Ein Fleisch oder zwei Einzelne?
Wie verringern wir Streitigkeiten und Mißverständnisse?
Zwischen menschlichen Wesen wird es immer Unterschiede geben, die manchmal auch zu Meinungsverschiedenheiten führen. Aber müssen wir deswegen streiten, d. h. m ü s s e n wir streitsüchtig, nörgelnd, mißmutig, unhöflich, polternd und patzig sein? Dazu gehören auch verwandte Eigenschaften wie zorniges, beißendes, ätzendes, zynisches, aggressives Reden und Verhalten.
Keiner dieser Charakterzüge hilft uns, eine vielleicht sogar legitime Meinungsverschiedenheit zu lösen, schon gar nicht als Nachfolger Jesu.
Jakobus 4:1 stellt die Frage: „Woher kommen Kriege und Streitigkeiten unter euch? Nicht daher, aus euren Begierden, die in euren Gliedern streiten?“ Die Ursache liegt also nicht auf dem Gebiet der Meinungsverschiedenheiten oder bei der anderen Person, sondern in unserer eigenen sündhaften Natur. Wir wollen unbedingt beweisen, daß wir Recht haben oder im Recht sind.
Dem anderen muß sein vermeintliches oder tatsächliches Unrecht klar nachgewiesen und deutlich vor Augen geführt werden. Wir gieren förmlich danach, das letzte Wort zu haben. Wir wollen den Streit gewinnen, und zwar um jeden Preis. Wie sollen wir eine derartige Einstellung bezeichnen? Gleichgültig, welchen Namen wir dem häßlichen Kind verpassen, wir müssen diese Haltung unbedingt ändern.
Eine solche Veränderung mit Hilfe der dazu befähigenden Kraft Gottes könnte der Beginn zur Reduzierung von Streitigkeiten sein. Dadurch würde sich unsere Fähigkeit enorm verbessern, uns im Fall von Meinungsverschiedenheiten als Christen zu verhalten.
Streitsüchtige Leute, die sich als Nachfolger Jesu bezeichnen, haben anscheinend Galater 5:19-20 vergessen: „Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: … Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht …“
Diese Sünden stehen in direktem Kontrast zu der Frucht des Geistes in Galater 5:22. Wenn wir solche bösen Werke des Fleisches regelmäßig praktizieren, dann stellen wir damit in Frage, ob wir wirklich echte und wahre Christen auf dem Weg zum Himmel sind (Galater 5:21)! Das ist äußerst ernst! Die Frage ist deshalb, ob unser eigenes Verhalten mit dem Glauben übereinstimmt, den wir bekennen.
Unser Ehepartner ist vielleicht schwierig, oder zumindest ist das unsere Meinung. Aber wie dem auch sei, es ändert nichts an unserer Verantwortung Gott gegenüber, auch in provozierenden Situationen richtig zu reagieren. Denken wir immer daran, daß es uns in Gottes Augen nicht erlaubt ist, falsches Verhalten unsererseits zu entschuldigen, indem wir die Verantwortung dafür jemand anderem in die Schuhe schieben!
Das soll nicht heißen, daß wir keine Überzeugungen oder sogar Meinungen haben sollen oder dürfen. Aber wir müssen auf jeden Fall lernen, wie wir unsere Meinungen unserem Partner gegenüber zum Ausdruck bringen, ohne daß das Gespräch dabei in einen Streit ausartet, von dem wiederum böses Blut die Folge ist. Es besteht ein großer Unterschied zwischen einem Gespräch und einem Streit, und wir müssen lernen, zu e i n e r Meinung über diesen Unterschied zu finden. Wenn wir über etwas sprechen oder diskutieren, dann haben beide Partner jeweils die Möglickeit, eine bestimmte Sache zu dessen Erwägung vorzubringen.
Gespräche oder Diskussionen sind keine Monologe. Sie sind kein Versuch, dem anderen das Zugeständnis abzuringen, daß wir recht haben und der andere Unrecht. Sie sind nicht Zornausbrüche, bei denen viel Hitze, aber wenig Licht produziert wird. Bei einem Gespräch hört man mit respektvoller Aufmerksamkeit (nicht notwendigerweise Zustimmung) auf die Meinung des anderen, wie verkehrt und irrig diese auch immer sein mag.
