu dem Kreuz bringt sie auch immer wieder dazu, trotz allem Widerstand, Verfolgung, Schmerzen und Todesängste, zu urteilen: „Jesus ist das wert!“
Das Zeugnis des Jüngers verdorben!?
Abschließend sei das Augenmerk noch auf ein weiteres Ergebnis des Wirkens des Heiligen Geistes in den Gläubigen damals gelegt. Lesen wir, was Gottes Wort selbst dazu sagt:
„Die Menge derer aber, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein Eigen wäre, sondern sie hatten alles gemeinsam. […]Denn es war auch keiner unter ihnen bedürftig, denn so viele Besitzer von Feldern oder Häusern waren, verkauften [sie] und brachten den Erlös des Verkauften und legten [ihn] zu den Füßen der Apostel nieder; es wurde aber jedem ausgeteilt, so wie einer irgend Bedarf hatte.“ (Apostelgeschichte 4:32-34).
Das war es, was die Gnade Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes in den Christen damals noch hervorrief. Von Materialismus keine Spur. Dafür um so mehr von einer geistgewirkten Liebe zu Gott und Mensch. Eine Liebe, die trotz Drohungen gehorsam blieb und sich zu den Mitchristen sogar soweit äußerte, dass man Hab und Gut verkaufte, um es den anderen geben zu können. Was für eine Selbstaufgabe! Was für ein Zeugnis! Hier war eine Schar von Christen, die das, was in der Welt alles bedeutet, Wohlstand und Reichtum, freiwillig aufgaben.
„Wer aber irgend irdischen Besitz hat
Johannes 3:17
und sieht seinen Bruder Mangel leiden
und verschließt sein Herz vor ihm,
wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?“
Ja, in ihnen war die Liebe Gottes!
Wie würden die Menschen um uns heute wohl reagieren, wenn sie sehen, dass die Dinge dieser Erde eine absolut untergeordnete Rolle spielen? Wenn sie sieht, dass unser Lebenssinn sich nicht um zeitliche und sichtbare Dinge dreht, sondern um ewige und geistliche? Mit anderen Worten, wenn sie sieht, dass wir ein Leben im Licht der Ewigkeit leben?
William Kelly schreibt im Zusammenhang mit dem „ungerechten Verwalter“ (Lukas 16) dazu: „Was ist es, was das Zeugnis der Jünger heute so verdirbt? Dass Gläubige hauptsächlich für den gegenwärtigen Moment leben! So ein Wandel ruiniert nicht bloß den Sünder als solchen, sondern auch den Jünger, weil er nur für sich selbst und die Umstände seines Lebens lebt. Es ist unmöglich, so den Herrn zu verherrlichen.“
Was würden die Menschen wohl sagen, wenn sie nicht nur sähen, wie unser Leben auf die Zukunft, auf die Ewigkeit, ausgerichtet ist, sondern hier und jetzt, in der Gegenwart wir ein unerschütterliches Vertrauen auf den Unsichtbaren besitzen? Was würden sie sagen, wenn sie sähen, dass unser Vertrauen und unser Festhalten an Gottes Versprechen sich als wahr erwiesen? Müssten sie sich nicht unweigerlich fragen, ob unser Gott nicht tatsächlich Realität ist?
Reden am „Tag guter Botschaft“
Wir wollen uns noch einmal in Erinnerung rufen, dass es Satans erklärtes Ziel ist, dass wir schweigen – persönlich, als auch als Gemeinde. Die Wege und Mittel, auf denen er versucht dieses Ziel zu erreichen sind unterschiedlich, je nach dem ob er im Charakter als Engel des Lichts oder als brüllender Löwe handelt. Prüfen wir uns doch im Gebet vor Gott inwiefern das bei uns der Fall ist. Wir kommen nicht umher, dass wir hier Verantwortung haben.
„Da sprachen sie einer zum anderen: Wir tun nicht recht. Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft; schweigen wir aber und warten, bis der Morgen hell wird, so wird uns Schuld treffen. Und nun kommt und lasst uns hineingehen…“ (2. Könige 7:9).
