Der Vorschlaghammer Gottes – Teil 1
“Ich werde dir meinen Glauben aus meinen Werken zeigen.” (Jakobus 2:18)
Das Thema des Jakobus-Briefes ist praktischer, gelebter Glaube. Darum geht es. Das, was Jakobus schreibt, lockt uns aus der Reserve und fordert uns heraus, nicht nur ein Glaubensbekenntnis zu haben, sondern unseren Glauben durch unsere Taten auch unter Beweis zu stellen. Als Überschrift über den Brief könnte man die Worte aus Kapitel 2,18 nehmen: “Ich werde dir meinen Glauben aus meinen Werken zeigen.”
Jakobus schreibt sowohl an Gläubige als auch an Ungläubige. Und er möchte, dass der Glaube der wahren Gläubigen zum Vorschein kommt. Es ist als ob er sagen würde: Würden die wahren Gläubigen bitte mal aufstehen!
Und das ist schon die erste herausfordernde Frage für jeden von uns: Inwiefern wird mein Glaube durch Glaubenstaten oder Glaubenswerke in meinem Leben sichtbar? Wie gehe ich mit Prüfungen um? Wie sehr vertraue ich auf die Güte Gottes? Wodurch zeigt sich meine Liebe zu Gott und meine Liebe zum Volk Gottes?
Wie gehe ich mit meiner Zunge um? Wie stehe ich zu meinem sündigen Fleisch, zur Welt und zu Satan? Lebe ich in Abhängigkeit von Gott? Kann ich aktuelle Ungerechtigkeit im Glauben an Gott abgeben, in dem Vertrauen, dass Er spätestens bei Seiner Erscheinung alles göttlich ordnen wird? Bemühe ich mich darum, gefallene Glaubensgeschwister wiederzugewinnen? Und mit welchem Glaubensvertrauen bete ich?
Luther hat den Jakobusbrief als eine stroherne Epistel bezeichnet, weil er dachte, dass Jakobus Paulus widerspricht. Aber das ist nicht der Fall, wie wir noch sehen werden. Ein Bibelausleger hat diesen Brief als den Vorschlaghammer Gottes bezeichnet, weil es wohl kaum einen anderen Brief gibt, der so direkt zu uns spricht und uns so sehr herausfordert, wie dieser Brief.
Jakobus – und das Wunder der Bekehrung
„Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind, seinen Gruß!“ (Jakobus 1:1)
Jakobus war der Bruder des Herrn Jesus. Bis zur Kreuzigung des Herrn war Jakobus noch ungläubig. Doch nach der Auferstehung des Sohnes Gottes war er zum lebendigen Glauben gekommen.
Durch die Gnade Gottes wurde er sogar zu einer Säule in der Versammlung in Jerusalem und zu einem Führer unter den Brüdern. Er war es, der, nachdem Petrus in Apostelgeschichte 15 einige Ausführungen machte, das finale Urteil sprach, was unter der Leitung des Heiligen Geistes zustande kam.
Die Geschichte von Jakobus kann besonders denen Mut machen, die noch ungläubige Verwandte haben. Christus weiß, was es bedeutet, von ungläubigen Verwandten umgeben zu sein. Er hat über viele Jahre hinweg Sein Licht vor ihren Augen leuchten lassen und nicht aufgegeben, obwohl sie Ihn nicht angenommen haben.
Es hat lange gedauert, doch irgendwann hat Gott das ganze Haus gerettet – davon dürfen wir sicher ausgehen. Also gib nicht auf, für deine Angehörigen und Verwandten zu beten!
Er schreibt den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind. Das bedeutet, er wendet sich an die Israeliten. Einige von ihnen waren gläubig geworden, andere hatten nur ein frommes Bekenntnis, aber ohne geistliche Realität. Es gab einige Reiche, die offiziell vom Judentum zum Christentum konvertiert waren. Allerdings konnte man in ihrem praktischen Verhalten davon nichts erkennen. Deshalb fordert Jakobus auch sie dazu auf, ihr Glaubensbekenntnis durch Glaubenspraxis unter Beweis zu stellen.
