Petrus aber und Johannes gingen hinauf in den Tempel um die Stunde des Gebets, die neunte. Und ein gewisser Mann, der von seiner Mutter Leib an lahm war, wurde getragen, den sie täglich an die Pforte des Tempels setzten, die „die Schöne“ genannt wird, damit er von denen, die in den Tempel hineingingen, ein Almosen erbitte.
Apostelgeschichte 3:1-2
Petrus und Johannes haben eine gute Gewohnheit: Sie gehen in den Tempel, um zu beten. – Wir haben auch Gewohnheiten: im Tagesablauf, im Beruf, im Miteinander. Kennen wir auch die Gewohnheit, regelmäßig zu Gott zu beten? Jeder für sich, aber auch, wie hier, gemeinsam mit anderen?
An einer Pforte zum Tempel, die man „Die Schöne“ nennt, sitzt ein lahmer Bettler. Gegensätzlicher könnte es nicht sein, denn hier treffen Glanz und Elend aufeinander.
Ja, der Tempel ist herrlich (Markus 13:1) und der Zugang „Schöne Pforte“ trägt seinen Namen sicher zu Recht – doch all diese Herrlichkeit kann den Kranken nicht gesund machen. Denn eine Religion, ein nur äußerlicher Gottesdienst, kann nicht helfen, mag er auch noch so schön daherkommen mit Liturgien und Gewändern, mit schönen Gebäuden und geweihten Gegenständen. Nötig ist eine Überzeugung, ein Glaube, eine Person – auch heute!
Der Bettler, über 40 Jahre alt, lahm von Geburt, ist auf Träger und Almosengeber angewiesen – Tag für Tag. Er versinnbildlicht uns Menschen, die von Natur aus sündig und kraftlos sind – kraftlos, weil wir nicht dazu in der Lage sind, uns selbst zu erlösen. Jeder von uns ist „in Ungerechtigkeit geboren“ und jeder, der die Anforderungen Gottes an uns Menschen kennt, weiß, dass er sie nicht erfüllen kann. Wir sind in uns selbst zu schwach dafür. Diese Hilflosigkeit könnte uns deprimieren, wenn es keinen Ausweg gäbe …!
Als [der Lahme] Petrus und Johannes sah, wie sie in den Tempel eintreten wollten, bat er darum, ein Almosen zu empfangen. Petrus aber blickte mit Johannes unverwandt auf ihn und sprach: Sieh uns an! Er aber gab acht auf sie, in der Erwartung, etwas von ihnen zu empfangen. Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht!
Apostelgeschichte 3:3-6
Petrus und Johannes betreten den Tempelbezirk durch die Schöne Pforte. Dort sitzt ein Lahmer, ein Bettler. Als dieser sie sieht, bittet er um ein Almosen, eine Spende – wie er es jeden Tag unzählige Male tut. Doch dieses Mal ist alles anders.
Petrus und Johannes bleiben stehen, sehen den Bettler unverwandt an, sprechen ihn an, fordern seine ungehinderte, ungeteilte Aufmerksamkeit. Und in Erwartung einer großzügigen Gabe ist er voller Spannung und Hoffnung und bekommt eine Antwort, die er so nicht erwartet hat. Petrus sagt: „Silber und Gold habe ich nicht!“. Wie enttäuschend ist diese Erklärung für den Bettler!
„Sieh uns an“, lautet die Aufforderung von Petrus. Er wünscht Blickkontakt und korrigiert dann Gedanken und Erwartungen: „Silber und Gold habe ich nicht!“ Petrus muss Platz schaffen für eine ganz andere Antwort, für etwas viel Größeres, für etwas, womit der Lahme nie gerechnet hätte: Gott wollte ein Wunder tun.
Auch heute redet und handelt Gott. Und Er wünscht unsere volle Aufmerksamkeit, deshalb sagt Er auch uns: „Du aber steh jetzt still, dass ich dich das Wort Gottes hören lasse“ (1. Samuel 9:27).