Wenn ein Gespräch zu einem Streit wird, soll es sofort beendet werden, weil es dann keinem sinnvollen Zweck mehr dient. Im Gegenteil, es ist dann schädlich.
Wenn Kinder ihre Eltern streiten hören, oder wenn sie auch nur Spannungen in deren Beziehung spüren, so ist das äußerst schädlich für sie und obendrein ein schlechtes Beispiel. Vielleicht sehen sie „das Leben , wie es wirklich ist“, wie manche Eltern sich verteidigen. Aber gewiß sehen sie das Leben nicht, wie es wirklich sein sollte. Ob wir es nun als „häuslichen Konflikt“ bezeichnen oder als „handfesten Familienkrach“, wo einer oder beide Partner „explodieren“, „in die Luft gehen“ oder – im Extremfall – gar „Tobsuchtsanfälle bekommen“ -wir müssen dem unbedingt ein Ende setzen!
Die ganze Verzweiflung einer solchen Situation kommt in Sprüche 21:9 zum Ausdruck: „Besser ist es, auf einer Dachecke zu wohnen, als eine zänkische Person und ein gemeinsames Haus„. Und in Sprüche 17:14 steht: ”Der Anfang eines Zankes ist, wie wenn einer Wasser entfesselt; so laß den Streit, ehe es zum Zähnefletschen kommt.“ Das macht deutlich, daß ein Streit, zum Besten aller Beteiligten, bereits im Anfangsstadium beendet werden sollte.
Ein bekannter Christ erzählte dem Verfasser einmal, er und seine Frau würden sich nie streiten. Als nach dem Grund für diese bemerkenswerte Leistung gefragt wurde, antwortete er: „Sie weigert sich schlichtweg, zu streiten“. Dies scheint für die meisten Ehepartner fast zuviel verlangt. Wie können wir dann Streitigkeiten und Mißverständnisse wenigstens verringern?
- Versuchen wir, unsere Reaktionen zu beherrschen
Wir müssen dem Herrn erlauben, ja ihn förmlich anflehen, unsere Emotionen, Worte und Handlungen
unter Kontrolle zu nehmen. Selbstbeherrschung ist eine der Früchte des Geistes und ist eines der
wichtigsten Kennzeichen eines vom Heiligen Geist geleiteten Lebens. Dies hat seine Quelle und
Grundlage in einem täglichen persönlichen Austausch mit Gott („Stille Zeit“). Wir sollten dann Römer
6:6; Römer 6:11; Römer 6:13; und Römer 8:13 praktisch anwenden. Dort lesen wir, daß wir „wissen“, „dafürhalten“,
„darstellen“ und „töten“ sollen, was zu einem Leben im Sieg führt. Sprüche 25:28 sagt uns: „Eine
erbrochenen Stadt ohne Mauer: So ist ein Mann, dessen Geist Beherrschung mangelt“. In Sprüche
15:1 lesen wir: „Eine gelinde Antwort wendet den Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt den
Zorn“. Und in Sprüche 29:11 steht: „Der Tor läßt seinen ganzen Unmut herausfahren, aber der Weise
hält ihn beschwichtigend zurück“. Zornige Menschen erregen Zank, was wiederum zu Sünde führt
(Sprüche 29:22). Dies wird in den folgenden Versen in Sprüche 29 mit Stolz und Hochmut verbunden.
Zusammenfassend ist es wichtig, kühl und beherrscht zu bleiben und unsere verbale Munition im
Depot zu belassen, um nicht überhastet und verärgert loszustreiten. Wir müssen lernen, besser
zuzuhören, und weniger versuchen, bloß dem anderen unsere Meinung an den Kopf zu werfen. - Lernen wir, Verletzungen (tatsächlich und vermeintliche ) zu übersehen
Wir müssen lernen, gegenseitiges Ertragen (Epheser 4:2; Kolosser 3:13) zu verstehen und zu praktizieren.
Dies bedeutet, sich etwas gefallen zu lassen, etwas hinzunehmen, etwas „einstecken“ zu können. Es ist
um Christi willen und zum Besten von beiden Beteiligten. Sprüche 19,11 sagt, daß es „der Ruhm eines
Menschen ist, Vergehung zu übersehen“, also das Ergebnis seiner Bereitschaft, seinen Zorn
zurückzuhalten. Denken wir an die Haltung des Herrn Jesus vor Pontius Pilatus oder den anderen
Anklägern. Betrachten wir Seine Selbstbeherrschung und Seine Geduld! Jemand mit diesem
Charakter, der andere erträgt, könnte oft etwas, sagen (meist zurecht), aber er verzichtet darauf.
