Das Sichtbare und das Unsichtbare
Denn in ihm (Jesus) ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte; alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen; und er ist vor allem, und alles besteht durch ihn. Kolosser 1:16-17
Es gibt eine sichtbare und eine unsichtbare Welt. Die beiden stehen in derselben Wertigkeit nebeneinander, da ist keine bedeutender als die andere. Und nachdem, was wir sonst noch in der Bibel lesen, können wir davon ausgehen, dass wir als Menschen für beide Welten geschaffen sind. Wir haben einen Körper und eine Seele, die dafür geschaffen sind, in der sichtbaren Welt zu leben und wir haben einen Geist, der dafür angelegt ist, die unsichtbare Welt wahrzunehmen und in ihr zu agieren.
Besonders in unserer westlichen Welt haben wir uns mehr auf die sichtbare Welt konzentriert. Die kann man messen, einsortieren, begründen, warum was wie läuft. Leider haben wir uns sehr davon vereinnahmen lassen und stützen uns auf das, was wir mit unserem Verstand aufnehmen und begründen können. Dasselbe geschieht oft auch in unserem Leben mit Gott. Wir nehmen nur die Sachen an, die für uns in der sichtbaren Welt Sinn machen. Vieles andere lassen wir aussen vor.
Aber es gibt auch diese unsichtbare Welt. Gott selbst ist unsichtbar. Sein Reich ist (noch) unsichtbar. Es wird nur sichtbar und manifestiert sich dort, wo Menschen sich auf dieses unsichtbare Reich einlassen und es ausleben.
Wenn es nun eine unsichtbare Welt gibt, für die wir ebenso geschaffen sind wie für die sichtbare, kennen wir sie? Wissen wir, wie sie funktioniert, genauso wie wir wissen wie alles in der sichtbaren Welt funktioniert?
Wir sollen da auch nicht von der anderen Seite vom Pferd fallen. Es braucht die Balance zwischen beiden Welten. Ich bin weder dafür, nur nach dem menschlichem Verstand und dem, was wir im Sichtbaren beurteilen können, zu leben, noch dafür, abgehoben in die unsichtbare Welt zu entfliehen. Ich glaube, wir sind dazu geschaffen, beides zusammenzubringen und somit das Übernatürliche aus der unsichtbaren Welt in das Natürliche der sichtbaren Welt zu bringen und die beiden zu verbinden.
Wie wirkt sich diese Sicht aus?
Nehmen wir mal das Beispiel “Klatschen” im Lobpreis oder der Anbetung.
Wenn wir zum Beispiel das Thema „Klatschen“ nehmen und versuchen, es nur für die sichtbare Welt zu begründen, dann ist es vielleicht eine Möglichkeit Rhythmus in die Musik zu bringen, wo ich aber persönlich wählen kann, ob das nun mein Ding ist oder nicht. Vielleicht mache ich es noch, weil die Psalmen mich dazu auffordern, auch wenn ich es persönlich nicht verstehe, warum.
Wenn ich nun auch die unsichtbare Welt in Betracht ziehe und mir überlege, dass das, was ich im Sichtbaren tue auch dort eine Auswirkung haben kann, sehe ich vielleicht mehr die Notwendigkeit meiner Aktion. Wenn ich zum Beispiel erkenne, dass ich in der unsichtbaren Welt durch mein Klatschen Gottes Herrschaft einlade und sie an meinem Ort in Empfang nehme, dann ist es weniger die Frage, ob klatschen nun mein Ding ist oder nicht, sondern mehr, will ich Gottes Herrschaft sehen und will ich dazu beitragen.
Ich glaube, dass alles, was wir im Sichtbaren tun für uns eine Auswirkung in der unsichtbaren Welt hat und genauso anders herum alles, was wir im Glauben im Unsichtbaren tun, wird sich im Sichtbaren für uns auswirken.
In diesem Licht sehe ich auch, was Jesus in Matthäus 16:19 sagt:
„Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was immer du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was immer du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein.“
In Bezug auf die Anbetung bin ich davon überzeugt, dass das, was wir tun oder nicht tun, für uns Auswirkungen hat. Ich glaube schon, dass Gott ALLE Anbetung EMPFÄNGT, die aus Glauben und mit ganzem Herzen geschieht. Das ist gar keine Frage!
Wenn wir aber auch den Glauben haben, dass sich Gott in der Anbetung bewegt, weil Er in der Anbetung seines Volkes wohnt (Psalm 22:4) und Anbetung nicht nur etwas ist, was zu Ihm hin fließt, sondern wo auch etwas zwischen Ihm und uns geschieht, glaube ich schon, dass wir durch unsere Aktion in der Anbetung Dinge lösen und binden können, die eine Ausbreitung seiner Herrschaft fördern oder eben auch hindern können, wenn wir sie nicht tun.
Ich schreibe dies als Ermutigung, sich damit mehr auseinanderzusetzen. Vieles macht für mich mehr Sinn, seitdem ich diese unsichtbare Welt mehr in mein Leben mit einbeziehe und auch von Realitäten ausgehe, die mein menschliches Denkvermögen übersteigen und Glauben benötigen. Glaube ist das, womit wir in dieser unsichtbaren Welt agieren. Für diesen Glauben müssen wir zuvor aber selbst gesehen und erkannt haben und agieren dann aufgrund dieser Überzeugung…es ist ein überzeugt sein, von Dingen, die man nicht sieht (s. Hebräer 11:1).
So erheben wir im Glauben unsere Hände, klatschen wir im Glauben, singen wir im Glauben, beten wir im Glauben, beten wir ohne Unterlass…in dem Glauben, dass wir dadurch mehr tun als das, was in Raum und Zeit messbar ist.
Anmerkungen
Paulus Anweisung im 1. Thessalonicher 5:17 „betet ohne Unterlass“ kann verwirrend sein. Offensichtlich kann es wohl kaum bedeutet, dass wir den ganzen Tag in einer Kopf-geneigten, Augen-geschlossenen Position sitzen. Paulus bezieht sich nicht auf ein Non-Stopp-Gespräch, sondern auf die dauerhafte Einstellung, Gott gegenüber aufmerksam und ergeben zu sein. Jeden Moment im Leben müssen wir uns bewusst machen, dass Gott bei uns ist und dass er aktiv und engagiert in unseren Gedanken und Handeln involviert ist.
Der Gott des Alten Testamentes ist transzendent. Im Lateinischen bedeutet das Wort trancendere „überschreiten“. Gott überschreitet alle Grenzen. Er übersteigt unser Vorstellungsvermögen. Er sprengt alle Grenzen unserer materiellen Welt. Aber er ist selbst durch nichts begrenzt. Die Grenze zwischen Gottes Wirklichkeit und unserer Wirklichkeit ist grundsätzlich offen. Und an vielen Stellen des Alten Testamentes sehen wir, wie Gottes unbeschreibliche Wirklichkeit in unsere Welt hineinbricht. Sehr oft verdichtet sich diese Wirklichkeit in physischen Erscheinungen wie Feuer oder Wolken, Rauch oder Wind. Natürlich ist in diesen Augenblicken das Feuer nicht Gott. Aber Gott wählt sich in seiner Freiheit das Feuer, um seine Gegenwart erfahrbar zu machen. Gottes reales Wirken geht bis in unsere materielle Wirklichkeit hinein. Das war im Alten Testament eine normale Erfahrung. Und die Menschen erwarteten auch nichts anderes, wenn sie einen Gott anbeteten, der Schöpfer dieser ganzen Welt ist.“ (Guido Baltes „Anbetung konkret“)
Herkunft:lebensstrom.de