Petrus besaß „nichts“, wie sein Herr und Meister Jesus, als dieser hier auf der Erde lebte – und doch konnte er „viele reich“ machen. Das will er auch hier tun – der Lahme wird es noch selbst erfahren (vgl. 2. Korinther 6:10).
Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: In dem Namen Jesu Christi, des Nazaräers, steh auf und geh umher! Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich aber wurden seine Füße und Knöchel stark.
Apostelgeschichte 3:6-7
Der Bettler erwartet eine milde Gabe von den Aposteln – doch Petrus verweist ihn auf „Jesus Christus, den Nazaräer“; der Bettler erwartet etwas für den Lebensunterhalt – doch Petrus heilt ihn, macht ihn ganz gesund. (Apostelgeschichte 4:9) Wie verblassen da „Silber und Gold“ und alle anderen Almosen!
Petrus beruft sich dabei auf Jesus Christus, den Nazaräer. Dieser ist erst wenige Wochen vorher hier in Jerusalem verworfen und gekreuzigt worden. Er kam aus Nazareth, dieser kleinen und verachteten Stadt, über die jemand einmal sagte: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ – Aber dieser Jesus hat auch gesagt: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde“ (Johannes 1:46; Matthäus 28:18).
Dann fasst Petrus den Mann bei der Hand und richtet ihn auf. Und sofort werden „Füße und Knöchel stark“ (Originalton Lukas, der selbst Arzt war), reagieren Nerven, bewegen sich Sehnen und Muskeln. Der ehemals Lahme ist gesund: sofort – vollständig – dauerhaft. Ohne Krankenhaus, Reha-Maßnahme oder Tablettenkur.
Wenig später muss sich Petrus für diese Heilung vor der religiösen Elite von Jerusalem verantworten und beruft sich noch einmal auf Jesus: „Wenn wir heute … verhört und gefragt werden, durch wen dieser geheilt worden ist, so sei euch allen und dem ganzen Volk Israel kund, dass in dem Namen Jesu Christi, des Nazaräers, … dass durch ihn dieser gesund vor euch steht“ (Apostelgeschichte 4:5-10).
Auch heute kann man durch keinen anderen Namen errettet werden als durch Jesus (Apostelgeschichte 4:12)!
Und [Petrus] ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich aber wurden seine Füße und Knöchel stark, und er sprang auf, stand da und ging umher.
Apostelgeschichte 3:7-8
Wer macht den Kranken gesund? Jesus Christus, der Petrus die Vollmacht gegeben hat. – Wie wird der Kranke gesund? Indem Petrus ein Wort Gottes spricht und ihn bei der Hand fasst und aufrichtet. Er springt auf (obwohl er vorher in seinem Leben noch nie gesprungen ist), kann stehen und geht umher.
Wer heute sein Vertrauen in Jesus, den Gekreuzigten und auferstandenen Herrn setzt, wird ebenfalls erleben, dass dieser rettend eingreift. Wie das geht? Durch das Wort Gottes, wenn wir die Bibel lesen oder eine Predigt darüber hören. Allein das „Wort des Lebens“ kann eine grundlegende Veränderung bei uns bewirken. Der Apostel Petrus schreibt später: „… die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes“ (1. Petrus 1:23).
Ein Mensch, der durch Jesus gerettet wurde, …
… wird „springen“, wird mutig seinen Glauben bezeugen, weil er das machtvolle Handeln Gottes erlebt hat. … wird „stehen“. Ein Christ steht in der Gnade Gottes, das heißt: Gottes Liebe umgibt ihn und hält ihn aufrecht. „Denn ihr steht durch den Glauben“, heißt es in einem anderen Bibelvers (2. Korinther 1:24). Das bedeutet, dass der Gläubige sich tagein tagaus auf den Beistand seines himmlischen Vaters stützt und so Kraft und Mut für alle Herausforderungen empfängt.… wird „umhergehen“ und ein Leben führen, das Gottes Gedanken entspricht.
Und er ging mit ihnen in den Tempel hinein, ging umher und sprang und lobte Gott.