Es war eine Zeit des Übergangs. Zu Beginn des Christentums kamen die Christen zum Teil noch im Tempel oder in der Synagoge zusammen. Einige Priester hatten sich bekehrt und sicherlich nicht sofort ihren Priesterdienst beendet, da die Briefe von Paulus z.B. noch gar nicht geschrieben und die neutestamentliche Lehre in diesem Sinn noch nicht bekannt war.
Jakobus schreibt hier über seinen leiblichen Bruder und nennt Ihn: Herrn Jesus Christus. Außerdem nennt er sich selbst Seinen Knecht. Was für eine Veränderung hat im Leben dieses Mannes stattgefunden! Ist das auch bei uns so? Wir sind nicht nur Kinder Gottes. Wir sind auch Knechte oder Diener, die auf Befehle warten und gerne im Gehorsam dienen!
Freude in Prüfungen
„Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt“ (Jakobus 1:2)
Jakobus fällt direkt mit der Tür ins Haus. Hätte er nicht mit einem angenehmeren Thema anfangen können? Nein, denn es ist ein wesentliches Merkmal das Glaubens, dass er sich in Prüfungen bewährt!
Das zeigt schon, wie herausfordernd dieser Brief ist. Und das geht in den folgenden Kapiteln noch weiter, wenn er auf die Bevorzugung von Personen, auf Glaubenswerke, auf den Gebrauch der Zunge und den Umgang miteinander zu sprechen kommt. Das zeigt etwas, warum Ausleger diesen Brief als Vorschlaghammer Gottes bezeichnet haben.
Zuerst einmal müssen wir wissen, was Prüfungen sind, in die wir hineinfallen (die Gott uns also sendet). Beispiele dafür sind:
- Ein rebellisches Kind
- Arbeitslosigkeit
- Krankheit
- Probleme in der Ehe
- Krieg und seine wirtschaftlichen Folgen
- Disharmonie in der Versammlung
- Verfolgung wegen unseres Glaubens
Die ersten Christen, die sich aus dem Judentum bekehrt hatten, wurden tatsächlich wegen ihres Glaubens verfolgt, wie der Hebräerbrief deutlich macht. Das ist auch der Hintergrund im Jakobusbrief.
Was bedeutet es, dass man es für Freude achten soll, in Prüfungen zu fallen? Es bedeutet nicht, dass man strahlend und lachend durch die Gegend laufen muss. Es bedeutet, dass man sich über das Ergebnis freut, was Gott damit beabsichtigt.
Was ist Gottes Ziel, wenn Er Prüfungen in unserem Leben zulässt? Er möchte uns geistlich wachsen und reifer werden lassen. Geistliches Wachstum und Christus-Ähnlichkeit, das möchte Gott in unserem Leben bewirken. Deshalb kann man Prüfungen auch als schwarze Gefäße bezeichnen, die mit Gold gefüllt sind.
Wir stehen in der Liebe Gottes und sollen wissen, dass Gott in Liebe mit uns handelt und gute Absichten verfolgt, mit allem, was Er in unserem Leben zulässt. Deshalb schreibt Paulus auch in Römer 8:28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.“ Dieses Bewusstsein kann uns dahin bringen, dass wir Prüfungen für Freude achten, weil wir auf die Absicht Gottes und das Ergebnis sehen.
Es geht hier also zuerst um unsere innere Haltung im Blick auf Prüfungen in unserem Leben. Lebendiger Glaube resigniert nicht, wenn eine Prüfung kommt, sondern er nimmt sie aus der Hand Gottes an und freut sich auf das Ergebnis.
Petrus geht übrigens in die gleiche Richtung, wenn er von Frohlocken in Verbindung mit Versuchungen spricht. Denn er weiß, dass die Bewährung des Glaubens in Prüfungen für Gott kostbarer ist als alles Gold der Welt (s. 1. Petrus 1:6.7).
Wenn also eine Prüfung kommt oder wir in einer Prüfung sind, dann ist die Frage, welche Haltung wir innerlich dazu einnehmen. Akzeptieren oder rebellieren? Für Freude achten oder sich darüber beschweren?
Fortsetzung im nächsten Beitrag……
Herkunft: juengerschaft.org