Stattdessen bleibt er still und zeigt dadurch echte Langmut, Demut und Sanftmut. Dies ist das
Kennzeichen eines äußerst starken Charakters, der letztendlich christusähnlich ist. Wir sollten den
festen Entschluß fassen, in unserer täglichen Praxis, besonders im Familienkreis, Dinge lieber zu
übersehen, als uns damit innerlich verletzen zu lassen. - Meinungsverschiedenheiten sollten wir auf vernünftige Weise zu lösen versuchen, wenn sie
sehr real sind und nicht übersehen werden können,. Wir müssen einen günstigen Zeitpunkt wählen,
um an den entsprechenden Problemen zu arbeiten. Vermeiden wir Zeiten, zu denen wir müde,
hungrig, zornig oder emotionell geladen sind. Treffen wir von vornherein die Übereinkunft, ruhig und
in einem vernünftigen Gesprächston zu reden (nicht laut oder zu schnell). Arbeiten wir daraufhin,
Meinungsverschiedenheiten zu lösen und zwar nicht in einer „Einer gewinnt, einer verliert“ –
Atmosphäre. Lernen wir, Mängel und Versagen unsererseits hinsichtlich Haltung und Praxis
zuzugeben. Schreiben wir das Für und Wider des betreffenden Problems nieder, indem wir beide
Standpunkte und die jeweiligen Gründe dafür einschließen. Überlegen wir uns, wo und wie weit wir
Übereinstimmung erreichen können. Schließen wir Kompromisse hinsichtlich unserer Ansichten, ohne
unsere Überzeugungen zu kompromittieren. Auch dies verlangt wiederum einen hohen Grad an
menschlicher Reife und geistlicher Kraft. Jedoch lohnen sich unsere Bemühungen auf jeden Fall,
wenn wir dieses Ziel in unserer Kommunikation erreichen und allmählich lernen, unsere
Meinungsverschiedenheiten friedvoll zu lösen. - Wo wir allem Anschein nach wichtige Fragen zwischen uns allein nicht lösen können,
sollten wir uns beide auf einen reiferen Gläubigen einigen, der uns als Vermittler hilft.
Treffen wir unter uns die Übereinkunft, daß seine Empfehlung in der betreffenden Sache
für beide Partner bindend ist. Dies kann auf formelle oder informelle Weise geschehen.
Das Ziel ist, die Sache zu lösen und sie hinter uns zu bringen. Schwelende Streitigkeiten
sind eine oft unterschätzte Gefahr in einer Beziehung. Sollten wir an einem toten
Punkt oder in einer Sackgasse angekommen sein, müssen wir diese unbedingt
überwinden und durchbrechen.
Frustration ist eine denkbar schlechte Voraussetzung für Erfolg, ganz gleich auf welchem Gebiet. Es ist eine negative Reaktion auf etwas, was uns nicht gefällt. Frustration ist nicht konstruktiv. Ich muß mir klarmachen, daß meine Handlungen und meine Haltung mein Problem sind. Ich bin nicht dafür verantwortlich, was der andere tut oder nicht tut, sondern dafür, was ich tue.
Tun wir das, was recht und richtig ist, und zwar für den Herrn und um Seinetwillen. Dies führt zu den besten Ergebnissen. Denken wir daran, daß Schwierigkeiten auch ihre guten Seiten haben. Wir können charakterlich wachsen, indem wir mit Gottes Hilfe lernen, ein Überwinderleben zu führen. Lernen wir, ein stärkerer, besserer Mensch zu werden.
Wir verherrlichen Gott, indem wir Probleme durch Gehorsam und Hingabe Ihm gegenüber überwinden. Lernen wir, wie die Reben aus dem Weinstock (Johannes 15:1-9) unsere Kraft aus Gott zu beziehen. Indem wir lernen, ein weiserer Mensch zu werden, anstatt in unseren eigenen Frustrationen zu schmoren, wachsen wir in der „Schule Gottes“.
Die ist das Leben selbst. Bitten wir Gott nicht, uns weniger Probleme und Frustrationen zu geben. Bitten wir Ihn um Hilfe, ein besserer Mensch zu werden.
Teil 4 folgt.
Herkunft: sermon-online.de