Apostelgeschichte 3:8
Die ersten Reaktionen des ehemals Lahmen sind aufspringen, stehen, umhergehen – Zeichen seiner persönlichen Freude. Doch dabei bleibt er nicht stehen, denn es heißt im Bibeltext, dass er „mit ihnen in den Tempel hineinging“ und dass er „Gott lobte“ – Zeichen einer gemeinsam ausgedrückten Freude.
Bis dahin saß er in der Pforte, die zum Tempel führte. Doch höchstwahrscheinlich durfte er nie selbst hinein, denn er war lahm. Aber jetzt darf er es. Was mag er dabei wohl empfunden haben?
Petrus und Johannes begleiten ihn hinein. Jeder, der errettet ist, ist in eine Gemeinschaft gerufen. Man wird in eine neue Familie „hineingeboren“, nämlich in die Familie Gottes. Sie wird auch Gemeinde oder Versammlung Gottes genannt. Wie ausgeprägt der Gemeinschaftsgedanke und das Miteinander der ersten Christen war, lesen wir in der (Apostelgeschichte 2:44). – Leider sind heute, aus welchen Gründen auch immer, manche Christen allein unterwegs, ohne irgendeine geistliche Gemeinschaft!
Der ehemals Lahme lobt Gott. Auch dazu fordert die Bibel die Gläubigen auf: „Durch ihn (Christus) lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“ (Hebräer 13:15). Gott loben kann man jeden Tag. Dazu braucht man weder Kirchengebäude noch Gemeinderaum. Gott freut sich und wird geehrt, wenn wir Ihm „stets“ Lob bringen. Und weil der Glaube immer auch in der Gemeinschaft mit anderen Christen gelebt wird, nutzen die Gläubigen die wöchentlichen Gottesdienste, um gemeinsam Gott zu preisen und Ihm für seine Rettung zu danken.
Die Segnung und die Herrlichkeit und die Weisheit und die Danksagung und die Ehre und die Macht und die Stärke sei unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Offenbarung 7:12
Und das ganze Volk sah ihn umhergehen und Gott loben; sie erkannten ihn aber, dass er der war, der wegen des Almosens an der Schönen Pforte des Tempels gesessen hatte; und sie wurden mit Erstaunen und Verwirrung erfüllt über das, was sich mit ihm ereignet hatte.
Apostelgeschichte 3:9-10
Ein Wunder ist geschehen: Ein Lahmer, der von Geburt an und über 40 Jahre lang nicht gehen konnte, kann wieder laufen und springen! Doch die Reaktionen darauf sind enttäuschend!
Die Volksmenge erkennt, dass der Lahme, der Tag für Tag an der Schönen Pforte saß, plötzlich geheilt umhergeht. Hier ist vor aller Öffentlichkeit ein Wunder geschehen, das man nicht leugnen kann.
Doch leider nehmen die Kritiker das Geschehen nicht positiv auf. Man ist erstaunt – weil man damit nicht gerechnet hat. Man ist verwirrt, verwundert, kann es nicht glauben, sieht deshalb in dem Wunder auch nicht ein Handeln Gottes und lobt Ihn deshalb auch nicht.
Sicher erinnern Sie sich noch an den scheinbar deprimierenden Anfang der Geschichte – die Hilflosigkeit des Lahmen. Doch das Ende der Geschichte ist wirklich deprimierend. Da hat Gott in Macht gewirkt, hat ein Wunder getan, aber die Menschen freuen sich nicht mit, sondern sind zunächst verwirrt und wollen es später sogar vertuschen.
Bin ich wie der Lahme, dessen Leben hoffnungslos war oder freue ich mich schon über meine Heilung, meine Rettung? – Gleiche ich ihm, indem ich die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen suche, um regelmäßig Gott zu loben und anzubeten? – Oder bin ich wie einer aus der Volksmenge, der zwar weiß, was passiert ist – der aber an sich selbst noch keine Heilung und keine Errettung erlebt hat?
Der Lahme springt und ist glücklich – diese Freude kann auch heute, fast zweitausend Jahre später, jeder persönlich erfahren!
Herkunft: “Die gute Saat” App