„Wenn ich zum Gottlosen spreche: Du sollst gewiss sterben!, und du warnst ihn nicht und redest nicht, um den Gottlosen vor seinem gottlosen Weg zu warnen, um ihn am Leben zu erhalten, so wird er, der Gottlose, wegen seiner Ungerechtigkeit sterben, aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern. Wenn du aber den Gottlosen warnst, und er kehrt nicht um von seiner Gottlosigkeit und von seinem gottlosen Weg, so wird er wegen seiner Ungerechtigkeit sterben; du aber hast deine Seele errettet.“ (Hesekiel 3:18-19)
Bei vollem Verantwortungsbewusstsein wollen wir auch Mut schöpfen. Es ist sicherlich gut, wenn wir unserer eigenen Schwachheit, Kraftlosigkeit und Unzulänglichkeit bewusst sind und das im Gebet vor Gott bringen. Aber als Ausrede dürfen wir sie nicht nehmen.
„Ach, Herr, ich bin kein Mann der Rede, weder seit gestern noch seit vorgestern, noch seitdem du zu deinem Knecht redest; denn ich bin schwer von Mund und schwer von Zunge!“, waren Moses Worte (2. Mose 4:10).
Doch Gottes Zusagen sind heute noch dieselben:
„Da sprach der Herr zu ihm: Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm oder taub oder sehend oder blind? Nicht ich, der Herr? Und nun geh hin, und ich will mit deinem Mund sein und dich lehren, was du reden sollst.“(2. Mose 4:11).
„…seid nicht besorgt, wie oder womit ihr euch verantworten oder was ihr sagen sollt; denn der Heilige Geist wird euch in derselben Stunde lehren, was ihr sagen sollt.“ (Lukas 12:11)
Natürlich bedeutet das nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen und warten, dass Gott uns seine Gedanken im Schlaf schenkt. Das Bestreben des Dieners wird immer sein, Seine Gemeinschaft im Gebet und Studium seines Wortes zu suchen. Auch müssen wir in einem absoluten Geist der Abhängigkeit vor Gott sein. Lassen wir uns die Worte aus Jesaja 50, Verse vier und fünf zu Herzen gehen, die in so besonderem Maße auf unser Vorbild, den Herrn Jesus zutreffen:
„Der Herr, Herr, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden. Der Herr, Herr, hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen.“ (Jesaja 50:4-5)
Zu einem Gott geweihten Leben, gehört eben auch eine Gott geweihte Zunge! Aber dann dürfen wir eben auch mit dem Wirken des Heiligen Geistes rechnen, der uns Weisheit und die richtigen Worte in den Mund legen wird. Sind wir bereit auch dahingehend Gott mehr zu vertrauen? Er möchte so gerne uns erfahren lassen, dass er treu ist und zu seinem Wort steht! Mose durfte sich sicher sein, dass der Herr mit ihm sein würde. „Weil ich mit dir sein werde“ (2. Mose 3:12). Josua und Gideon und mit ihnen unzählige Diener Gottes bekamen die gleiche Zusage:
„Ich werde dich nicht versäumen
Josua 1:5-9
und dich nicht verlassen.
Sei stark und mutig! […]
Denn der Herr dein Gott,
ist mit dir überall, wohin du gehst“
Vergleiche . Hebräer 13:5-6; Richter 6:14-16
Lieber Bruder, liebe Schwester! Wir brauchen mehr von denen, die, mit brennenden und ungeteiltem Herzen, aktiv vor der Welt Zeugnis von der wunderbaren Botschaft, die Gott uns gegeben hat, abgeben. Wie lange wohl noch, haben wir dazu Zeit? Bist du dabei? So gilt denn, mehr denn je:
„Fürchte dich nicht,
sondern rede,
und schweige nicht!
Denn ich bin mit dir, …“
(Apostelgeschichte 18:9)
Herkunft: juengerschaft.org